Im Interview sprechen Matthias Kahle und Thomas Schünemann über ihre Premiere im SMG-Buggy, über überraschende Erkenntnisse und über die Unterschiede zu den Werksteams.

Thomas, gestern ist die Silk Way Rallye zu Ende gegangen und Euer HS RallyeTeam hat den vierten Platz belegt. Wie zufrieden bist Du mit dem Ergebnis?
Thomas Schünemann: "Platz Vier ist ein gigantischer Erfolg für uns. Wir sind das beste werksunabhängige Team. Uns war schon vor der Rallye klar, dass wir mit den favorisierten VW nicht mithalten können. Die spielen einfach in einer anderen Liga. Wir sind stolz darauf, dass wir das Maximum herausgeholt haben – gerade, weil die Rallye nicht immer leicht für uns war. Wir hatten viele kleinere Probleme. Aber ich denke, wir haben verdient den vierten Platz geholt.

Wie bewertest Du Eure Leistung bei dieser Rallye?
Thomas Schünemann: "Matthias und ich haben wieder sehr viel gelernt, obwohl wir ja schon seit 2004 Wüstenrallyes fahren. Neu war für mich beispielsweise, dass es manchmal schlichtweg unmöglich ist, die Landschaft zu lesen. Auf einigen Prüfungen sind wir gefahren und haben uns gedacht, hier kann gar kein tiefer Graben kommen, und dann kreuzte plötzlich eine Pipeline unseren Weg. Wenn Menschen in die Natur eingreifen, kann man das natürlich nicht in der Landschaft ablesen. Das war für mich ein neues Phänomen. Gleichzeitig haben wir aber gesehen, dass die anderen Teams auch nur mit Wasser kochen und dass wir uns mittlerweile vor niemandem mehr verstecken müssen."

Das HS RallyeTeam hat erstmals einen Diesel-Buggy eingesetzt. Welche Erfahrungen habt Ihr in der vergangenen Woche mit dem neuen Auto gesammelt?
Thomas Schünemann: "Wir sind hier angetreten, um das ganze ‚System´ zu testen. Wir sind zum ersten Mal im Diesel-Buggy des französischen Konstrukteurs SMG gefahren. Wir wollten uns nicht nur an das Auto, sondern auch an das Zusammenspiel mit neuen Mechanikern gewöhnen. In wenigen Tagen sind wir zu einem guten und professionellen Team zusammenwachsen, in dem die Sprachbarriere keine Rolle spielt. Ich denke, wir haben eine gute Ausgangssituation für die Dakar geschaffen."

Wo siehst Du noch Handlungsbedarf in den Wochen bis zur Dakar?
Thomas Schünemann: "Wir haben gezeigt, dass der Diesel-Buggy von SMG sehr leistungsstark ist. Aber wir hatten auch einige technische Defekte und haben noch viel Verbesserungspotenzial entdeckt. In den kommenden Wochen werden wir alles Menschenmögliche tun, um an diesen Punkten zu arbeiten. Wir haben leider nicht die Möglichkeiten wie die Werksteams, einzelne Komponenten bei ausgiebigen Testfahrten zu erproben. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir mit einem sehr guten Paket zur Dakar reisen werden."

Eure Premiere im SMG-Buggy

Matthias, die Silk Way Rallye war Eure Premiere im SMG-Buggy. Wie zufrieden bist Du mit dem Auto?
Matthias Kahle: "Durch den Dieselmotor hat der Buggy ein gewaltiges Drehmoment von 650 Newtonmetern. Diese Kraft macht das Fahren im Gelände viel leichter. Hinzu kommt, dass das Fahrwerk wirklich gut ist. Wir haben es im Verlauf der Rallye weicher gemacht und die Bodenfreiheit erhöht, danach ließ sich der Buggy auch auf harten Strecken sehr schön fahren. All das zahlt sich vor allem auf den langen Prüfungen von 300 oder 400 Kilometern aus."

Die Silk Way Rallye führte über eine ganz andere Route als 2009. Welche Ausgabe hat Dir besser gefallen?
Matthias Kahle: "Ich fand die Rallye dieses Jahr spannender und abwechslungsreicher als 2009. Wir haben neue Gegenden, neue Städte und neue Menschen gesehen. Zudem war die Streckenführung diesmal anspruchsvoller. Mir haben besonders die zweite und dritte Etappe gefallen, da hat das Fahren richtig Spaß gemacht. Viele Leute sagen, dass die Silk Way Rallye eine halbe Dakar ist. Aber ich denke, sie ist mehr als das. Viele Prüfungen waren schwieriger als in Südamerika. Die Navigation war diesmal wirklich anspruchsvoll, trotzdem haben wir uns kein einziges Mal verfahren."

Am letzten Tag habt Ihr Euch auf Rang Vier verbessert. Hast Du damit gerechnet?
Matthias Kahle: "Ja und nein. Der Abstand nach vorne war sehr groß, da kann man natürlich nicht damit rechnen, dass man noch weiter nach vorne kommt. Aber andererseits kann man sich bei einer Wüstenrallye nie sicher sein. Die Rallye hat wieder einmal gezeigt, dass man vom ersten bis zum letzten Kilometer hochkonzentriert sein muss. Und dass man wirklich erst im Ziel ist, wenn man auch auf der Rampe steht. Wir hatten bei der Silk Way Rallye 2009 Pech, weil wir die Maximalzeit an einem Tag knapp überschritten haben. Diesmal hatten wir etwas Glück. Aber so ist nun einmal der Motorsport."