Pirelli hat ein Hitzeproblem. Es ist die alte Leier mit den Formel-1-Reifen, seit Jahren ein Thema, stets ein Ziel von Klagen der Fahrer, und auch 2024 wieder ein großer Faktor. Für nächstes Jahr hofft der Einheits-Reifenlieferant nun mit einer komplett überarbeiteten Reifenpalette auf Besserung. Mit dem nächsten Reifentest am Horizont wurden inzwischen klare Problemfelder und damit auch Ziele ausgemacht.

2024 klagt die Formel 1 nach den ersten beiden Rennen bereits wieder über noch schlechteres Hinterherfahren. Die "Dirty Air", verwirbelte Luft, ist dabei stets der erste Sündenbock. Hinterherfahren bedeutet vom Vordermann verwirbelte Luft und damit weniger Abtrieba und mehr Rutschen für den Angreifer dahinter. Auf diese aerodynamischen Komponenten würde aber in den letzten Jahren schon zu viel Fokus gelegt, beklagten sich führende Techniker in den letzten Tagen bereits. Mehr dazu hier:

Die Reifen spielen nämlich eine enorm wichtige Rolle in der Gleichung. Das Problem ist die Neigung der aktuellen Pirellis, schnell zu überhitzen. Rutscht das Auto, gerät die Temperatur sofort aus dem Betriebsfenster. Dadurch beginnt ein Teufelskreis: Noch weniger Grip, noch mehr Rutschen, noch mehr Überhitzen. An Überholen ist dann nicht mehr zu denken. Der Fahrer muss sich zurückfallen lassen, die Reifen wieder beruhigen. Und hoffen, dass sie nicht schon nachhaltig Schaden genommen haben.

Pirelli-Plan gegen Überhitzung: Weniger Druck, neue Struktur

Pirelli ist sich dem Überhitzungsproblem sehr gut bewusst. Ziel des Herstellers ist daher für 2025 die Einführung einer rundum erneuerten Reifenpalette. Es bleibt wie aktuell bei den fünf Reifenmischungen, benannt als C1 bis C5. "Aber praktisch mit einer neuen Struktur", so Pirellis Chefingenieur Simone Berra.

Pirellis Ziel ist, den Reifendruck zu senken. "Wir wissen, dass der Druck mit dem Überhitzen zusammenhängt", erklärt Berra. "Wir müssen das Überhitzen über die Verbindung von Reifenmischungen und Struktur verbessern."

Ein niedriger Reifendruck macht den Reifen flexibler und bietet damit auf dem Papier mehr Grip. Daher versuchen die Teams auch immer, möglichst niedrige Drücke zu fahren. Im Gegenzug muss Pirelli allerdings oft relativ hohe Mindest-Reifendrücke ansetzen. Aus Sorge, dass die strukturelle Integrität der Reifen bei hohen Belastungen Schaden nimmt und womöglich gar zu Reifenschäden führt.

Verbessert man also die strukturelle Stabilität, kann man die Mindestdrücke senken. "Wenn wir die Drücke senken, dann reduziert das die Temperatur der Karkasse und den Überhitzungseffekt", stellt Berra klar. "Das ist unser Ziel." Das ist jedoch alles eine delikate Balance. Nirgends sind die Anforderungen an Reifen so hoch wie in der Formel 1.

Wichtiger Pirelli-Test in Suzuka

Für 2025 gilt dem Problem Pirellis volle Aufmerksamkeit. Im Vorjahr hatte man noch kleinere Änderungen an den Reifen getestet, die dann aber verworfen. Daher sind die 2024er-Reifen noch ident, ehe dann 2025 die neue Palette kommt. An der wird bereits fleißig getestet. Auf erste Ausfahrten in Barcelona und Jerez folgt bald ein viel wichtigerer Test. Nämlich in Suzuka.

Dort wird Pirelli mit Hilfe von Sauber und den Racing Bulls im Anschluss an den Grand Prix die drei härtesten 2025er-Prototypen testen. "Suzuka ist eine Strecke mit sehr hoher Last, und recht aggressivem Asphalt", erklärt Berra die Wichtigkeit dieses Tests. Die sollen zeigen, ob die neue Struktur bei Integrität und Zuverlässigkeit der erhoffte Schritt ist.

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