Die Rennpace. Vor allem zu Beginn der abgelaufenen Saison galt sie als das Steckenpferd von Aston Martin. Waren Fernando Alonso und Lance Stroll 2023 im Qualifying oftmals langsamer als Mercedes, Ferrari und natürlich Red Bull, konnte das grüne Team aus Silverstone im Rennen dafür auftrumpfen. Der Coup: Der geringe Reifenverschleiß, vor allem durch den hohen Abtrieb in den langsamen Kurven.

Doch die Stärken des AMR23 rächten sich auf den Geraden, insbesondere in den DRS-Bereichen. Dort galt Aston Martin als eines der schwächsten Teams des gesamten Feldes. Auf Highspeedstrecken wie in Monza hagelte es vergangene Saison die herbsten Niederlagen des Jahres. Nachdem Updates, die der DRS-Schwäche Aston Martins entgegenwirken sollten, fehlschlugen, wurde der Überarbeitung des DRS-Mechanismus über den Winter daher höchste Priorität eingeräumt.

DRS-Verbesserungen: Aston Martin in den Top-4

Nach den ersten beiden Rennen in Bahrain lässt sich festhalten: Der AMR24 ist zumindest in diesem Bereich eine deutliche Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger. In Bahrain konnte Aston Martin mit dem vierteffizientesten DRS-Effekt auftrumpfen. Nur Red Bull, Ferrari und etwas kurios Alpine konnten ein noch höheres Delta zwischen Geschwindigkeit mit und ohne flachgestellten Flügel generieren.

"Die Effizienz des Autos und des DRS-Effektes ist eine Sache, an der wir letztes Jahr wirklich hart gearbeitet haben. Wir haben gesehen, wie stark der Red Bull war, sogar im Jahr davor. Das war ein großer Fokus von uns", erklärte Aston Martins Performance-Direktor Tom McCullough. "Der Unterschied des DRS-Effektes ist im Vergleich zum letzten Jahr ziemlich stark. Wir gewinnen eine Menge Zeit dadurch."

"Wenn man Fernandos Runde vom letzten Jahr mit der von gestern vergleicht, ist sie 8,5 Zehntel schneller", nahm McCullough nach dem Qualifying in Jeddah die neuen Stärken des AMR24 vorweg. "Vor allem, wenn man sich anschaut, wo sie schneller ist. In allen Hochgeschwindigkeitskurven und auf der Geraden mit DRS ist sie viel schneller."

Doch die Aussagen McCulloughs gilt es einzuordnen. Aston Martin ist in den Topspeed-Werten trotz DRS-Verbesserungen weiterhin alles andere als eine Spitzenmannschaft. Fernando Alonso kam in Jeddah im Rennen auf eine Spitzengeschwindigkeit von 327 km/h. Nur Lando Norris, der im Rennen auf der Start-Ziel-Gerade nicht ein einziges Mal das DRS benutzte, war noch langsamer. Der Trend aus dem Saisonauftakt in Bahrain setzte sich damit fort. Die Effizienz des DRS-Mechanismus hat sich verbessert. Doch eine Rakete ist der AMR24 bei weitem noch nicht. Dass Alonso im gesamten GP nicht von George Russell attackiert werden konnte, lag vielmehr an der desolaten Performance des W15 in den schnellen Kurvenpassagen.

Trotz effizienterem DRS: Formel-1-Spitze für Aston Martin in weiter Ferne

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Balance zwischen Qualifying- und Rennpace in der Formel 1 häufig ein Nullsummenspiel. Das hat auch Aston Martin mitbekommen, die über den Winter bei der Qualifying-Leistung einen Schritt nach vorne, im Rennen dafür einen Schritt zurück gemacht zu haben, bzw. auf der Stelle treten. Auch Fernando Alonso traute nach dem leicht überraschenden fünften Platz in Jeddah dem Braten nicht, wähnte Mercedes und McLaren weiterhin als die schnelleren Teams.

Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso
Etwas überraschend landete Fernando Alonso in Dschidda auf P5, Foto: LAT Images

Die neu gefundene DRS-Stärke schmerzt Aston Martin im Rennen. Die verbesserte Effizienz auf den Geraden hat die reifenschonende DNA des Boliden substituiert. Das gute Ergebnis in Saudi-Arabien wurde von einem reifenfreundlichen Asphalt und einer Strecke begünstigt, auf der Überholen als nicht allzu einfach gilt. In freier Fahrt setzte sich allerdings der Eindruck aus dem Saisonauftakt fort. Aston Martin ist unter den Top-5-Teams im Renntrim das langsamste. Auch, weil man das rundumerneuerte Konzept des AMR24 noch verstehen muss.

"Nach Bahrain, haben wir uns intensiv mit unserer relativen Rennpace befasst", erklärt Tom McCullough. "Historisch gesehen sind wir als Team im Rennen eher stark gewesen und hatten dafür Probleme im Qualifying. Die aerodynamischen Charakteristiken des Autos sind für uns ein signifikanter Unterschied im Vergleich zum letzten Jahr. Wir lernen noch, wie wir das Maximum herausholen können."

"Ich denke, dass wir zu Beginn dieses Jahres eine ganz andere Philosophie mit dem Auto verfolgt haben, was die Aerodynamik angeht, um uns eine Plattform für die weitere Entwicklung zu geben", fasste McCullough den Ausblick auf die weitere Formel-1-Saison 2024 zusammen. Durchaus bekannte Töne aus dem letzten Jahr.