Eine Woche ist seit dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bereits vergangen. Für die Gesamtsieger von Black Falcon gab es allerdings nur wenig Zeit zum Feiern: Nicki Thiim, Jeroen Bleekemolen und Sean Edwards begaben sich sofort nach Monaco, wo sie im Porsche Supercup an den Start gingen. Motorsport-Magazin.com klärt noch einmal die wichtigsten Fakten zum Langstreckenklassiker und gibt Antworten auf die vielen Fragen der ratlosen Zuschauer an der Nordschleife.

Warum war Jeroen Bleekemolen nicht bei der Siegerehrung?

Bernd Schneider, Jeroen Bleekemolen, Sean Edwards und Nicki Thiim haben das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Auf dem Podium wurde anschließend kräftig gefeiert - doch einer fehlte. Jeroen Bleekemolen hatte sich schon während des Rennens auf die Rückreise in seine Heimat gemacht. "Schade, dass Jeroen nicht hier sein kann. Ich würde mir wünschen, er wäre hier", erklärte Teamkollege Sean Edwards und verriet auch gleich den Grund für dessen Fehlen. "Er ist jetzt bei seiner Frau, die Zwillinge erwartet."

Wohin verschwanden die Timbuli-Porsche?

Die Timbuli-Porsche fielen früh aus, Foto: Patrick Funk
Die Timbuli-Porsche fielen früh aus, Foto: Patrick Funk

Timbuli Racing musste schon am Samstag den ersten Tiefschlag das Rennwochenendes hinnehmen. Im zweiten Qualifying am Morgen verunfallte Christopher Brück so heftig, dass das Team den Porsche 911 GT3 R von der Veranstaltung abmelden musste. "Beim Überrunden im Bereich der Fuchsröhre wurde ich von einem langsameren Fahrzeug übersehen", schilderte der Unglückspilot den Vorfall gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich musste auf die Wiese ausweichen und kam dort ins Rutschen, da diese noch nass war." Den anschließenden Einschlag in die Leitplanken konnte der auch der erfahrene Porsche-Profi nicht mehr verhindern.

Doch noch das hatte einen weiteren Porsche 911 GT3 R auf der Liste. Nachdem sich Timbuli Racing im Top-40-Qualifying den 16. Startplatz sicherte, ging es zunächst auch im Rennen schnell vorwärts. Am frühen Abend lag das Team auf einen aussichtsreichen vierten Rang und stellte damit den besten Porsche. Zwischen Flugplatz und Schwedenkreuz wurde Marco Seefreid jedoch von einem langsamen Fahrzeug berührt und schlug in die Leitplanken ein. "Das Team hat anschließend Werkzeuge und Ersatzteile gepackt und ist zur Unfallstelle gefahren", erzählt Teamkollege Kaffer. "Wir haben den Wagen zwar nochmal zur Box bringen können, aber dort haben wir dann feststellen müssen, dass die Schäden zu groß waren." Das Aus für den zweiten Timbuli-Porsche.

Wieso war Maxime Martin so schnell unterwegs?

Schnell, schneller, Maxime Martin. Was der Belgier beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen in der Eifel ablieferte, versetzte selbst die eingefleischtesten Nordschleifen-Kenner ins Staunen. Wann immer er sich auf der Strecke befand, war der BMW mit der Startnummer 25 bei Weitem das schnellste Auto im Feld. Konkurrenz, das Wetter, die Dunkelheit: Nichts und niemand konnte den Z4-Piloten davon abhalten, eine Bestzeit nach der anderen in den Asphalt zu brennen.

Auf die Frage, was in ihn gefahren sei, grinste Martin bloß. "Das habe ich ja selbst nicht mal erwartet", erklärte er bescheiden. "Wir wollten dieses Podium einfach unbedingt, darum habe ich alles gegeben." Sogar Nordschleifen-Profi Uwe Alzen konnte das Tempo Martins in einem baugleichen BMW Z4 GT3 nicht mitgehen. Eine irre Fahrt, die immerhin mit dem zweiten Rang im Gesamtklassement belohnt wurde.

