Corvette Racing ist im Moment das Gesprächsthema Nummer eins im GT-Fahrerlager des Circuit de la Sarthe. Vollkommen entgegen aller Erwartungen scheinen die Hubraumriesen der US-Boys nicht schnell genug zu sein. Man klagt über Reifen, Motor, Zusatzgewicht. Die beiden Vetten des Werksteams werden in der GTE-Pro-Klasse heute lediglich von den Rängen acht und neun in die 24 Stunden starten. Es herrscht Ratlosigkeit.

Oliver Gavin, der gemeinsam mit seinen Kollegen Tommy Milner und Richard Westbrook in der besser platzierten C6 sitzt, erklärte in der Nacht: "Wir waren noch nie in einer solchen Situation. Das macht es sehr schwierig für alle in unserem Team." Als besonderes Problem markierte er die neuen Michelin-Reifen. Während Aston Martin, Porsche und Ferrari die weiterentwickelten Pneus bereits in Spa-Francorchamps verwendeten, benutzte Corvette sie erstmals beim Le-Mans-Vortest.

Europäische Konkurrenz im Vorteil

GTE-Pole-Mann Robert Bell (Aston Martin) fuhr im Vergleich der besten Qualifikationsrunden sage und schreibe 4,1 Sekunden schneller als Gavin. Langsamer als Corvette Racing waren bis dato nur die ebenfalls aus Übersee angereisten SRT-Vipern, lässt man den mit zwei Herrenfahrern und Andrea Bertolini besetzten JMW-Ferrari einmal außen vor. Doch nicht nur Reifen bereiten Schwierigkeiten, auch in puncto Höchstgeschwindigkeit mangelt es den gelben V8-Brummern.

Während ein Ferrari mit Tempo 294,8 den bis dato besten Wert markierte, kam die zügigste Corvette nur auf 286,9 km/h. Auf dem knapp 14 Kilometer langen Sarthe-Kurs ein besonders großer Nachteil, denn fast 70 Prozent einer Runde werden unter Vollgas absolviert. "Das Pakt, mit dem wir hierhergekommen sind, funktioniert scheinbar nicht", so Gavin. "Bisher haben wir zwar von Sitzung zu Sitzung zugelegt, und wir werden auch weiter hart arbeiten, aber es sieht nicht gut aus."

Zu allem Überfluss mussten die GTE-Pro-C6 vor dem Le-Mans-Wochenende noch einmal zehn Kilogramm Zusatzgewicht einladen. Demnach hatte selbst der Veranstalter das Corvette-Werksteam deutlich stärker eingeschätzt. Für Chef Doug Fehan und seine Mannen wohl das Tüpfelchen auf dem i.