Zwei Wochen führte die Dakar eine Heerschar an Motorsportlern auf zwei und vier Rädern in einer großen Schleife durch Argentinien, Chile und Bolivien. 13 Etappen forderten Mensch und Maschine alles ab. Motorsport-Magazin.com blickt auf die heißesten Themen aus 14 Tagen Rallye Dakar:

AUTOS

Schlecht gebrüllt, Löwe!

Lächeln für die Kamera: im Cockpit war Peterhansel eher zum Weinen zumute, Foto: Red Bull
Lächeln für die Kamera: im Cockpit war Peterhansel eher zum Weinen zumute, Foto: Red Bull

Peugeot wollte mit dem 2008 DKR die bisherige Hackordnung auf den Kopf stellen, Mit einer 350 PS starken Heckschleuder plante man die Allrad-Könige von Mini von der Spitze verdrängen und bot für dieses Unterfangen ein Starensemble auf: Stephane Peterhansel, Carlos Sainz und Cyril Despres. Gemeinsam hat dieses Fahrertrio nicht weniger als 17 Gesamtsiege auf dem Konto, doch im zahnlosen Löwen aus dem Hause Peugeot hatten die erfolgsverwöhnten Veteranen von Beginn an keine Chance. Von den drei Autos brachte man nur zwei ins Ziel, gewann keine einzige Etappe und verpasste mit allen drei Piloten die Top-10 - eine klassische Bauchlandung. Für 2016 muss sich Peugeot etwas einfallen lassen, wenn man an die glorreichen Zeiten anschließen will, als man Ende der Achtzigerjahre viermal in Folge den Gesamtsieg holte.

Gesamtsieger zwischen den Fronten

Monster vs. Red Bull - dieses millionenschwere Energydrink-Duell gibt es an der Sponsorenfront natürlich auch bei der Dakar. Während Peugeot im Lager der roten Bullen spielt, prangt der giftgrüne Schriftzug des Erzrivalen von den Mini-Boliden. Allerdings nicht von allen. Ausgerechnet der siegreiche Nasser Al-Attiyah trägt das Red-Bull-Logo auf seinem Mini. Als Einzelkämpfer zwischen den Fronten machte der Katarer eine gute Figur und sorgte schnell dafür, dass die Auto-Wertung langweilig wurde. Nach seinem ersten Tagessieg auf der zweiten Etappe lag er in Führung, ließ vier weitere Siege folgen und kam mit 35 Minuten Vorsprung ins Ziel. Für Al-Attiyah war es nach 2011 (für Volkswagen) der zweite Gesamtsieg. Nach Rene Metge, Ari Vatanen und Stephane Peterhansel ist Al-Attiyah der vierte Fahrer, der mit zwei verschiedenen Automarken erfolgreich war.

Im Land der aufgehenden Sonne

Da Peugeot nicht wollte bzw. nicht konnte, musste Toyota als Gegenspieler von Mini in die Bresche springen. Und diese Aufgabe gelang den Japanern voll und ganz. Ex-Gesamtsieger Giniel de Villiers belegte den zweiten Rang im Klassement und verhinderte damit einen Vierfachsieg von Mini. Mit Christian Lavieille und Bernhard Ten Brinke brachte Toyota zwei weitere Piloten in die Top-7 und war damit klar der zweitbeste Hersteller dieser Dakar. Yazeed Al-Rajhi holte einen Tagessieg für Toyota und die Hilux-Pickups überzeugten im Bereich Zuverlässigkeit.

Toyota überzeugte mit Ausdauer, Foto: Shakedown
Toyota überzeugte mit Ausdauer, Foto: Shakedown

MOTORRÄDER

Kampf der Titanen

Der Sieger der Motorrad-Wertung sitzt auf einer KTM - diese Aussage ist bei der Dakar beinahe schon ein Naturgesetz. Seit 2001 feierte die orange Rennfraktion aus Mattighofen 14 Gesamtsiege in Folge. In diesem Jahr musste man allerdings lange zittern und konnte erst die letzten beiden Etappen etwas gelassener angehen. Honda brachte zum ersten Mal seit langem ein offizielles Werksteam an den Start und das Trio Joan Barreda, Paulo Goncalves und Helder Rodrigues gewann nicht weniger als sechs Etappen. Allerdings war das Glück den Japanern nicht hold. Ein technischer Defekt nahm Barreda in Führung liegend aus dem Rennen um den Gesamtsieg, eine Zeitstrafe nach Motortausch kostete Goncalves zwei Tage vor dem Ende die Chance auf den Gesamtsieg und jubelte erneut KTM. 2016 muss sich der Seriensieger aber warm anziehen.

Jugend forscht

Österreichische Fans freute der Tagessieg von Matthias Walkner, Foto: Red Bull
Österreichische Fans freute der Tagessieg von Matthias Walkner, Foto: Red Bull

Marc Coma feierte zwar seinen fünften Gesamtsieg, doch mit 38 Jahren gehört der Spanier nicht mehr zu den jüngsten Teilnehmern. KTM bereitet im Windschatten von Coma bereits die nächste Generation für große Aufgaben vor. Mit Toby Price (27 Jahre alt) und Matthias Walkner (28) brachte der österreichische Hersteller zwei Rookies im erweiterten Werksteam an den Start. Beide konnten eine Etappe gewinnen, Price belegte sogar Rang drei in der Gesamtwertung. Mit Sam Sunderland (25) und Pablo Quintanilla (28) holten zwei weitere Fahrer aus der U30-Fraktion einen Tagessieg auf einer KTM. Einige dieser Namen wird man vielleicht schon bald auf den Listen der Gesamtsieger lesen dürfen.

Frauen-Power

Frauen haben es im Motorsport nicht leicht. Das gilt erst recht für ein kräfteraubendes Rennen wie die Rallye Dakar. Umso beachtenswerter waren die Leistungen von Laia Sanz Pla-Giriberti in den vergangenen zwei Wochen. Die 29-jährige Spanierin ließ bei ihrer fünften Dakar-Teilnahme den Großteil ihrer männlichen Kollegen hinter sich und schnappte sich Rang neun in der Gesamtwertung mit nur 2:24 Stunden Rückstand. Damit war sie sogar zweitbester Teilnehmer auf einer Honda.

Laia Sanz Pla-Giriberti schaffte den Sprung in die Top-10, Foto: ASO
Laia Sanz Pla-Giriberti schaffte den Sprung in die Top-10, Foto: ASO