Ben Spies stellte zuletzt beim Testen in Sepang unter Beweis, dass er sich an seine neue Aufgabe in der MotoGP mehr und mehr angepasst hat. Doch die Ergebnisse von Malaysia, wo er hinter seinem Teamkollegen Colin Edwards mit rund sieben Zehnteln Rückstand auf Leader Valentino Rossi Siebter wurde, will der US-Amerikaner nicht überbewerten. "Wir hatten einen ordentlichen Start in die Testsaison, aber das ist auch schon alles… testen", stapelte er in der GPweek tief. "Ich habe daran gearbeitet, wo ich besser sein muss und habe mich nicht wirklich darum gekümmert, irgendetwas besonderes zu tun. Verbesserungen müssen in kleinen Dosen kommen. Ich fuhr eine Rennsimulation und alle 19 Runden waren 2:01-Minuten-Runden - schneller als ich beim gesamten ersten Test war."

Spies ist ehrgeizig und so betonte er auch, dass ihm noch immer eine halbe Sekunde auf die Spitzenleute fehle. Die will er natürlich noch abknabbern. Sein Landsmann Wayne Rainey hatte kürzlich zu Protokoll gegeben, dass Spies in seinem ersten Jahr schon um Siege und Podeste mitfahren müsse. "Das wäre offensichtlich wirklich gut", kommentierte der amtierende Superbike Weltmeister dies lachend. "Ich denke, dass Wayne und Kevin [Schwantz] das Level dermaßen anhoben, sie legten die Messlatte beim Speed. Jetzt komme ich hier rein und du hast bereits Stoner, Lorenzo, Rossi und Pedrosa. Wenn du diese vier Jungs rausnimmst und nur gegen den Rest des MotoGP-Feldes fährst, dann wäre das Möglich." Rainey und Schwantz fuhren beide 1988 ihre erste komplette Saison in der 500ccm-Klasse und holten auch im ersten Jahr gleich Siege und Podien.

Was dem US-Amerikaner noch fehlt

Spies geht es aber nach wie vor locker an. "Wenn ich in der ersten Saison keinen Sieg hole, dann denke ich nicht, dass das ein Misserfolg ist", meint er. "Ich denke, dass die beiden unterschiedlichen Zeiten nicht zu vergleichen sind." Was es aber immer noch braucht, um ganz vorn mitzufahren, weiß der 25-jährige genau. "Mein Kurvenspeed muss höher werden, solche Sachen. Zu wissen, was das Motorrad tun wird und was die Limits sind. Es ist irgendwie schwer zu beschreiben - du gehst auf das Bike und du denkst, dass du die mechanischen Grenzen kennst, aber die sind nicht zwangsweise dort, wo du sie erwartest. Du musst all diese kleinen Berechnungen draufkriegen und es einfach passieren lassen. Ich komme ein wenig näher an dieses Limit … und muss dann die ganze Zeit an ihm fahren."

Zufrieden zeigte sich Spies, wie seine Markenkollegen Edwards, Rossi und Jorge Lorenzo auch, mit den Fortschritten und Entwicklungen seitens des Yamaha-Werkes. "Definitiv beim Motor", brachte er es auf den Punkt. "Als wir nach Sepang kamen, konnte ich definitiv etwas mehr Beschleunigung fühlen. Und er war auf den Geraden gegen die anderen Motorräder etwas konkurrenzfähiger."

Spies findet im Tech 3-Team von Herve Poncharal auch genau das Umfeld wieder, welches er zum Erfolg braucht. Er durfte zum Einen seinen langjährigen Cheftechniker Tom Houseworth mitbringen, der schon an den Titeln in der AMA und der WSBK beteiligt war, und zum Anderen hat Spies in Edwards einen neuen Freund gefunden, der früher noch sein Vorbild war. "Ohne Zweifel hat Colin mit die meiste Erfahrung im Fahrerlager. Er ist ein großartiger Typ. Ich habe jahrelang zu ihm aufgeschaut und ich mag ihn als Freund, als Spielkameraden und als Wettstreiter. Bisher ist es so, nachdem was ich sehe, dass wir beide fast das gleiche Feedback abliefern. Wir waren sehr nah auf derselben Pace und ich denke, dass wir uns gegenseitig zu helfen versuchen werden. Aber wenn wir auf die Strecke rausgehen wird es keine Spielchen geben."