Spätestens durch die Verkündung des Wechsels von Alex Rins von LCR Honda ins Yamaha-Werksteam ist die 'Silly Season' der MotoGP 2023 offiziell eröffnet. Eine große Rolle darin spielen könnte auch Ducati. Der italienische Hersteller, der im kommenden Jahr erneut vier Teams mit Motorrädern ausstatten wird, hat für 2024 auf dem Papier noch sechs offene Plätze zu vergeben. Einzig die Werkspiloten Francesco Bagnaia und Enea Bastianini haben bereits gültige Verträge für die bevorstehende Saison unterzeichnet.

Tatsächlich dürfte sich im Ducati-Lager allerdings nicht viel tun. Die Italiener sind mit ihrer aktuellen Besetzung äußerst zufrieden und möchten die gemeinsame Arbeit mit Marco Bezzecchi, Luca Marini [beide VR, Anm.], Jorge Martin, Johann Zarco [beide Pramac] und Alex Marquez [Gresini] auch 2024 fortsetzen. Einzig das MotoGP-Aus von Fabio Di Giannantonio, der in seinen bisherigen anderthalb Jahren in der Königsklasse nicht nachhaltig überzeugen konnte, scheint beschlossene Sache.

"Wir haben noch nicht entschieden, wer auf der Ducati des Teams von Nadia Padovani [Teamchefin bei Gresini, Anm.] Platz nehmen wird. Eine ist für Alex Marquez, die andere ... wer weiß", sagte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti am Mittwoch bei den italienischen Kollegen von 'Motosprint'. Der Gresini-Rennstall wird auch 2024 nicht mit aktuellen Werksmaschinen ausgestattet, sondern erhält weiterhin Vorjahresmaterial. An Interesse am zweiten Gresini-Sitz scheint es dennoch nicht zu mangeln: "Er ist sehr begehrt. Die Namen, die sich für den Platz beworben haben, gehen weit über die Vorstellungskraft hinaus."

Warum dem so ist? "Es ist ein Motorrad, welches auf das Podium fahren kann. Das ist der Grund für die Attraktivität [des Gresini-Platzes, Anm.]. Wir bieten ein komplettes Paket zu vernünftigen und erschwinglichen Konditionen", erklärt Ciabatti. Ein Blick auf die Zahlen belegt dies. Das 2023er-Bike, auf dem der entsprechende Fahrer im kommenden Jahr antreten würde, dominiert die MotoGP aktuell nach Belieben. Zehn der bisherigen 16 Saisonrennen wurden von der GP23 gewonnen. Und dass auch mit Vorjahresmaterial von Ducati noch Topresultate möglich sind, zeigten und zeigen Bastianini (2022), Bezzecchi, Marini (beide 2022 und 2023) und Marquez (2023) mit zahlreichen Podestplätzen, Siegen und Pole Positions.

Enea Bastianini wurde 2022 mit Vorjahresmaterial WM-Dritter, Foto: LAT Images
Enea Bastianini wurde 2022 mit Vorjahresmaterial WM-Dritter, Foto: LAT Images

Gresini: Morbidelli und Arbolino als Topfavoriten

Daher verwundert es nicht, dass zahlreiche Piloten Interesse am Gresini-Sitz bekundet haben. Franco Morbidelli, der bei Yamaha für Rins Platz machen muss, gilt als heißer Anwärter. Der Vizeweltmeister von 2020 würde seiner ins Stocken geratenen MotoGP-Karriere mit einem Wechsel zu Ducati gerne neues Feuer entfachen. Auch Moto2-WM-Leader Tony Arbolino, der vom gleichen Management wie Bastianini unterstützt wird, soll gute Chancen haben.

Weitere interessierte Fahrer sind nicht bekannt. Es gilt jedoch als offenes Geheimnis, dass sowohl Marc Marquez als auch Joan Mir im Repsol Honda Team äußerst unzufrieden sind und trotz gültiger Verträge für 2024 nach Veränderungsmöglichkeiten suchen. Zudem darf MotoGP-Supertalent Pedro Acosta seit Anfang Juli frei mit anderen Teams verhandeln, sollte ihm KTM bis dahin noch keinen Aufstieg in die Königsklasse garantiert haben.