Seit Jahren nutzt die MotoGP in Silverstone die gleiche Streckenführung wie die Formel 1. Die Startzielline lag bei den Motorrädern aber an einem anderen Ort. Der Motorrad-Tross hielt sich im alten Boxengebäude zwischen Woodcote und Copse-Corner auf. Der Grund war der mangelnde Platz und die unzureichende Stromversorgung für alle Serien im 2010 neu erbauten 'Silverstone Wing', den die Formel 1 seit 2011 nutzt. Dort kommt aber nur die Formel 1 unter, Formel 2 und 3 haben weiterhin ihre Paddocks in der alten Anlage. Die MotoGP wollte eine solche Aufteilung ihrer Serien nicht, sondern auch Moto2 und Moto3 sowie neuerdings die MotoE im selben Haus vereint.

2023 kommt es nun zum Wechsel in die neue Anlage, da der Veranstalter nachgebessert hat. Erstmals seit 2012 wird damit wieder auf der 'Hamilton-Straight' gestartet. Ermöglicht hat den Umzug die Erweiterung des Paddocks durch das neue Hilton Garden Inn Hotel. Die Streckenbetreiber wollen ihr modernes Gebäude vermehrt für internationale Veranstaltungen und nicht nur für die Formel 1 genutzt wissen. Aktuell ist der Betrieb wenig ausgelastet. Das Stromproblem wird durch neu zur Verfügung gestellte Generatoren behoben. Diese wollte der Veranstalter den Motorrad-Teams einst nicht zahlen, jetzt übernimmt er aber die Kosten.

Obwohl der Silverstone Wing einige Nachteile mit sich bringt, so haben sich die Teamvereinigung IRTA und die Dorna darauf verständigt, dass die Vorteile gegenüber dem alten Paddock überwiegen. Dieses wird von Jahr zu Jahr immer maroder. Der modernere Silverstone Wing punktet vor allem mit großem Media-Center, VIP-Bereichen und sanitären Anlagen. Außerdem musste im alten Paddock stets temporäre Infrastruktur auf- und wieder abgebaut werden. Das 'Media-Center' etwa war nur ein größeres Zelt. Diese jährlichen Umbaumaßnahmen fallen nun weg, da im Wing genug Platz herrscht.

Außerdem setzt Silverstone beim Wing auf das Thema Nachhaltigkeit. Bis Ende des Jahres werden 2.754 Solar-Panele mit einer Fläche von 5200 Quadratmeter auf dem Flügeldach installiert sein. Die neu aufgestellten Generatoren werden mit Bio-Sprit betrieben und sollen so 90% CO2-Emissionen einsparen. Diese Bemühungen sind ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsbestrebungen der MotoGP. Dorna-Geschäftsführer Carmelo Ezpeleta ließ daher klar durchblicken, dass der Umzug des MotoGP-Paddocks von Dauer sein wird: "Wir sind begeistert, dass wir zum Silverstone Wing zurückkehren. Die MotoGP wird für Silverstone ein verlässlicher Partner sein, wenn es um Werte wie eine nachhaltige Zukunft geht."

Boxenumzug: Das sagt Weltmeister Francesco Bagnaia

Auf den Umzug der MotoGP und die neue Start-Ziel-Linie angesprochen, teilte WM-Leader Francesco Bagnaia seine Gedanken zur Taktik im Rennen mit. Der Italiener erwartet einen harten Kampf in der Schlussrunde: "Es wird ein anderes Rennen. Wir haben jetzt einen wichtigen heißen Punkt in der drittletzten Kurve [die Club-Schikane, Anm. d. Red.]. Es wird wichtig sein, dort stark zu sein. Im anderen Paddock wurde auch in der drittletzten Kurve [Brooklands, Anm. d. Red.] angebremst, aber wir kamen aus einer langgezogenen Kurve an, also war das Überholen schwieriger. Mit diesem Layout kann es beim Ausgang der Hangar-Geraden und Anbremsen in die Schikane ein Vorteil sein, wenn man hinten ist. Das wird das Rennen verändern." Den Umzug in den Wing begrüßte er: "Es ist schöner, in diesem Paddock zu sein. Ich liebe den Garten vor der Box."