Der Langstrecken-Sport kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Während die LMP1-Klasse in der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans um ihr Überleben kämpft, gibt es nun auch Ärger in der bisher erfolgreichen LMP2.

Am Wochenende gab Le-Mans-Ausrichter ACO gemeinsam mit der FIA bekannt, dass drei der vier Chassis-Hersteller ihre Boliden überarbeiten dürfen: Dallara, Onroak und Riley. Einzig bei Oreca wird die Entwicklung eingefroren, was das französische Unternehmen auf die Palme bringt.

Oreca fühlt sich hintergangen

Oreca reagierte in einer Presseaussendung auf diese Entscheidung: "Als der einzige Hersteller, der sein Auto nicht weiterentwickeln darf, sieht sich Oreca unfair bestraft - gemeinsam mit allen Teams, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben und den Oreca 07 erfolgreich eingesetzt haben", wird Firmenchef Hugues de Chaunac in dem Schreiben zitiert.

Das Unternehmen wirft den Offiziellen von ACO und FIA sogar Wortbruch vor: "Alle Beteiligten der LMP2 hatten sich darauf geeinigt, einen offenen Wettbewerb der vier verschiedenen Hersteller unter den gleichen Regeln und mit dem gleichen Motor zuzulassen. Nach nicht einmal einem Jahr bewegt sich nun alles in Richtung eines Balance-of-Performance-Systems zu, das mit der ursprünglichen Idee (für diese Klasse) nichts mehr zu tun hat."

ACO und FIA betonten in ihrem Statement am Wochenende die Wichtigkeit ihrer Entscheidung: "Diese Anpassung erfolgt, um auch weiterhin eine heiß umkämpfte Klasse und ein hohes Konkurrenzniveau zwischen den Herstellern und Teams garantieren zu können."

In der Begründung führen die Offiziellen aus, dass die bisherigen fünf Saisonrennen der ELMS und sowie das Ergebnis der 24 Stunden von Le Mans in die Entscheidung einfloss. Während Oreca in Le Mans einen Dreifachsieg in der LMP2-Klasse feierte (mit zwei Oreca 07 und dem baugleichen Alpine A470), gewannen Autos des französischen Herstellers in der ELMS aber nur zwei der bisherigen fünf Rennen.

Heimliche Balance of Performance?

Die von Onroak gebauten Ligier siegten ebenso zweimal, Dallara kommt bisher auf einen Saisonsieg. Riley steht in der ELMS aktuell gar nicht am Start, sondern tritt nur in der IMSA an und zuletzt auch bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem einzigen Auto. Oreca wittert daher ein politisches Komplott: "Entgegen dem Technischen Reglement basieren diese Entscheidung bezüglich der Performance-Anpassungen nicht auf Daten, die Ausschlag über Leistungsdefizite geben."

Die LMP2-Klasse erlebte zu Saisonbeginn einen Neustart. Der Einheitsmotor (ein 4,2-Liter-V8 von Gibson) ist seither für alle Teams verpflichtend. Das Chassis kann allerdings frei gewählt werden. Aktuell gibt es mit Oreca, Dallara, Riley und Onroak vier Anbieter. Mit 25 Autos stellte die LMP2-Klasse in Le Mans das mit Abstand größte Kontingent und auch in der WEC ist diese Kategorie mit zehn Fahrzeugen das Rückgrat des Starterfeldes. Dort starten bislang allerdings nur von Oreca unterstützte Teams.