Es war einmal ein Topteam. Für sie war der zweite Platz bereits der erste Verlierer. Selbst auf den Schuhsohlen stand der Weg zum Sieg vorgezeichnet. Doch wie in jedem Märchen verdunkelt sich irgendwann der Himmel und das Unwetter bricht herein.

Der tapfere Martin und seine Crew waren daran nicht ganz unbeteiligt, selbst wenn man diverse Pinocchio-Affären außen vor lässt. "Wir haben im Winter einen relativ schlechten Job gemacht", räumt Martin Whitmarsh offen ein. Das ermöglichte ihm und seinem Team jedoch den märchenhaften Aufstieg zurück an die Spitze. "So hatten wir eine gute Basis für Verbesserungen." Die nutzte McLaren von Saisonbeginn bis zum ersten Sieg in Ungarn.

Zu Beginn habe man 2,5 Sekunden hinter der Konkurrenz gelegen und die habe sich im Laufe der Saison natürlich ebenfalls verbessert. "Es war ein schmerzhafter Start für uns alle." Es fehlte an Downforce, die Gewichtsverteilung stimmte nicht und die Problemlösung dauerte zu lange. Dann ging es aber Schlag auf Schlag. Von Silverstone auf den Nürburgring verbesserte sich das Team gleich auf zwei entscheidenden Gebieten.

Das mechanische Paket sei schon vorher fantastisch gewesen, der Motor war toll und KERS ebenfalls sehr gut. "Aber um KERS zu benutzen, hatten wir relativ wenig Ballast im Auto, deshalb entwickelten wir eine falsche Gewichtsverteilung", erklärt Whitmarsh. Somit musste man Mittel und Wege finden, um die Gewichtsverteilung des McLaren anzupassen, ohne KERS ausbauen zu müssen. "Das ist uns gelungen. Wir haben an Gewicht eingespart und gleichzeitig für Deutschland ein neues Aerodynamikpaket entwickelt, das einen extremen Doppeldiffusor beinhaltete. Das hat uns neue Entwicklungswege eröffnet."

Fährt McLaren siegreich in den Sonnenuntergang?, Foto: Sutton
Fährt McLaren siegreich in den Sonnenuntergang?, Foto: Sutton

Seitdem geht es stetig bergauf und so soll es weitergehen. "Wir möchten immer weiterentwickeln, um jedes Rennen zu gewinnen. Das ist eine schöne Kultur, aber manchmal ist sie strategisch nicht gut für die Zukunft", verrät Whitmarsh. Deshalb werde man schon jetzt dafür sorgen, genügend Ressourcen in das neue Auto für 2010 zu stecken. "Wir werden weiter am diesjährigen Auto arbeiten, aber wir wollen auch schon Anfang 2010 stark sein und früh Rennen gewinnen, damit wir um den Titel fahren können."

Zu Ende geschrieben ist das Märchen allerdings noch nicht. Denn das Happy End und der Ritt in den Sonnenuntergang stehen noch aus. So weiß niemand, wie sich die tapferen Silberritter auf der schnellen Bahn in den Ardennen schlagen werden. "Es wird auch für Spa Verbesserungen geben", verspricht Whitmarsh. "Aber wir wissen erst dort, wie sie wirken werden. In diesem Jahr waren wir in langsamen Kurven besser als in schnellen, aber ich kann keine Vorhersage machen, wie es dort mit der neuen Gewichtsverteilung, mehr Downforce und dem kürzeren Radstand sein wird."