Herr Beirer, die ersten Rennen der Moto3 sind vorbei, gewonnen hat ausschließlich KTM. Wie fällt ihr erstes Fazit aus?
Pit Beirer: Das fällt mehr als positiv aus, wir sind von diesem Erfolg selbst überrascht. Wir sind im vergangenen Jahr als Neueinsteiger ohne zu große Erwartungen in die Klasse gekommen und wollten binnen drei Jahren konkurrenzfähig sein. Dann haben wir beide Titel gewonnen und im Winter einen so großen Schritt gemacht, dass wir nun völlig dominieren. So etwas kann man nicht planen, aber wir sind sehr stolz drauf.

Glauben Sie, dass es bis Saisonende in dieser Tonart weitergehen wird?
Pit Beirer: Unser größter Gegner ist eigentlich Honda. Die sind im Moment aber so weit weg, dass sie entweder Glück brauchen oder ihre Entwicklungs-Koffer endlich mal ordentlich aufmachen müssen. Momentan kann uns maximal eine Kalex-KTM angreifen, aber mit so einer Niederlage könnten wir gut leben. Derzeit kristallisiert sich eine Dreiklassen-Gesellschaft heraus: Vorne hast du den D-Zug mit den drei spanischen KTM-Jungs, dann Jonas Folger und dahinter den Rest, der um die Plätze ab fünf kämpft. Bei uns steht damit ein Spagat an: Wir müssen drei Fahrer von drei Teams gleichermaßen zufriedenstellen, damit keiner eifersüchtig wird.

Ist KTM mit Siegen von Vinales oder Rins gleich glücklich wie mit jenen durch Salom und das Werksteam von Aki Ajo?
Pit Beirer: Wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, dass alle mit absolut identischem Material ausgerüstet werden. Wir geben den Werksfahrern keinen Vorteil, aber ich müsste lügen, wenn ich sage, dass mein Herz nicht für das Werksteam Red Bull KTM schlägt. Die emotionale Verbindung ist ganz klar da. Aber ich ärgere mich natürlich nicht, wenn Vinales gewinnt.

Wie gewichtig ist Honda als Gegner im Hintergrund bezüglich Politik und Reglement? Die Änderungen bezüglich Drehzahlsenkung und die künftige Motoren-Verlosung wurden ja allesamt auf Druck der Japaner eingeführt.
Pit Beirer: Das haben wir auch so empfunden. Auf der Strecke konnten sie uns nicht schlagen, jetzt haben sie es eben politisch versucht. Die Drehzahl hätte ursprünglich schon für 2014 erheblich verringert werden sollen, da hätten wir aber ganz offen über einen Rücktritt aus der Klasse nachgedacht. Wir haben unter einem sehr harten technischen Reglement unser Motorrad entwickelt, sind erfolgreich und sollen ein Jahr später wieder einen neuen Motor bauen? Für solche Wahnsinnstaten würden wir in unserem Unternehmen gar nicht die Gelder bekommen. Jetzt werden zwar die Drehzahlen für 2014 um 500 Umdrehungen geringer, aber damit kann der ursprüngliche Motor auch im dritten Jahr durchlaufen. Aber immerhin haben wir jetzt eine neue Motivation: Wir wollen Honda mit 13.500 Umdrehungen auch noch das Fell über die Ohren ziehen. Sie werden jedenfalls einen besseren Motor brauchen als ihren aktuellen.

Wie stark konnte sich KTM auf der politischen Bühne etablieren? Die WM-Titel sollten die eigene Position ja gestärkt haben.
Pit Beirer: Wir sind politisch im Offroad die treibende Kraft, da geben wir den Ton an und die anderen ziehen mit. Auf der Straße dürfen wir stolz auf unsere Leistungen sein, sollten es aber nicht überbewerten. In allen großen Klassen sind wir noch nicht dabei und im Vergleich zu den Japanern nicht gerade ein Schwergewicht. Aber jeder hat gesehen, dass wir es ernst meinen und uns auch die größeren Klassen offen halten. Daher bekommen wir bei Dorna und FIM jederzeit ein offenes Ohr für unsere Anliegen. Unser Wunsch bezüglich Motorenreglement wurde berücksichtigt, daher fühlen wir uns voll integriert.

Motorrad- und Superbike-WM stecken nun bei der Dorna quasi unter einem Dach. Sehen Sie das als gute Sache für den Motorrad-Sport?
Pit Beirer: Mit Sicherheit. Man kann die Klassen nun etwas besser abgrenzen, das ist in der Vergangenheit ganz schön verschwommen. In der WSBK wurde zu extrem mit Prototypen gefahren, was ja am eigentlichen Sinn vorbeiging. Es ist im Interesse der Fans, wenn die Dorna das trennt, gleichzeitig aber auch ihre Stärke bezüglich TV-Präsenz ausspielt, damit beide Serien ihre Aufmerksamkeit bekommen.

Ist ein Einstieg in die Superbike-WM aktuell beziehungsweise langfristig ein Thema?
Pit Beirer: Ja, sowohl aktuell als auch langfristig. Ein kurzfristiger Einstieg ist natürlich nicht umsetzbar, aber wir spulen ein Testprogramm ab und haben im Sommer ein paar Fahrten auf bestehendem Superbike-Material geplant. Das wird zwar ein bisschen wie Kaffeesudlesen, weil das künftige Reglement erst im Entstehen ist, aber wir wollen unter den bereits bekannten Rahmenbedingungen sehen, wo unsere Rundenzeiten sind. Wir wollen uns grundsätzlich für diesen Schritt vorbereiten, aber es gibt keinen Beschluss zum Einstieg. Es reizt uns sehr stark, aber wir müssen auch das Finanzielle mit abwägen.