Für die Talente im Alter zwischen 13 und 20 Jahren stand drei Wochen nach den Rennen im Rahmen der MotoGP erneut ein Besuch am Red Bull Ring am Programm. Zwei Rennen des KTM-Markenpokals wurden diesmal im Programm der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft gefahren.
Rennen 1
Zum zweiten Mal in diesem Jahr, nach dem abgebrochenen Lauf am Wachauring, wurde ein Austrian Junior Cup-Rennen im Nassen bestritten. Wenige Minuten vor dem Öffnen der Boxengasse begann es am Red Bull Ring zu regnen. Damit sich die Piloten auf die veränderten Straßenverhältnisse einstellen konnten, wurden zunächst zwei Warm-up-Runden gefahren, anschließend ging es darum, den nötigen Grip auf dem nassen Red Bull Ring zu finden. Leo Rammerstorfer (KTM Braumandl) war im Zeittraining nicht zu biegen, doch erneut waren es andere, die den Start besser erwischten: Kilan Holzer (Zweirad Zauner) ging bei seinem Comeback gleich einmal in Führung, auch Sebastian Schmiderer (2Rad Unterberger) erwischte aus Reihe 2 einen sensationellen Start und würfelte die Spitze in Runde 1 durcheinander. Doch es dauerte nicht lange, bis die Nummer 5 von Rammerstorfer erneut ganz vorne auftauchte. In der Gischt dahinter absolvierte Holzer eine noch ausständige Long-Lap-Strafe vom MotoGP-Event. Davon profitierte auch die Steirerin Lena Kemmer (Knopper), die bei ihrem Heimrennen eine Spitzenleistung hinlegte. Hinter Rammerstorfer kam Kemmer in der Anfangsphase bis auf Rang 2 nach vorne und hielt diese Position auch einige Runden lang. Zu Mitte des Rennens legten Luca Göttlicher (Schruf Motorrad) und Kilian Holzer dann einen Gang zu und überholten Kemmer, die in weiterer Folge nicht mehr ganz mit Göttlicher und Holzer mithalten konnte. Diese rückten unterdessen näher an Rammerstorfer heran, der sich immer wieder umblickte. Gerade als Holzer den ersten Angriff auf Rammerstorfer plante, rutschte der Tiroler vom Griff und verbremste sich in der ersten Kurve. Damit siegte zum vierten Mal in dieser Saison Leo Rammerstorfer, Holzer war enttäuscht über die vertane Chance, schnappte sich aber noch Göttlicher im Kampf um Rang 2. Lena Kemmer fuhr mit Rang 4 ihre beste Saisonplatzierung ein, vor Tristan Walch (KINI Bike World), Sebastian Schmiderer und dem rekonvaleszenten Xaver Moser (KTM St. Pölten), der von der vorletzten Startposition aus ein tolles Rennen absolvierte. Hinter Blaßnig (der sich mit einem beschlagenen Visier plagte) wurde Niklas Wannenmacher (KTM Braumandl) Neunter, weil er mit einem zirkusreifen Manöver ausgangs Kurve 4 einen Ausfall verhinderte. Eine saubere Leistung zeigte auch Michelle Kroneisl (Schruf Motorrad) mit Platz 10.
