Sie gehören schon seit vielen Jahren zur Rallye Dakar: Tim und Tom Coronel. Die niederländischen Rennfahrer-Zwillinge sind schon lange bei der härtesten Marathon-Rallye der Welt am Start. Im Doppel-Interview mit Ellen Lohr sprechen die beiden Brüder über ihre Erfahrungen mit der Dakar.

Es ist deine siebte Dakar, Tom. Für Tim ist es das 13. Jahr. Ihr fahrt immer zusammen, oder?
Tom Coronel: "Ja, wir fahren immer zusammen. Zum ersten Mal sind wir zusammen im Bowler unterwegs gewesen. Danach sind wir getrennt gefahren, aber in den letzten drei Jahren sind wir immer gemeinsam gestartet."

An das Jahr mit dem Bowler kann ich mich gut erinnern. Da habe ich noch Bilder von euch, wie ihr komplett in Staub eingehüllt seid.
Tim Coronel: "Das war im Jahr 2009. Diese Dakar war ziemlich hart."

Tom Coronel: "Das lag daran, dass wir ziemlich weit zurücklagen. Außerdem war der Sand viel zu fein. Da konnte man nicht alles geben."

Tim, war deine Leidenschaft schon immer der Sand?
Tim Coronel: "Nein, ich bin lange die europäische GT4-Meisterschaft gefahren und habe mich dann in die Dakar verliebt. Das war's dann."

Nach zwei Tagen, wie fallen da eure Fazits zu eurem Auto und Team und zu den Stages aus?
Tom Coronel: "Tim arbeitet schon seit April daran. Wir machen alles selbst, in unserer eigenen Werkstatt. Also haben alle Arbeiten, die wir ins Chassis und in die Entwicklung gesteckt haben, funktioniert. Wir hatten bisher keine Probleme. Wirklich 0,0 Probleme. Das bedeutet also, dass Tim mit allem, was er getan hat, zufrieden ist. Es funktioniert. Wir haben alle Probleme, die wir im letzten Jahr hatten, zusammengetragen und auf eine Liste geschrieben. Die war ziemlich lang, etwa 273 Punkte. Diese Probleme haben wir alle versucht, zu beheben und es hat geklappt."

Seid ihr beide Mechaniker, Pilot und Co-Pilot oder gibt es eine genaue Einteilung?
Tim Coronel: "Im Moment gibt es im Team eine strikte Einteilung. Ich bin ein guter Mechaniker und Tom kann hervorragend navigieren. Ich fahre im Moment."

Wechselt ihr auch mal während der Etappen die Plätze?
Tim Coronel: "Das haben wir bisher noch nie gemacht, obwohl es erlaubt wäre. Ich frage Tom die ganze Zeit, ob er nicht mal fahren will, aber es sagt immer "Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Es läuft doch alles gut. Ich bin zufrieden."."

Tom Coronel: "Ich denke, dass es sich ganz natürlich so entwickelt hat. Ich fühle dasselbe wie Tim, das ist also nicht die Schwierigkeit. Er hat in den Dünen aber viel mehr Erfahrung als ich. Ich genieße es sehr, neben ihm zu sitzen, wenn wir fahren und er wirklich mit den Dünen kämpft. Ich kann genau wie Tim unsere Traktion, den Grip-Level und andere Dinge fühlen, also kann ich ihn auch coachen. So was wie "Fahr ein bisschen schneller", "Hier ein bisschen langsamer" oder "Jetzt ist es nicht gut für das Auto". Aber ich stelle gleichermaßen auch die Reifen ein, weil ich den Grip-Level fühle, bevor er überhaupt sagen kann, was ich mit dem Reifen machen soll. Ich arbeite dann schon dran, weil wir beide dasselbe Gespür haben."

