Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

Es ist gerade mal etwas mehr als zwei Wochen her, dass ich meine Führerscheinprüfung bestanden habe. Verrückt eigentlich, dass ich erst jetzt offiziell Auto fahren darf, nachdem ich schon seit Jahren im Kart- und Formelsport Vollgas gebe. Aber es ist cool, dass ich das jetzt endlich hinter mir habe. Bis ich 18 bin, ist allerdings noch Begleitetes Fahren angesagt. Bislang ist meistens meine Mutter neben mir gesessen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich anfangs eher erwartet hätte, dass meine Mutter der unangenehmere Beifahrer ist, weil sie mehr Angst um mich hat. Aber jetzt ist es dann doch eher so, dass mein Vater etwas unentspannter ist.

An der Rennstrecke ist es dann aber genau umgekehrt: Da ist meine Mutter nervöser. Als wir einmal vor zwei Jahren in Spanien gewesen sind, habe ich sie in einem kleinen Golf über die Strecke gefahren. Ein verhältnismäßig langsames Auto also. Ich bin auch nur knapp 50 km/h gefahren und sie hat aber so Angst gehabt. Deswegen hat es mich jetzt schon ein wenig überrascht, dass sie zwei Jahre später so entspannt neben mir sitzt.

Carrie Schreiner: Nach sieben Jahren im Motorsport jetzt auch im PKW unterwegs, Foto: Carrie Schreiner
Carrie Schreiner: Nach sieben Jahren im Motorsport jetzt auch im PKW unterwegs, Foto: Carrie Schreiner

Allerdings schlage ich im Straßenverkehr nicht über die Stränge. Wenn Freunde mit im Auto sitzen, habe ich nicht das Gefühl, dass ich ihnen etwas beweisen muss. Das würde ich auch nicht machen, weil es dann doch zu gefährlich ist. Aber sie erwarten auch nicht unbedingt, dass ich besser Auto fahren kann, bloß, weil ich Rennfahrerin bin. Ich sagte im Vorfeld zu meinen Freunden, dass Autofahren ja eigentlich nicht schwer sei. Sie wiegelten dann nur ab: "Ja, fahr du erst mal. Das ist schon was anderes als Rennfahren."

Links zu sitzen und nicht - wie in meinem Formelauto - in der Mitte, war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Am Anfang zog es mich deshalb etwas zu weit nach rechts. Ich bin zwar vorher schon Auto gefahren - im Rahmen von Fahrsicherheitstrainings oder auch mal über die Strecke - aber ich neigte hin und wieder dazu, etwas zu dicht aufzufahren, war zu schnell unterwegs oder habe zu spät gebremst - die Rennfahrer-Gene eben. Da hat der Fahrlehrer erst einmal einige Fahrstunden gebraucht, um mir das auszuhämmern. Denn in der Prüfung geht so etwas gar nicht.

A propos Prüfung: Als ich meine ersten Theoriestunden hatte, dachte ich "Oh je, damit werde ich nie fertig!" In der Prüfung selbst hatte ich dann keine Schwierigkeiten mehr. Ich wundere mich allerdings, wie jemand, der mit Motorsport oder Autofahren rein gar nichts am Hut hat, verstehen soll, was Über- oder Untersteuern bedeutet. Da hatte ich auf jeden Fall einen Vorteil gegenüber den anderen. Mit den Straßenverkehrsregeln hatte ich eigentlich keine Probleme. Denn wenn man fährt, ist es doch so, dass man von den Schildern alles gesagt bekommt. Sie sind quasi ein Spickzettel für die Straße. Da habe ich mich recht schnell daran gewöhnt, das theoretische Wissen auch in die Praxis umzusetzen.

Ich bin zwar Rennfahrerin durch und durch, aber auch ein Mädchen. Und aufs Aussehen legen wir nun einmal Wert. Wie Ihr ja wisst, lege ich Wert auf Stil und mache mich auch gerne schick. Das trenne ich aber vom Autofahren oder auch vom Motorsport ab. Beim Autofahren verzichte ich auf High Heels. Da ziehe ich eher etwas Bequemeres vor und trage daher meistens Turnschuhe. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel. Ich habe mir beispielsweise einmal meine Fingernägel in den Farben meines Formel-4-Teams US Racing lackiert. Aber das war's dann auch schon damit.

Demnächst werde ich übrigens wieder meinen Rennoverall anziehen. Und zwar geht es für zwei Testtage nach England. Ich werde jeweils einen Tag in Snetterton und Rockingham testen. Ich werde dieses Jahr neben der ADAC Formel 4 auch vier Rennen in der britischen Formel 4 bestreiten. Daher kommen mir die Testfahrten sehr entgegen. Ich hoffe mal, dass ich mich auch an den Linksverkehr auf den englischen Landstraßen schnell gewöhnen werde. Bis zum nächsten Mal,