Wieso waren die Manthey-Porsche so schwach?

Für Manthey-Racing lief es beim 24-Stunden-Rennen nicht nach Plan. Während es der "Dicke", der gelb-grüne Porsche 911 GT3 RSR mit Timo Bernhard, Romain Dumas, Marc Lieb und Lucas Luhr, auf den siebten Gesamtrang schaffte, blieb für das Schwester-Auto, der Porsche 911 GT3 R mit Jörg Bergmeister, Marco Holzer, Richard Lietz und Nick Tandy, nur die elfte Position in der Gesamtwertung. Vor allem bei der Reifenwahl am Montagmorgen verpokerte sich die Mannschaft um Teamchef Olaf Manthey. L"eider hatten wir in dieser Phase nur wenig Glück mit der Reifenwahl. Es ist schneller abgetrocknet, als wir es erwartet hatten", war Timo Bernhard im Nachhinein schlauer.

Doch auch vor sonstigen Problemen blieb das Team nicht verschont. Drei Stunden nach dem Neustart musste der 911 GT3 R wegen einer kleinen Reparatur am Antriebsstrang unplanmäßig die Box ansteuern. "Die Mechaniker haben sensationell schnell gearbeitet", erklärte ein geknickter Nick Tandy. "Dennoch haben wir mehr als zwei Runden verloren. Wirklich schade, denn vor dem Abbruch konnten wir um das Podium kämpfen." Für Manthey der Höhepunkt eines enttäuschenden Rennens.

Warum wurde das Rennen in der Nacht unterbrochen?

Gegen kurz vor 21 Uhr war der angekündigte Regen da. Zunächst leichte Tropfen, wenig später ergiebiger Starkregen. Als gegen halb elf am Abend auch noch dichter Nebel in der Fuchsröhre hinzukam, hatte Rennleiter Walter Hornung keine andere Wahl: das Rennen wurde mit der roten Flagge unterbrochen. "Die Sicht auf der Döttinger Höhe war extrem schlecht. Dort sieht man gar nichts mehr", berichtete Michael Ammermüller. "Das ist ein Problem, wenn man auf jemanden aufläuft, der langsamer unterwegs ist."

Der Regen führte zum Abbruch, Foto: Patrick Funk
Der Regen führte zum Abbruch, Foto: Patrick Funk

"Der Regen peitscht Dir dermaßen auf die Windschutzscheibe, dass Du fast nichts mehr siehst", bestätigte auch Sabine Schmitz. "Dabei ist es egal, ob jemand vor Dir fährt oder nicht." Da sich bereits am späten Abend abzeichnete, dass sich die Bedingungen nicht schnell besserten, zogen sich die Piloten zurück, um zu schlafen. Der Re-Start erfolgte schließlich am Montagmorgen um 8:20 Uhr.

Was geschah mit dem Aston Martin?

Vor dem 24-Stunden-Rennen schien niemand so recht zugeben zu wollen, den Aston Martin Vantage GT3 auf der Rechnung zu haben - oder er zählte gar nicht zu den Favoriten. Spätestens nach dem Freien Training am Freitag war jedoch klar: der britische Sportwagen ist keinesfalls zu verachten. Als Pedro Lamy den Aston Martin im Top-40-Qualifying auch noch auf den zweiten Startplatz pilotierte, schien auch der letzte Gast im Fahrerlager gemerkt zu haben, dass man das Quartett aus Mücke, Lamy, Simonsen und Turner im Auge behalten sollte.

So ging es schließlich auch am Sonntag weiter. In der Anfangsphase des Rennens machte Lamy mächtig Druck auf Polesitter Stippler. Als der Klassiker am Abend wegen starker Regenfälle abgebrochen werden musste, lag der Aston Martin bereits in Führung. So ging es auch am nächsten Morgen zunächst. Dann gab es jedoch Probleme mit der Reifentemperatur. "Wir haben die Reifen bei dem Regen einfach nicht richtig zum Arbeiten bekommen. Zudem war nach einem kleinen Ausritt von Pedro neben die Piste die Balance des Autos nicht mehr optimal", verriet Stefan Mücke. Für Aston Martin Racing blieb damit nur der zehnte Rang.

