Der schwere Unfall von Loic Duval hat den Auftakt der diesjährigen 24 Stunden von Le Mans überschattet. Im ersten Moment wurden Erinnerungen an den tragischen Tod von Allan Simonsen im vergangenen Jahr wach. Glücklicherweise überstand Audi-Pilot Duval den heftigen Einschlag fast unverletzt. Doch es bleibt die Frage: Wie sicher ist der Sportwagen-Klassiker in Frankreich?

Wie überall im Motorsport gilt auch an der Sarthe: Sicherheit für alle Beteiligten genießt höchste Priorität. Die Veranstalter haben in den vergangenen Jahren in diesem Bereich immer wieder Hand angelegt und Verbesserungen erzielt. So auch für die diesjährige Auflage. "Wir arbeiten täglich an der Verbesserung der Sicherheit", sagte ACO Sport-Manager Vincent Beaumesnil gegenüber Sportscar365. "Wir haben enge Verbindungen zur FIA und den Inspektoren des Französischen Verbandes. Gemeinsam haben wir die Entscheidungen über Arbeiten an der Strecke entschieden."

Der Audi mit der Startnummer 1 ist einsatzbreit, Foto: Speedpictures
Der Audi mit der Startnummer 1 ist einsatzbreit, Foto: Speedpictures

Unterstützung durch Fahrer

In der Sicherheitsfrage sollten auch die Fahrer zu Wort kommen, die die Tücken des Kurses schließlich am besten kennen. "Wir hatten wichtige Hilfe von Yannick Dalmas und Emanuele Pirro", so Beaumesnil. "Sie haben für die Fahrer gesprochen. Das hat uns sehr geholfen." Unter anderem wurden Veränderungen an der Tertre Rouge vorgenommen, also der Kurve, in der Simonsen 2013 seinen Unfall hatte. Die Leitplanken wurden eineinhalb Meter weiter weg von den Bäumen versetzt und eine Reifenbarriere errichtet.

Auch die Porsche-Kurven, in denen Duval am Mittwoch mit seinem Audi R18 abgeflogen war, wurden überarbeitet. "Wir haben die Sicherheit in der ersten Kurve der Porsche-Kurven durch eine neue Barriere stark erhöht", erklärte Beaumesnil. "Und am Ausgang der letzten Kurve, der Corvette-Kurve, gibt es ein neues Kiesbett. Ich muss dazu sagen, dass bei einer solch großen Strecke immer große Investitionen geleistet werden müssen. Wir haben alle nötigen Arbeiten erledigt, also sind wir zufrieden."

Alex Wurz steht mit Toyota auf der Pole in Le Mans, Foto: Speedpictures
Alex Wurz steht mit Toyota auf der Pole in Le Mans, Foto: Speedpictures

Slow Zone auf dem Prüfstand

Dieses Jahr soll eine weitere Neuerung dafür sorgen, die Sicherheit auf dem Highspeed-Kurs zu fördern: die so genannte Slow Zone-Regel. Sie ist als Alternative zum Safety Car gedacht, wenn ein Zwischenfall passiert ist. Statt das Safety Car auf die Strecke zu schicken, kann die Rennleitung eine Slow Zone in einem bestimmten Bereich deklarieren - hier müssen die Fahrer auf 60 km/h abbremsen, wenn etwa ein Auto abgeschleppt werden muss.

Alex Wurz unterstützt diese Idee, sieht aber auch Risiken. "Beim Test kam ich mit 340 km/h die Gerade runter", so der Toyota-Pilot zu Autosport. "Meine Windschutzscheibe war schmutzig und die Reifen vibrierten während meines dritten Stints. Dadurch war es schwierig, die Anzeigetafel zu sehen und zu lesen."

Strecken-Marschalls zeigen den Beginn einer eingeläuteten Slow Zone mittels eines Schildes an. Wurz weiter: "Einer der Jungs vor mir bremste hart, weil er dachte, dass er die erste Anzeige übersehen hätte. Da ist das Risiko groß, denn manche könnten denken, dass sie eine Strafe bekommen und deshalb hart abbremsen, während andere rumcruisen." In der VLN hatte es nach der Einführung des Code-60-Prozederes ähnlich Diskussionen gegeben, nachdem es wegen der unterschiedlichen Bremsleistungen der Boliden vermehrt zu Auffahrunfällen gekommen war.