Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg und Co. - sie alle begannen ihre Formel-Karrieren in den diversen Nachwuchsserien des ADAC. Mit der ADAC Formel 4 läutet der zweitgrößte Automobilverein der Welt ab dieser Saison eine neue Ära ein. Die Nachfolgeserie des ADAC Formel Masters, das Fahrer wie Pascal Wehrlein und Daniel Abt hervorgebracht hat, startet Ende April in Oschersleben in ihre erste Saison. Der Run auf die Startplätze hat alle Erwartungen übertroffen: Mehr als 30 Fahrer und zwölf Teams werden das erste Rennwochenende in Angriff nehmen.

Vor wenigen Tagen nahm der Hype um die Nachwuchsserie rapide zu, als bekannt wurde, dass Mick Schumacher in der ADAC Formel 4 antritt. Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher bestreitet seine erste Saison im Formelsport, trotzdem ist die Erwartungshaltung extrem hoch. Schnell wurde die ADAC Formel 4 auch für die Boulevardmedien weltweit zum Thema. Verstärkt wurde der mediale Ansturm aufgrund der Tatsache, dass Micks bisherige Karriere eher im Verborgenen gehalten wurde, um dem 15-Jährigen die Möglichkeit zu geben, sich auf die sportliche Entwicklung konzentrieren zu können.

Mick Schumacher sorgte für einen großen Hype um die ADAC Formel 4, Foto: Van Amersfoort Racing
Mick Schumacher sorgte für einen großen Hype um die ADAC Formel 4, Foto: Van Amersfoort Racing

Schumacher trifft auf Newey

Dass Schumacher Junior nun auch noch für Van Amersfoort Racing antritt, verleiht der Angelegenheit eine besondere Würze. Der niederländische Traditionsstall hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur zahlreiche Formel-1-Fahrer hervorgebracht, sondern insbesondere Max Verstappen; seines Zeichens jüngster Pilot in der Geschichte der Formel 1. Schnell wurden Parallelen zwischen beiden Fahrern gezogen.

Teamchef Frits van Amersfoort setzte kurz vor dem F1-Saisonauftakt in Australien noch einen drauf und gab die Verpflichtung von Harris Newey, Sohn von F1-Designer-Legende Adrian Newey, bekannt. Schumacher gegen Newey vereint in einem Team mit großem Prestige - ein Stück weit Formel-1-Geschichte im kleinen Rahmen. Der junge Brite verfügt allerdings schon über Formelerfahrung, im vergangenen Jahr fuhr er in der britischen Formel 4.

Noch ein bekannter Name: Harrison Newey, Sohn von F1-Designer Adrian, Foto: Van Amersfoort Racing
Noch ein bekannter Name: Harrison Newey, Sohn von F1-Designer Adrian, Foto: Van Amersfoort Racing

Besuch von Papa Newey?

Gut möglich, dass Papa Adrian den Rennwochenenden vorbeischaut, um nach dem Rechten zu sehen. Zumindest während Harris' Kartzeiten schraubte er gern einmal mit. In der ADAC Formel 4 weiß Newey allerdings, dass bei Van Amersfoort Profis mit langjähriger Erfahrung im Formelsport am Werk sind. Jedoch muss sich die Truppe - wie die meisten anderen Teams auch - noch an den Umgang mit den 160 PS starken Boliden samt Turbo-Motoren von Abarth gewöhnen.

Neben jungen Fahrern mit bekannten Namen bietet die ADAC Formel 4 noch einiges mehr. Vor allem die hohe Dichte an Top-Teams sticht heraus. Mit Mücke Motorsport und Motopark aus Oschersleben haben sich etwa zwei deutsche Traditionsteams mit zahlreichen Autos eingeschrieben. Beide Mannschaften waren schon im ADAC Formel Masters erfolgreich und wollen nach einer zuletzt schwierigen Saison an alte Zeiten anknüpfen.

Gilt als großes Talent: Kart-Champion David Beckmann, Foto: Stefan Grey
Gilt als großes Talent: Kart-Champion David Beckmann, Foto: Stefan Grey

Mücke mit Top-Talent Beckmann

Mücke hat bislang drei Fahrer bekanntgegeben, darunter David Beckmann. Dem ein oder anderen vielleicht besser bekannt als großer Kart-Kontrahent von Mick Schumacher. Der gerade einmal 14-Jährige setzte sich in der Deutschen Kart Meisterschaft gegen Schumi Junior durch und gilt als Top-Talent. Wegen seines Alters muss er allerdings auf den Saisonstart in Oschersleben verzichten.

Eine Zeit lang stand für Beckmann der Wechsel in die italienische Formel 4, die 2014 ihre Debütsaison erlebte, zur Debatte. Letztendlich entschied sich der Youngster aber für die deutsche Formel-Variante, die ebenfalls FIA-Status genießt. Bei Mücke trifft Beckmann unter anderem auf Benjamin Mazatis, der seiner F4-Premiere entgegenfiebert. Der 17-Jährige bereitet sich seit zwei Jahren akribisch vor, musste wegen seines Alters aber länger als geplant auf den Formeleinstieg warten.

Nach den ersten Tests lässt sich noch nicht sagen, ob ein Team bessere Arbeit geleistet hat als die Konkurrenz. Nicht auszuschließen aber, dass Jenzer Motorsport einen kleinen Vorteil haben könnte. Die Truppe von Andreas Jenzer fuhr 2014 in der italienischen Formel 4 und konnte in diesem Jahr zahlreiche Erfahrungen mit dem Abarth-Motor sowie dem Tatuus-Chassis sammeln. Die Nachwuchstalente David Kolkmann, Marek Böckmann und Moritz Müller-Crepon gehen für Jenzer an den Start.

Carrie Schreiner steigt in den Formelsport auf, Foto: Lena Nesterenko
Carrie Schreiner steigt in den Formelsport auf, Foto: Lena Nesterenko

Girl-Power in der ADAC Formel 4

Neben etablierten Teams haben sich auch Neueinsteiger für die ADAC Formel 4 entschieden. Sicherlich sticht dabei das eigens gegründete Formelteam des zweifachen DTM-Champions Timo Scheider hervor. Der langjährige Audi-Pilot steckt mitten in den Vorbereitungen und betritt selbst als alter Hase Neuland mit der kompletten Planung eines Teambetriebes. Leon Wippersteg steigt aus dem eigenen Kartteam auf, hinzu kommt der junge Brasilianer Mauro Auricchio.

Unter den mehr als 30 Fahrern tummeln sich auch drei junge Damen. Michelle Halder, Carrie Schreiner und Marylin Niederhauser wollen es der männlichen Konkurrenz zeigen. Das Damen-Trio steigt direkt aus dem Kartsport auf, der Rennsport liegt aber zum Teil in der Familie. Michelles Bruder Mike feierte im vergangenen Jahr etwa sein Debüt im Porsche Carrera Cup. Marylin ist Namensvetterin und Lebensgefährtin des Schweizer GP3-Piloten Patrick Niederhauser.

Damit ist alles angerichtet für eine spannende Debütsaison der ADAC Formel 4, die im Rahmen des ADAC GT Masters sowie in Oschersleben gemeinsam mit der DTM gastiert.

Marylin Niederhauser startet für das Schweizer Team Race Performance, Foto: Race Performance
Marylin Niederhauser startet für das Schweizer Team Race Performance, Foto: Race Performance