Warum konnte Schubert sich nicht in Szene setzen?

Für das BMW Team Schubert lief es beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring alles andere als nach Plan. Schon vor dem Start des Langstreckenklassikers erhielt die Mannschaft den ersten Rückschlag, als Jörg Müller seine Teilnahmen verletzungsbedingt absagen musste, nachdem der Deutsche nur eine Woche zuvor im ADAC GT Masters einen heftigen Unfall erleiden musste.

Und auch nach dem Start des Rennens gingen die schlechten Nachrichten weiter. In einer Doppel-Gelb-Phase bremste Nordschleifen-Profi Uwe Alzen zu spät und knallte dem Schwesterauto ins Heck. Während Claudia Hürtgen, Martin Tomczyk, Dirk Adorf und Jens Klingmann das Rennen nach kurzer Reparatur fortsetzen konnten und bis auf einen Bandenkuss Adorfs am Montagmorgen relativ problemlos auf Gesamtrang sechs fuhren, war das Rennen für den weißen BMW Z4 GT3 beendet.

Wie kamen die Mercedes so weit nach vorne?

Mercedes war bei allen Bedingungen schnell unterwegs, Foto: Patrick Funk
Mercedes war bei allen Bedingungen schnell unterwegs, Foto: Patrick Funk

Die Mercedes-Benz SLS AMG GT3 hielten sich in der trockenen Anfangsphase unauffällig, aber stetig in der Spitzengruppe. Erst nach dem Neustart, als vor allem die Fahrt von Maxime Martin für Aufsehen sorgte, fuhr sich der Black-Falcon-SLS Platz um Platz nach vorn. Selbst ein Ausrutscher ins Kiesbett konnte Bernd Schneider nicht davon abhalten, sich langsam an die Spitze heranzuarbeiten. Während die Konkurrenz mit diversen Problemen ins Straucheln kam, blieb der Flügeltürer von größeren Problemen verschont.

Das Geheimnis für den Sieg lag allerdings auch in der Gutmütigkeit des Fahrzeugs und der konkurrenzfähigen Performance unter allen Bedingungen. Während Audi und Aston Martin bei Trockenheit auftrumpften und BMW im Nassen überlegen war, konnten die SLS unter allen Bedingungen gut mithalten. Dass es am Ende für Black Falcon gereicht hat, lag insbesondere an der starken Fahrt von Bernd Schneider am späten Vormittag. Im Gegensatz zu Marc VDS setzte der Meuspather Rennstall zur Mittagszeit am Montag auch noch auf Slicks, was den entscheidenden Vorteil gegenüber dem BMW-Team brachte.

Warum konnte Audi den Vorjahressieg nicht verteidigen?

Die Erwartungen Audis waren groß. Nachdem sich Frank Stippler am Samstag überragend die Pole-Position sichern konnte, gingen die Ingolstädter mit breiter Brust in den Kampf um den Gesamtsieg. Auch zu Beginn des Rennens konnte Phoenix Racing noch gut an der Spitze mithalten. Als gegen Abend jedoch der vorhergesagte Regen über Eifel herunter kam, kamen auch die Audi-Boliden ins Straucheln.

Lediglich ein Audi-Team setzte auf nasse Bedingungen: das Belgian Audi Club Team WRT. Bei den nassen Bedingungen am Montagmorgen schlug die Stunde von Mies, Haase, Sandström und Vanthoor. Innerhalb kürzester Zeit arbeitete sich das Quartett bis in die Top-Fünf nach vorne. Doch auch hier sollte es nicht sein: auf einer Ölspur verlor Laurens Vanthoor den R8 und krachte in die Streckenbegrenzung - das Ende für die WRT-Mannschaft. Immerhin drei R8 LMS ultra brachte Phoenix Racing noch in die Top-10.