Was löste Charles Leclercs permanente Verbremser aus?

Charles Leclerc verteufelte Bahrain nach dem Rennen: Die Pole vergab er mit der Strategie, das Rennen mit permanenten Verbremsern in der ersten Rennhälfte. Der Grund dafür war wieder ein Ferrari-Problem. Der SF-24 hatte im Renn-Trimm aus dem Nichts plötzlich Probleme mit der vorderen Bremskühlung. An beiden Autos, aber Leclerc, der zu Rennbeginn vorne stark pushte, geriet in deutlich größere Probleme: "Ich hatte mehr als 100 Grad Unterschied."

Auch Sainz bestätigte die Probleme nach dem Rennen. Er konnte sie besser managen. Zu Rennbeginn hatte er sich etwas zurückfallen lassen, später scherte er ebenfalls mehrmals aus dem Windschatten aus. Leclerc verzweifelte völlig: "Der zweite Platz war heute möglich." Die Ursache hinter dem Problem kennt Ferrari noch nicht. War man schlicht beim Kühl-Setup zu aggressiv? "Das Auto ist noch immer unter Parc ferme", wehrte Teamchef Fred Vasseur direkt nach dem Rennen ab. Detailliertere Untersuchungen müssen sein.

Warum war Mercedes am Donnerstag Erster, im Rennen dann so schlecht?

Eine halbe Sekunde schneller als Max Verstappen war Lewis Hamilton im 2. Freien Training gewesen. Das Rennen beendete George Russell mit 46, Hamilton mit 50 Sekunden Rückstand. Klare dritte Kraft hinter Ferrari. Mercedes hatte sich sukzessive von der Spitze entfernt. Dass man aus dem Pole-Kampf gefallen war, erklärte man mit einem Renn-Fokus im finalen Setup - aber dann wurde das Rennen noch schlechter.

Das Team gab einer Problem-Litanei die Schuld. Angeführt von schlechter Power-Unit-Kühlung. "Zeitweise waren es insgesamt fünf bis sechs Zehntelsekunden, die wir aus dem Auto rausnehmen mussten", rechnete Toto Wolff vor. Wie Ferrari wurde auch Mercedes überrascht. "Bereits am Anfang ohne Verkehr waren wir über dem Limit." Anders als Sainz seine Bremsen bekam Russell seine Power Unit nie ausreichend unter Kontrolle.

Lewis Hamilton blieb mit seinen am Freitag vorgenommenen Setup-Änderungen unglücklich, kämpfte mit einem Batterie-Ladeproblem und dann mit einem gebrochenen Sitz. Abgesehen davon war der Mercedes schon am Donnerstag in den Longruns anfälliger als Ferrari gewesen. Die Bestzeit war nie eine echte Reflektion der Rennpace gewesen. Darum hatte das Team überhaupt erst den Renn-Fokus gesetzt, der aber schlichtweg nicht reichte.

Warum stand Valtteri Bottas 52,44 Sekunden an der Box?

"Mein zweitschlechtester Boxenstopp", nahm Valtteri Bottas seinen desaströsen zweiten Reifenwechsel in Bahrain mit Galgenhumor. So lange stand der Sauber, dass die TV-Kameras nicht einmal das Ende einfingen. Nach dem Rennen erklärte das Team, dass sich links vorne die Mutter verkantet hatte. Die musste aus dem Reifen, daher wurde der Reifen noch einmal in die Garage getragen, die Mutter entfernt, dann wieder herausgetragen. Und der Mechaniker brauchte vorne eine neue Mutter, die wurde separat aus der Garage geholt. Resultat: 52,44 Sekunden.

Was passierte beim Start mit Nico Hülkenberg?

Es war ein klassischer Ziehharmonika-Effekt in der ersten Kurve. Nico Hülkenberg, schlecht weggekommen, verschätzte sich beim Anbremsen und fuhr im Getümmel leicht Lance Stroll auf den Hinterreifen. Der wiederum dem Haas-Heck sehr nahe Valtteri Bottas kollidierte augenscheinlich erst nach Hülkenbergs Stroll-Schubser, damit war der Deutsche wohl selbst schuld. Stroll fuhr danach mit zwei frühen Boxenstopps ein erfolgreiches Undercut-Rennen zurück auf P10. Hülkenberg wechselte seinen Frontflügel, stoppte danach noch zweimal, konnte aber trotzdem immerhin die Alpine abfangen und eine klar verbesserte Haas-Rennpace beweisen.

