Hallo liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,
eines der absoluten Saisonhighlights liegt hinter mir: Die 24h von Spa-Francorchamps. Dieses Rennen ist nur schwer mit etwas anderem zu vergleichen, denn die Atmosphäre ist einzigartig. Es war richtig toll zu sehen, dass wir dieses Jahr schönes und warmes Wetter hatten und die Fans absolut Feuer und Flamme waren. Am Freitagabend oder spätestens am Samstag, als ich die Menschenmassen gesehen habe, begann es schon ein bisschen zu kribbeln und die Nervosität vor dem Rennen ging hoch.

Als Vorjahressieger bin ich natürlich mit der Hoffnung ins Wochenende gegangen, zumindest mit der Spitze mitfahren zu können. Vor dem Rennen wurde ich von allen gefragt, wen ich als Hauptgegner sehen würde und ob wir unseren Erfolg wiederholen können. Ich habe es aber immer andersherum betrachtet: Wir wollten ein ernstzunehmender Gegner für die anderen sein und versuchen, dass sie sich bis zu einem gewissen Grad an uns die Zähne ausbeißen. Ich wollte nichts von einer Favoritenrolle oder einem Bonus wissen, denn es wird jedes Jahr wieder komplett auf null gestellt. Das hat mich nochmal extra motiviert, denn wir mussten uns neu beweisen.

Maximilian Buhk gewann 2013 die 24h von Spa, Foto: Thorsten Baering
Maximilian Buhk gewann 2013 die 24h von Spa, Foto: Thorsten Baering

Letztlich ist Rang fünf herausgekommen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein wenig enttäuscht war. Insgesamt sollten wir aber zufrieden sein, denn es ging einfach nicht mehr. Wir sind die gleichen Zeiten wie im Vorjahr gefahren und speziell die Audis und BMWs um uns herum haben einen extremen Sprung gemacht. Ich bin überzeugt, dass es uns auch nichts gebracht hätte, beispielsweise auf Startplatz drei zu stehen, denn auf die Distanz konnten wir mit den BMWs und Audis einfach nicht mithalten. Und schließlich sind wir dennoch Best of the Rest geworden.

Als Rennfahrer startest du ohnehin mit einem ganz großen Ziel in ein solches Rennen: 24 Stunden ohne Probleme durchfahren - das war ein großer Erfolg. Selbst wenn du irgendwann vier Runden hinter der Spitze bist, die Motivation bleibt immer hoch. Du versuchst, schneller als das Schwesterauto oder die anderen Mercedes zu sein und hast zudem immer noch eine leise Hoffnung im Hinterkopf. Wenn sich vorne zwei in die Quere kommen, dann rutscht du vielleicht doch noch unverhofft aufs Podium.

In diesem Rennen ist schließlich eine Menge passiert. Zwei der fünf schweren Unfälle sind direkt um mich herum passiert. Beispielsweise die Massenkarambolage in Eau Rouge; direkt hinter mir hat eines der Autos ein anderes getroffen und es hat nicht viel gefehlt und ich wäre da auch noch reingerutscht. Ich habe nur im Spiegel gesehen, dass einen halben Meter hinter mir alle ineinander reinfahren. Ich kann euch sagen, in diesem Moment denkst du nur noch eines: "Scheiße, das wäre jetzt fast in die Hose gegangen."

Maximilian Buhk macht das Fahren bei Nacht tierischen Spaß, Foto: Günter Kortmann
Maximilian Buhk macht das Fahren bei Nacht tierischen Spaß, Foto: Günter Kortmann

So etwas hatte ich bei einem 24-Stunden-Rennen auch noch nicht erlebt. Es war auch ein bisschen schwierig, denn meinen ersten Doppelstint bin ich mehr oder weniger nur hinter dem Safety Car gefahren. Körperlich hätte ich sogar noch einen Stint ranhängen können, denn sowas ist schon ein bisschen langweilig. Irgendwann achtest auf alles, nur nicht auf deinen Vordermann und wann er bremst - das wäre zwei, drei Mal fast eng geworden. Du guckst nur rum, weißt, dass du deine Reifen ohnehin nicht warm halten musst und beginnst zu überlegen, ob du mit den Reifen vielleicht sogar einen Doppelstint fahren kannst. Du guckst in die Spiegel oder nach den Unfällen, schließlich interessiert es dich als Fahrer, ob die Beteiligten in Ordnung sind. Da ist es wirklich schwierig, die Konzentration immer hoch zu halten.

Sobald es aber Nacht wurde, bin ich wieder total aufgeblüht. Es macht mir tierischen Spaß, bei Dunkelheit zu fahren und ich hatte bereits zuvor still und heimlich nachgefragt, ob ich einen Großteil in der Nacht fahren kann. Der wohl größte Unterschied ist, dass du schneller auf die Bremspunkte reagieren musst. Zudem sind die Kurvenscheitel nicht so ausgeleuchtet wie im Hellen. Es ist schwierig, den richtigen Speed zu finden und den Kurvenscheitel zu treffen. Während der Trainings und auch im Rennen bin ich aber genug im Hellen gefahren und wusste daher genau, was kommt. Ich kann mich auf Dunkelheit aber ohnehin sehr gut einstellen.

Nach meinem Stint von Mitternacht bis zwei Uhr musste ich dann erst einmal kurz ins Bett. Es gelingt mir nicht immer, sofort einzuschlafen, aber es ist wichtig, zumindest die Augen zu schließen und ein bisschen runterzukommen. Irgendwann bin ich aber so erledigt, dass ich einfach einschlafe. Ich bin gemeinsam mit meinem Vater im Wohnmobil nach Spa gereist und konnte mich immer dorthin zurückziehen. Wichtig ist, sich von allem auf der Strecke frei zu machen, denn ändern kann ich es ohnehin nicht. Ob ich nun in der Box rumstehe, wie wild herumtigere und alle nervös und verrückt mache, oder mich hinlege - beeinflussen kann ich ohnehin nur etwas, wenn ich selbst im Auto sitze.

Maximilian Buhk wollte alles aufsaugen, Foto: Mercedes
Maximilian Buhk wollte alles aufsaugen, Foto: Mercedes

Als dann nach 24 Stunden die Zielflagge gefallen ist, hatte ich zuerst eine komische Leere in mir. Ich hatte mir fest vorgenommen, alles aufzusaugen, denn dieses Rennen ist ein riesen Ereignis. Es ging so schnell vorbei, dass ich einen Moment gebraucht habe, um alles zu verarbeiten. Es ist dann aus und vorbei und du bist ein bisschen traurig. Während des Rennens denkst du immer, dass es noch so lange zu fahren ist und danach denkst du, oh Mann, jetzt ist alles schon vorbei. Auf dem Weg nach Hause bin ich dann richtig zusammengesackt. Die ganze Anspannung fiel ab und schon nach zehn Minuten im Wohnmobil konnte ich die Augen nicht mehr aufhalten.

Glücklicherweise ist aber ja bekanntlich nach dem Rennen vor dem Rennen. Am zweiten Augustwochenende geht es auf dem Slovakia Ring wieder los im ADAC GT Masters. 2013 wurden Maximilian Götz und ich Dritte und Vierte - die Erwartungen sind also erneut hoch. BMW und Audi werden dort auch sehr stark sein, aber unser Mercedes-Benz SLS hat auf jeden Fall das Potenzial für das Podium. Also drückt mir und meinem Team H.T.P. Motorsport die Daumen, dass wir an der Spitze mitfahren und in der Meisterschaft wieder ganz vorne angreifen.