Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

ohne Fleiß, bekanntlich kein Preis. Diese alte Weisheit gilt natürlich auch für Motorsportler wie mich insbesondere. Wer sich ständig weiterentwickeln und immer bessere Ergebnisse im Rennwagen erzielen möchte, der muss auch hart an sich arbeiten. Dabei geht es nicht nur um Talent, Technik, Mut und Material, sondern vor allem um eines: körperliche Fitness und Kondition sind die Grundpfeiler für jeden Rennfahrer.

Ich habe das große Glück, dass ich bei mir um die Ecke Trainingsmöglichkeiten habe, die mir als Motorsportlerin sehr entgegenkommen. Als ich 2012 recherchiert habe, wo und wie ich am effizientesten an meiner körperlichen Fitness arbeiten könnte, kam ich zwangsläufig auf den Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Dass dort auch noch Langstreckenweltmeister Timo Bernhard trainiert, war für mich ein überzeugendes Argument, dort selbst einmal vorstellig zu werden.

Und es hat sich bewährt. Dadurch, dass Timo dort trainiert, haben sich die Trainer des Olympiastützpunktes auch spezielles Knowhow im Bereich Motorsport angeeignet. Wir haben zwei bis drei Trainer vor Ort, die sich um uns kümmern. Sie wissen ganz genau, wo ich in fünf, sechs Jahren von meiner Kraft und meiner Ausdauer her sein muss und Ich bekomme regelmäßig neue Programme.

Carrie beim Krafttraining, Foto: Carrie Schreiner
Carrie beim Krafttraining, Foto: Carrie Schreiner

Bevor ich mit einem Programm loslegen kann, muss ich mich zunächst auf dem Fahrrad oder dem Handergometer aufwärmen. Dann stehen zunächst verschiedene Übungen für Arme und Beine auf dem Plan. Momentan habe ich zwei Programme, die ich abwechselnd abarbeite. Bin ich beispielsweise dreimal die Woche im Olympiastützpunkt, trainiere ich zweimal das eine und einmal das andere und wechsle dann ab. Damit sorge ich für Abwechslung und kann verschiedene Muskelgruppen trainieren. Grundsätzlich gehören da vor allem Arme, Beine, Rücken, Bauch und Nacken dazu. Rumpf und Nacken sind für uns Motorsportler besonders wichtig, um mit den Fliehkräften umgehen zu können.

Grundsätzlich richtet sich mein Trainingsprogramm danach, wie voll mein Rennkalender gerade ist. Vor und direkt nach einem Rennwochenende trainiere ich natürlich nicht so hart. Ich will mich nicht auspowern und mit einem Muskelkater zum Rennwochenende anzureisen, wäre äußerst kontraproduktiv. Wenn wir mal zwei Wochen keine Rennen haben, dann wird das Trainingsprogramm auch dementsprechend härter. Denn dann habe ich auch die nötigen Zeit, anständig zu regenerieren.

Meinen Leistungsfortschritt möchte ich natürlich gerne regelmäßig überprüfen, denn das löst noch einen zusätzlichen Motivationsschub aus. Im Olympiastützpunkt kann man an verschiedenen Geräten die Arm-, Bein oder Rumpfkraft messen. Auch das Team hat bestimmte Vorgaben, die ich zu erfüllen habe. Natürlich steht bei uns Formel-4-Piloten auch ein regelmäßiger Laktattest an.

Fit fürs Rennwochenende, Foto: Carrie Schreiner
Fit fürs Rennwochenende, Foto: Carrie Schreiner

Bei all dem Einsatz im Olympiastützpunkt bleibt aber natürlich ein klarer Nachteil: Wir Mädels müssen uns einfach mehr ins Zeug legen, um mit den Jungs mithalten zu können. Klar, ein 1,80-Meter-großer Rennfahrer tut sich wesentlich leichter als ich mit meinen 1,52 Meter. Aber darüber denke ich nicht großartig nach. Worüber ich allerdings mehr nachdenken muss, ist die Ernährung. Wir haben eine fantastische Ernährungsberaterin im Stützpunkt, die meinen Essensplan regelmäßig aktualisiert, je nachdem, was ich gerade benötige. Teilweise muss ich Gewicht verlieren und ein anderes Mal Kraft für das anstehende Rennwochenende tanken. Da sind wir ziemlich flexibel, was ich klasse finde.

A propos Essen: Ich muss beispielsweise darauf achten, wieviel Kohlenhydrate ich am Tag zu mir nehme und dass ich ausreichend trinke. Da ist die Ernährungsberaterin schon eine große Hilfe. Allerdings darf ich auch hin und wieder etwas spontan sein, ab und zu ist eine kleine Sünde erlaubt. Alle anderthalb bis zwei Wochen mache ich eine Ausnahme, denn irgendwann verlangt der Körper auch mal nach etwas anderem. Wenn ich aber mit Freunden unterwegs bin, ist es teilweise schon etwas frustrierend. Sie schaufeln Pizzas in sich und trinken Cola und ich sitze daneben mit meinem Salat. Aber auch daran gewöhnt man sich. Schließlich habe ich mich für den Motorsport entschieden. So, das war's dann auch wieder. Bis zum nächsten Mal,