In Argentinien wurde schon zwei Tage vor Weihnachten ausgepackt: Am 22. Dezember erreichte die Fähre mit den 550 Dakar-Fahrzeugen den Delta Dock Komplex in Lima. Die Fracht für die 32. Rallye Dakar, die zweite in Argentinien und Chile, wurde am 30. November per Schiff auf den Weg geschickt.

Am 1. Januar machen sich die 184 Motorräder und Quads, 138 Autos und 50 Trucks von Buenos Aires auf die über 9.000 Kilometer lange Rundreise durch Argentinien und Chile. Der Zieleinlauf erfolgt am 17. Januar erneut in der argentinischen Hauptstadt.

Volkswagen: Nur der Sieg zählt

Mit dem ersten Dakar-Sieg erfüllte Giniel de Villiers Volkswagen im Januar 2009 einen Traum. "Jetzt haben wir ein neues Ziel", sagt Motorsportchef Kris Nissen. Gemeint ist der zweite Gesamtsieg bei der Rallye Dakar. "Wir haben den ohnehin schon zuverlässigen Race Touareg noch standfester gemacht und seine Leistungsfähigkeit dabei weiter erhöht. Wir treffen in Argentinien und Chile auf nicht weniger als die härteste Rallye Dakar aller Zeiten. Doch wir können behaupten, dass wir perfekt darauf vorbereitet sind."

Das gilt für Mensch wie Maschine. "Volkswagen verfügt über eine starke Mannschaft", ist Rallye-Legende Carlos Sainz überzeugt, der im vergangenen Jahr die Dakar acht Tage lang anführte und sechs von 13 möglichen Tageserfolgen feierte. "Jeder von ihnen ist ein Kandidat für den Gesamtsieg. Die Taktik entscheidet. Deshalb ist es wichtig, die Geduld zu bewahren. Bei der Rallye Dakar kann jederzeit Unerwartetes passieren. Deshalb zählt neben kalkuliertem Risiko auch das Quäntchen Glück."

BMW X-Raid könnte für eine Überraschung sorgen., Foto: X-Raid
BMW X-Raid könnte für eine Überraschung sorgen., Foto: X-Raid

Die härteste Konkurrenz aus dem Volkswagen-Lager erwartet Sainz sowie seinen Co-Piloten Lucas Cruz (ehemals Mitsubishi) mit den Vorjahressiegern Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz sowie den Dakar-Zweiten des Jahres 2009, Mark Miller und Ralph Pitchford. Neu bei VW sind Nasser Al-Attiyah aus Katar, der mit dem deutschen Beifahrer Timo Gottschalk startet, sowie das brasilianische Duo Maurício Neves und Clécio Maestrelli.

"Zusammen mit Timo Gottschalk will ich für Volkswagen um den Sieg fahren", sagt Al-Attiyah, der 2007 mit einem Etappensieg für BMW X-Raid Gesamtsechster wurde und 2009 mit zwei Etappensiegen die Rallye nach sechs Etappen anführte, bevor er disqualifiziert wurde. "In meinem Trophäenschrank sind noch zwei ganz besondere Plätze frei: einer für die Dakar-Trophäe und einer für eine Medaille bei den Olympischen Spielen."

X-Raid: Aufgerüstet für den Sieg

Einzelne Etappensiege konnte das X-Raid Team mit seinen BMW X3 bereits in den vergangenen Jahren einfahren. In dieser Saison soll der große Wurf gelingen. Den Abgang von Al-Attiyah verkraftet das Team durch die Neuzugänge des neunfachen Dakar-Siegers Stéphane Peterhansel samt Co-Pilot Jean-Paul Cottret sowie Nani Roma mit Beifahrer Michel Périn. Das Quartett wechselte von Mitsubishi zum X-Raid Team. Die Japaner zogen sich nach der Dakar 2009 werksseitig zurück.

