Fünf Tage nach seinem heftigen Warm-Up-Crash am Sachsenring, der seine Teilnahme am Deutschland-Grand-Prix verhinderte, ist Marc Marquez zurück auf dem MotoGP-Bike. Am Trainingsfreitag in Assen lässt es der Honda-Star ruhig angehen. Er beendet die beiden Sessions auf den Rängen 21 und 19, was in der kombinierten Zeitenliste den 19. Platz mit mehr als 1,4 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Marco Bezzecchi bedeutet.

"Ich habe heute körperlich mehr gelitten, als ich es erwartet hätte", sagte Marquez am Freitagabend. Er ging mit einem lädierten Knöchel, einem gebrochenen Daumen und einer gebrochenen Rippe in das Wochenende. "Die Schmerzen im Knöchel und am Daumen sind erträglich, aber die Rippe schmerzt extrem. Jedes Anspannen des Brustmuskels schmerzt, aber den brauchst du in jeder Bremszone und bei jedem Richtungswechsel. Vor allem wenn ich tiefer einatmen muss, tut es weh. Dadurch verliere ich viel Zeit."

Marc Marquez kämpft mit den am Sachsenring erlittenen Verletzungen, Foto: LAT Images
Marc Marquez kämpft mit den am Sachsenring erlittenen Verletzungen, Foto: LAT Images

Lediglich im ersten Sektor sieht sich Marquez so einigermaßen konkurrenzfähig: "Dort gibt es langsamere Kurven, in denen ich pushen kann. Ich versuche dort schnell zu sein." Beim Versuch, das umzusetzen, kam der angeschlagene Superstar im 2. Training in Kurve drei aber erneut zu Sturz. "Maverick (Vinales, Anm.) war vor mir. Auf der Start-Ziel-Gerade hat er mit anderthalb Zehntel abgenommen. Ich habe versucht, die in den ersten Kurven aufzuholen, um am Ausgang von Turn 5 nah an ihm dran zu sein, denn auf der folgenden Gegengerade verliere ich wieder anderthalb Zehntel. Dabei ist mir ein Fehler unterlaufen. Wenn du den ganzen Tag nur entspannt fährst ist es schwierig, von einem Run auf den anderen plötzlich anderthalb Sekunden schneller zu sein. Ich war nicht darauf vorbereitet, so schnell in diese Kurve zu kommen."

Vor seinem Sturz musste Marquez bereits einen heftigen Rutscher in der sehr schnellen Kurve elf abfangen. Ein Moment, der sein ohnehin angeschlagenes Selbstbewusstsein weiter beeinträchtigte: "Das war der Grund, warum ich in all meinen Time-Attacks vorsichtig war. Ich hatte mit diesem Rutscher nicht gerechnet. Von da an habe ich in den letzten beiden Sektoren das Gas zugemacht, denn da gibt es viele schnelle Kurven und in denen will ich wirklich nicht stürzen", so Marquez.

Mit den Erlebnissen vom Freitag im Hinterkopf erwartet der fünffache Assen-Sieger ein schwieriges verbleibendes Wochenende: "An allen anderen Rennwochenenden in diesem Jahr habe ich mich körperlich gut gefühlt und konnte pushen. Hier fühle ich mich aber alles andere als gut. Am Sachsenring konnte ich aufgrund meines körperlichen Zustands nicht fahren und in fünf Tagen erholst dich von so etwas nicht. Mal sehen, wie es mir morgen geht, aber es wird sicher nicht besser. Ich will das Wochenende einfach nur beenden. In Q1 werde ich versuchen, etwas zu pushen, um zumindest nicht aus der letzten Reihe zu starten. Die vorletzte oder drittletzte Reihe wäre für mich in Ordnung."

Marc Marquez: Rumsitzen hilft nicht

Ein sechsfacher MotoGP-Weltmeister, der gegen einen Startplatz in der letzten Reihe ankämpft - macht eine Teilnahme an der Dutch TT unter diesen Umständen überhaupt Sinn? "Nach diesem Grand Prix haben wir eine anderthalb Monate lange Sommerpause. Mit dem Gefühl vom Sachsenring willst du als Fahrer nicht in so eine Pause gehen", erklärt Marquez. "Ich brauche dieses Wochenende für meine Psyche. Ich muss weitermachen. Ich muss fahren. In so einer schwierigen Situation fehlt es dir natürlich an Motivation, aber du musst deine Routinen beibehalten und weiterhin daran glauben, dass sich die Situation wieder bessert. Wenn du zuhause sitzt, wird sich nichts verändern."