Wie geht´s Dir an Tag Eins nach der härtesten Rallye der Welt?
Thomas Schünemann: Es ist ein erhebendes Gefühl, beim zweiten Start in Argentinien die zweite Zielankunft zu feiern. Nach der dritten Etappe lagen wir hoffnungslos zurück. Zwar waren wir entschlossen, weiter zu kämpfen, aber die Aussicht auf einen Platz an der Spitze schien nicht realistisch. Wir haben uns durch unsere Aufholjagd selbst wieder nach vorn gepusht. Mit Ausnahme von zwei Autos lagen am Ende nur noch aktuelle oder frühere Werkswagen vor uns. Das macht einen so stolz und glücklich, dass man nicht einmal die Müdigkeit nach zwei Wochen Dakar bemerkt.

Was überwiegt bei Euch, die Freude über Platz Zwei oder der Ärger über den verpassten Sieg in der Buggy-Wertung?
Ohne die technischen Defekte hätten wir die Buggy-Klasse gewinnen können, richtig. Aber so ist eben der Rallyesport. Wir trauern den Dingen nicht nach, sondern freuen uns über das, was wir erreicht haben. Dabei schwingt natürlich auch eine Portion Stolz mit, denn auf den schwierigen Etappen, wo es auf das Fahrkönnen oder die Navigation ankam, waren wir die Schnellsten. Nur auf den Highspeed-Strecken fehlte uns die Leistung.

Wie war die Dakar 2010 im Vergleich zur vorherigen Ausgabe?
Die Navigation war nicht so anspruchsvoll wie im vergangenen Jahr, die Waypoints waren leichter zu finden und die Orientierung insgesamt einfacher. Die Strecken führten weniger durch Sand und mehr über Steine und Geröll. Auf manchen Prüfungen ging es nur darum, das Auto heil ins Ziel zu bringen. Das sieht man auch an der Ausfallquote von weit über 50 Prozent. Dafür war der Wettbewerb an der Spitze härter als im Vorjahr - obwohl Mitsubishi nicht als Werksteam dabei war. 2009 sind drei der vier Racing Lancer ausgefallen, dieses Jahr waren fünf Lancer am Start und die sind alle durchgekommen.

Was war dein persönliches Highlight bei dieser Rallye?
Oft sind es die kleinen Geschichten, die einem besonders in Erinnerung bleiben. Einmal, als wir mit einem technischen Defekt liegen geblieben sind, stand dort eine einheimische Bauernfamilie. Wir wollten den Buggy weg schieben, aber es ging nicht. Also habe ich zu dem achtjährigen Jungen gedeutet. Du setzt dich hinters Lenkrad und hältst es einfach fest. Der Junge war stolz wie Oskar, am Steuer eines Rallyeautos zu sitzen. Er hat seine Aufgabe sehr gut gelöst, und wir haben das Auto von der Straße geschoben.