Die anderen beiden BMW X3 besetzen Andreas Schuld und Leonid Novitskiy sowie Guerlain Chicherit und Tina Thörner. "Seit ich mit Tina Thörner zusammenarbeite, hat es klick gemacht", sagt Chicherit, der dank der Erfahrung seiner neuen Co-Pilotin besser weiß, wann er attackieren soll und wann er besser das Material schonen soll. "Ich habe den richtigen Rhythmus gefunden." Das bewies das Duo mit dem Gewinn des FIA Marathon-Weltcups.

Zusätzliche Zuversicht schöpft Chicherit aus der Verpflichtung seiner neuen Teamkollegen. "Ihr Beitrag ist enorm", betont er. "Sie sind beide extrem talentiert, wenn es um die Weiterentwicklung geht. Durch ihre Aussagen zum Setup konnten wir das Auto bei den Tests erfolgreich verbessern. Ich habe Glück, dass ich sie an meiner Seite habe. Wenn einer von ihnen in der Position ist, die Dakar zu gewinnen, werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um ihm zu helfen - und ich bin sicher, sie werden das gleiche für mich tun."

Mitsubishi: Undercover-Einsatz

Die Mitsubishi Lancer werden 2010 von JMB Stradale eingesetzt., Foto: Mitsubishi
Die Mitsubishi Lancer werden 2010 von JMB Stradale eingesetzt., Foto: Mitsubishi

Auch das ehemalige Seriensiegerteam von Mitsubishi ist in einer neuen Inkarnation am Start. Die Fahrer mögen andere sein, aber die fünf Mitsubishi Lancer werden mit Carlos Sousa, Miguel Barbosa, Guilherme Spinelli, Orlando Terranova und Teambesitzer Nicholas Mislin erneut unter der Führung von Teammanager Dominique Serieys an den Start gehen.

Mislin kaufte die Hinterlassenschaften des Mitsubishi Werksteams mit seinem JMB Stradale Team. Er selbst beendete die Dakar 2002 als Zehnter und nahm direkt nach dem Ausstieg von Mitsubishi Kontakt auf, um die Autos zu übernehmen. Nachdem dies im April geschehen war, gingen die Verhandlungen weiter und er kaufte im September das komplette Team. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und die Kosten zu senken, ersetzte Mislin die Dieselmotoren in den Mitsubishi Lancer für die Dakar 2010 durch Benzinmotoren aus den Pajeros.

"Die Arbeitslast im November war enorm, aber jetzt haben wir fünf Fahrzeuge für unsere Fahrer", sagt Mislin. "Das ist an sich schon zufrieden stellend, aber das Endergebnis sehen wir erst am 18. Januar - dann müssen wir dort sein." Einfach wird das nicht. "Wir müssen uns auf den schwierigen Etappen durchsetzen, wo es viele Hindernisse gibt. Es gibt mindestens 20 gute Autos, die in die Top10 fahren können."

Hummer: Gordon will mehr

Während die umlackierten Mitsubishis wohl nicht auf den Gesamtsieg angesetzt sind, erhofft sich der Dritte von 2009, Robby Gordon, in seinem Hummer den großen Durchbruch. Der Amerikaner nimmt erst seit 2005 an der Rallye Dakar teil, wurde gleich im Debütjahr der erste US-Boy, der eine Etappe gewinnen konnte, und ist seit 2006 mit seinem eigenen Hummer-Team am Start. Den zweiten Hummer H3 fährt 2010 Carlo de Gavardo.

"Es gibt kein härteres Rennen als die Dakar", sagt Gordon. "Als echter Racer und Fahrzeugbauer wäre ein Sieg bei der Rallye Dakar eine riesige Leistung für mein Team." Mit diesem soll 2010 bei seiner sechsten Dakar-Teilnahme der große Triumph gelingen. "Es war toll, als erster Amerikaner einen Etappensieg zu holen, aber als erstes amerikanisches Team die Dakar zu gewinnen, würde mir noch viel mehr bedeuten."

Das Jahr 2009 verlief ganz nach seinem Geschmack. Neben dem dritten Platz bei der Dakar fuhr er in der SCORE Serie den Titel ein. "Hoffentlich können wir daran bei der Dakar 2010 anschließen und ein echter Herausforderer werden."