"Tim baut das ganze Jahr über das Auto. Er kennt den technischen Aufbau des Autos ganz genau, falls es irgendwo Probleme geben sollte, so wie im letzten Jahr. Ich bin dann also normalerweise der Mechaniker, der ihm alle Teile zureicht oder etwas vorbereitet, weil ich ja auch alles verstehe. Wenn ich ihn an etwas arbeiten sehe, ist mir schon klar, welches Teil er als Nächstes brauchen wird. Dann habe ich es schon in der Hand, bevor er überhaupt danach fragt. Wir sind halt Zwillinge und außerdem weiß ich auch, dass man sowas nur zusammen schaffen kann. Ich denke, Tim ist zu 80 Prozent der Mechaniker des Autos und zu 80 Prozent auch sein Fahrer. Und bei der Navigation ist es genau umgekehrt."

Hast du jemals darüber nachgedacht, euch einen Platz in einem MINI oder Toyota zu kaufen?
Tom Coronel: "Coronel ist Coronel. Wir machen immer etwas anders. Deshalb fahren wir mit diesem Auto. Wir nehmen immer gerne den schwereren Weg. Das ist aber vielleicht nicht die klügste Idee."

Tim Coronel: "Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass wir mit einem Toyota in die Top-10 fahren könnten. Wir sind Rennfahrer und haben die nötige Erfahrung und den nötigen Grip. Was sollte unser Handicap sein? Da gibt es keins. Man kann nie wissen, was die Zukunft uns bringen wird. Zum gesamten Dakar-Paket gehört aber auch die Aufregung, alles allein zu machen, oder zumindest mit nur einem guten Partner."

Tom Coronel: "Ich sage immer, dass die Dakar eine Lebenseinstellung ist. Und zwar einer, der Tim im Moment sehr gut passt. Aber man sieht auch, wie sehr diese Sache gewachsen ist. Es ist von ganz allein so einem Lifestyle geworden. Wir haben das Auto zwar neu aufgebaut, aber grundsätzlich ist es eigentlich ein Jefferies-Auto."

Eure Motorwahl ist bei eurem Fahrstil dann wohl eine gute Entscheidung gewesen, denn ihr habt bisher noch nichts zerstört. Bei den restlichen Piloten sieht das anders aus.
Tim Coronel: "Wir haben bisher noch gar nichts zerstört. Wir hatten wirklich noch keine Probleme bis zu diesem Punkt."

Tom Coronel: "Ich denke aber, dass das auch an Tims Fahren liegt. Er versteht, wann man anfängt, einem Auto zu schaden. Du kannst so schnell fahren, wie du willst, jeder kann einen Reifen zerstören. Das ist wirklich nicht schwer. Die Frage ist nur, ob wir alles geben und dabei riskieren, zweimal den Reifen wechseln zu müssen oder fahren wir über die Steine langsamer und genießen es einfach. Auf die allgemeine Zeit gesehen kommt bei beiden dasselbe raus, aber man zerstört auf unsere Weise halt nicht den Reifen. Ich denke, dass Tim einfach cleverer ist."

Tim Coronel: "Bei der Dakar kommt es darauf an, ins Ziel zu kommen. Niemand hat mich je gefragt, auf welchem Rang wir gelandet sind. Natürlich haben wir selbst ein bisschen darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn. Aber am Ende kommt es darauf an, das Rennen zu überstehen."

Tom Coronel: "Das Ziel ist es so um Platz 20 herum anzukommen. Wir haben vor der Rallye besprochen, dass das ein gutes Ergebnis wäre."

Was war denn euer bestes Gesamtergebnis bisher?
Tim Coronel: "Unser bestes Ergebnis war ein 32. Platz in der Gesamtwertung."

Aber dafür gewinnt ihr immer in eurer Klasse.
Tom Coronel: "Es ist schön, wenn man am Ende der Rallye auf dem Podium steht und eine Trophäe kriegt. Das war auch letztes Jahr so. Das ist eine schöne Sache. Gut für Bilder und auch gut für die Sponsoren.