Warum rollte Logan Sargeant (doch nicht) aus?

Kurz schien in Runde 10 sich ein Safety Car anzubahnen, als Logan Sargeant plötzlich in der Auslaufzone von Kurve 4 stand. Nach einigem Hin und Her kam er wieder in Gang. Schuld war ein Lenkrad mit Eigenleben. Vor der Anbremszone begann sich die Bremsbalance automatisch nach vorne zu verstellen, bis auf über 80 Prozent. Verbremser vorprogrammiert. In der Auslaufzone konnte Sargeant die Einstellung zurücksetzen. Schon im Qualifying soll das Problem passiert sein. Und im Rennen klagte auch Alex Albon über Display-Probleme. Jetzt sucht Williams den Grund. 2024 hat das Team auf ein neues Lenkrad umgestellt.

Warum gab es Stunk zwischen Ricciardo und Tsunoda?

Vom Start weg war bei den Racing Bulls ein geteiltes Rennen klar: Daniel Ricciardo würde eine riskantere Soft-Hard-Soft-Strategie fahren, Yuki Tsunoda Soft-Hard-Hard. Trotz Stopp 22 Runden vor Schluss stellte sich Ricciardos Reifenverschleiß auf dem Soft als gut heraus, damit holte er Tsunoda ein. Auch die Teamorder für diesen Fall war vor dem Rennen besprochen worden. Aber da Tsunoda zu dem Zeitpunkt im Kampf um P12 mit Kevin Magnussen steckte, war die Anweisung für ihn unverständlich.

"Jede Runde auf diesem Reifen zählt", hält Ricciardo dagegen. Tsunoda sperrte sich über eine Runde lang, und auf der Auslaufrunde drängte er Ricciardo dann fast von der Strecke. "Etwas unreif" analysierte Ricciardo, Tsunoda äußerte Unverständnis: "Er hat Magnussen ja auch nicht überholt." Ricciardo sieht keinen Grund, warum er den Platz deshalb auf der Ziellinie wieder hätte zurückgeben sollen. Es ging ja nicht um Punkte: "Ob ich P13 oder P14 bin? Ich weiß nicht, ob das wen interessiert." Von Team-CEO Peter Bayer gab es auf 'ServusTV' Kritik an Tsunoda: "Dass er dann die Anordnung vom Team ignoriert, das wird sicherlich eine Nachbesprechung bei uns geben."

Wie schlimm steht es um Alpine?

Schlechtestes Team war in Bahrain ganz klar Alpine. Sämtliche Sorgen um den A524 haben sich bewahrheitet. Das Auto ist zu schwer, der Motor zu brustschwach. Am Samstag sickerte weiters durch, dass Cheftechniker und Aero-Chef wohl hingeschmissen haben. "Jeddah war letztes Jahr und auch allgemein eine stärkere Strecke von uns", hofft Esteban Ocon verzweifelt. "Das Auto sollte also hoffentlich zu dieser Strecke ein bisschen besser passen." Teamchef Bruno Famin meint nur: "Eine neue Chance, um zu lernen und das A524-Paket zu verbessern." Echte Hoffnung sieht anders aus.

Ist die Formel-1-Saison 2024 schon vorbei?

Verstappen 22 Sekunden vor einem Paket an Perez, Ferrari, Mercedes und McLaren. Die Formel 1 hat sich in den Wintermonaten also überhaupt nicht verändert? Ganz so dramatisch ist die Lage noch nicht. Klar, Verstappen bleibt haushoher Favorit. Aber das reifenmordende Bahrain gilt als Red Bulls Parade- und McLarens Angststrecke. Mercedes und Ferrari hatten mit Problemen zu kämpfen. Und im Vorjahr war der erste Red-Bull-Jäger sogar 38 Sekunden hinter Verstappen gelegen. Relativ dazu ein Fortschritt. Also zu früh, um zumindest Hoffnungen auf spannende Grands Prix zu begraben. "Vor Melbourne ist es schwierig, ein klares Bild zu haben", mahnt Fred Vasseur.