Der MotoGP-Saisonauftakt in Katar? Seit 2007 eigentlich völlig normal. Dass ein MotoGP-Rennen aber nicht am Sonntag, sondern erst am Montag stattfindet? So gar nicht normal! Und doch war genau das am 13. April 2009 der Fall: Die Königsklasse startete nicht am Sonntagabend, sondern an einem Montag unter Flutlicht mit dem Katar GP in die neue Saison. Was war da los? Motorsport-Magazin.com blickt 15 Jahre später auf dieses Kuriosum zurück.

Eigentlich sah beim MotoGP-Saisonauftakt 2009 in Katar zunächst alles nach einem ganz gewöhnlichen Rennwochenende aus. Der Trainingsfreitag ging ohne Probleme über die Bühne und auch am Samstag verlief in den Qualifyings der drei WM-Klassen alles nach Plan. Casey Stoner (MotoGP), Alvaro Bautista (250ccm) und Julian Simon (125ccm) sicherten sich die drei Pole Positions. Soweit alles ganz normal.

Selbst am Sonntag sah dann noch alles nach einem handelsüblichen Renntag der Motorrad-Weltmeisterschaft aus. Das Auftaktrennen der 125ccm-Klasse begann pünktlich um 20 Uhr Ortszeit, doch dann passierte das Unmögliche: Regen begann, vom Himmel zu fallen. Ja, richtig gelesen. Regen in der Wüste von Katar! Unvorstellbar, aber auch das gibt es hin und wieder mal. Die Bedingungen wurden dadurch jedenfalls schnell unfahrbar, weshalb die Rennleitung zu Beginn der fünften Runde mit der Roten Flagge reagierte.

Heftige Regenfälle verhindern MotoGP-Start in Katar

Schnell wurde die Entscheidung getroffen, das 125ccm-Rennen nicht wieder aufzunehmen und vorzeitig zu beenden. Andrea Iannone wurde zum Sieger erklärt. Da weniger als zwei Drittel der geplanten Renndistanz absolviert waren, wurden nur halbe Punkte verteilt. Die große Frage lautete nun: Können 250ccm- und MotoGP-Rennen noch über die Bühne gehen? Schließlich sorgte der Regen in Kombination mit dem Flutlicht auf der Strecke für einen gefährlichen Blendeffekt, der die Sicht der Piloten massiv einschränkte.

Da der Regen kurze Zeit später aber aufhörte, trocknete die Strecke schnell wieder. Somit gab es dieses Problem (vorerst) nicht mehr. Sicherheitsbeauftrager Franco Uncini und einige MotoGP-Piloten wie Valentino Rossi und Loris Capirossi absolvierten mehrere Sichtungsrunden, ehe schließlich entschieden wurde, das 250ccm-Rennen mit 40 Minuten Verspätung und um sieben Runden verkürzt zu starten. Das Rennen verlief ohne Probleme, Hector Barbera siegte vor Jules Cluzel und Mike Di Meglio. Das MotoGP-Rennen konnte dadurch im ursprünglichen Zeitslot verbleiben und sollte pünktlich um 23 Uhr Ortszeit beginnen. Doch genau dann setzte erneut Regen ein und diesmal noch stärker als zuvor.

Starke Regenfälle verhinderten das MotoGP-Rennen in Katar am Sonntag, Foto: LAT Images
Starke Regenfälle verhinderten das MotoGP-Rennen in Katar am Sonntag, Foto: LAT Images

Ein Rennen zu fahren, war nun unmöglich geworden, weshalb die Organisatoren den Grand Prix absagen mussten. Es folgten Verhandlungen zwischen MotoGP-Promoter Dorna, den Streckenbetreibern und sämtlichen elf Teams, woraufhin eine Verschiebung um einen Tag auf den 13. April 2009 beschlossen wurde. So kam es also zum bislang letzten MotoGP-Rennen an einem Montag.