Rennen 2
Dunkle Wolken hingen auch im zweiten Rennen über dem Red Bull Ring, doch diesmal blieb es trocken. Viel vorgenommen hatte sich Kilian Holzer fürs letzte Rennen der Saison, doch der 15-jährige Tiroler hatte von Beginn an mit einer springenden Kette zu kämpfen. Rammerstorfer konnte somit einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg einfahren, ganz so wie es sich für einen Champion gehört. Zwei Stunden später stand Doppelstarter Rammerstorfer auch im Rennen zur Supersport 300 als Dritter zum ersten Mal am IDM-Stockerl. Zurück zum AJC: Hinter dem 16-jährigen Oberösterreicher entbrannte nämlich ein Dreikampf, der die Fans im Livestream und auf den Tribünen begeisterte: Holzer schlug sich trotz der technischen Probleme wacker und verteidigte seinen zweiten Rang solange es ging gegen Luca Göttlicher und Tristan Walch. Letzterer lauerte lange auf seine Chance und war voll im Kampf ums Podest involviert. Drei Runden vor Schluss dann das Drama rund um Holzer: Ausgangs Kurve 3 reißt die Kette, Walch kann nicht mehr ausweichen und stürzt. Auch Göttlicher trifft Holzers KTM RC4R mit der rechten vorderen Gabel, kann seine Fahrt aber fortsetzen. Damit rückte die nächste Gruppe auf, in der es ähnlich heiß her ging. Schmiderer, Kemmer und Blaßnig matchten sich ebenfalls rundenlang. Am Ende nahm der Salzburger Sebastian Schmiderer das Geschenk an und holte sein erstes Podest. Hinter Kemmer und Blaßnig wurde Wannenmacher Sechster, Luis Rammerstorfer setzte sich gegen Moser und Krabacher im Kampf um Rang 7 durch.
Die Meisterehrung 2021 findet am 15. Oktober in der KTM Motohall in Mattighofen statt. Fortgesetzt wird der Austrian Junior Cup dann 2022 mit sechs Rennen in Österreich und den Nachbarländern. Die Bewerbungen dafür starten noch im Herbst.
Meister Leo Rammerstorfer (16 Jahre, Feldkirchen/Oberösterreich), KTM Braumandl: "Ich wusste, dass ich eine gute Pace hab', aber im Regen sicher nicht der Schnellste bin. Kilian hätte mich noch eingeholt, dass er dann einen Fehler gemacht hat, hat mir natürlich in die Karten gespielt. Es freut mich natürlich extrem, dass so viele Freunde und Fans von mir da sind. Das zweite Rennen war dann lockerer, das hab' ich dann gut umsetzen können. Heute war es mit Supersport 300 und AJC ganz schön stressig. Umso glücklicher bin ich jetzt mit den Erfolgen!"
Meisterschafts-Dritter Luca Göttlicher (13 Jahre, Schwifting/Deutschland), Schruf Motorrad: "Ich habe mich bestmöglich aufs Finale vorbereitet, viel an der Fitness gemacht, um mir einen Vorteil zu erarbeiten. Im Austrian Junior Cup habe ich viel gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt, die Grenzen kennengelernt und für die Zukunft viel mitgenommen."
Samstags-Zweiter Kilian Holzer (14 Jahre, Hippach/Tirol), Zweirad Zauner: "Am Samstag bin ich eins der besten Rennen dieser Saison gefahren. Weil der Bremshebelschutz abgebrochen ist, hab' ich mich verbremst und hab' dann den Leo verloren - da wär' mehr drin gewesen. Heute hatte ich schon von der ersten Runde an das Problem mit der Kette. Zuerst hab' ich noch geglaubt, es ist was am Reifen ... darum habe ich nicht aufgegeben. Jetzt heißt es nach vorn schauen und volle Attacke bei den nächsten Aufgaben."
Chris Schipper, Managing Director KTM Österreich: "Unser Baby hat Laufen gelernt. Wir haben von null auf eine einzigartige Chance für den österreichischen Nachwuchs aufgebaut. Sie haben es uns mit tollen Leistungen gedankt. Unsere Besten haben gezeigt, dass sie auf europäischer Ebene vorne mitmischen können. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Schnellsten weiter zu begleiten, aber auf einem sehr gut vorbereiteten Weg, anstatt sie nicht alleine ins Haifischbecken abtauchen zu lassen."
Andy Meklau, Riding Coach Austrian Junior Cup: "Wir waren uns sicher, es schlummert etwas in Österreich. Als das ‚Go' kam, haben wir nicht gewusst, was uns an Fahrern erwartet. Und siehe da, wir haben auf jeden Fall einige gefunden, die das Zeug haben, die nächsten Schritte zu wagen. Der Weg nach oben ist hart, aber ich hoffe, dass wir in einigen Jahren schon hier am Red Bull Ring einen österreichischen MotoGP-Starter anfeuern können."
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