Casey Stoner gewinnt verspäteten MotoGP-Saisonauftakt 2009

Vom Regen des Vortags war dann nichts mehr zu sehen, es konnte wie erhofft um 21 Uhr Ortszeit gestartet werden. Das MotoGP-Auftaktrennen selbst verlief dann ohne Probleme, aber auch ziemlich unspektakulär. Casey Stoner verteidigte seine Führung beim Start erfolgreich und schoss anschließend davon, er führte nach nur einer Runde schon fast zwei Sekunden vor Hauptrivale Valentino Rossi, der auf Platz drei hinter Loris Capirossi festhing. Rossi kam in der Folge zwar schnell an seinem Landsmann vorbei, konnte Stoner aber bis zum Schluss nicht mehr einholen. Bei Zielüberfahrt trennten die beiden sogar ganze 7,771 Sekunden. Es war bereits der dritte Sieg in Serie in Katar für den Ducati-Piloten.

Casey Stoner führte in Katar vom Start bis zum Ziel, Foto: Ducati
Casey Stoner führte in Katar vom Start bis zum Ziel, Foto: Ducati

Capirossi wurde nach seinem exzellenten Start schnell wieder nach hinten durchreicht und sorgte in Runde sieben schließlich für den einzigen Sturz des Tages. Jorge Lorenzo und Honda-Neuzugang Andrea Dovizioso lieferten sich ein hartes Duell um Platz drei, in dem letztlich der Mallorquiner die Oberhand behielt. Dovizioso fiel in der Schlussphase mit starkem Reifenabbau dann sogar noch hinter den gutaufgelegten Colin Edwards auf Platz fünf zurück.

Was war sonst noch los beim Katar Grand Prix 2009?

Der vorjährige WM-Dritte Dani Pedrosa musste einer schweren Knieverletzung Tribut zollen und kam schon im Qualifying nicht über Platz 13 hinaus. Im Rennen setzte er zwischenzeitlich zu einer starken Aufholjagd an und lag auf P6, viel ab Rennhalbzeit aber kontinuierlich wieder zurück. So wurde er letztlich nur Elfter, direkt vor Ex-Teamkollege Nicky Hayden, der bei seinem Ducati-Debüt eine enttäuschende Leistung darbot. Auf Platz 13 landete Sete Gibernau, der 2009 nach zwei Jahren Auszeit mit dem Grupo Francisco Hernando Team in die MotoGP zurückkehrte.

Marco Melandri musste in Turn 1 nach einem Verbremser durchs Kiesbett, Foto: LAT Images
Marco Melandri musste in Turn 1 nach einem Verbremser durchs Kiesbett, Foto: LAT Images

Marco Melandri debütierte mit Hayate Racing, nachdem sich Kawasaki wenige Wochen zuvor überraschend aus der Königsklasse zurückgezogen hatte . Er wurde zwar nur 14., zeigte in der Wüste aber trotzdem eine beachtliche Leistung. Melandri kämpfte in der Frühphase nämlich in den Top Ten, ehe er sich kolossal in Turn 1 verbremste und durch das Kiesbett fahren musste. Das warf ihn mit großem Rückstand ans Ende des Feldes zurück. Trotzdem nur acht Sekunden hinter Pedrosa ins Ziel zu kommen, war dementsprechend ein wirklich gutes Resultat. Die beste Leistung des Tages zeigte aber ein anderer: Mika Kallio. Der finische MotoGP-Rookie kam als Achter ins Ziel und wurde nach Rennsieger Stoner zweitbeste Ducati. Er ließ gestandene Namen wie Tony Elias und Randy De Puniet hinter sich.

Dani Pedrosa und Alex De Angelis kollidierten am Ausgang von Turn 6, Foto: MotoGP.com/Screenshot
Dani Pedrosa und Alex De Angelis kollidierten am Ausgang von Turn 6, Foto: MotoGP.com/Screenshot

Für die Szene des Katar Grand Prix sorgten Pedrosa und Alex De Angelis: Ersterer ging nach einem Überholmanöver von Chris Vermeulen in Turn 6 etwas weit. Als Pedrosa am Kurvenausgang dann auf die Ideallinie zurückkehren wollte, kreuzte sich sein Weg mit De Angelis. Es kam zur Kollision, die Pedrosa beinahe aus dem Rennen beförderte. Der 'Little Samurai' blieb nur mit viel Glück sitzen und musste seine Lenkstange anschließend wieder in Position schlagen, konnte das Rennen danach aber ohne weitere Probleme fortsetzen. Die Stewards untersuchten die Kollision, entschieden letztlich aber auf einen Rennunfall. De Angelis kam somit ohne Strafe davon. Er schnappte sich im weiteren Rennverlauf noch Vermeulen und wurde starker Sechster.