Es ist Februar, alle Ferrari-Fans wissen, was das heißt: Grenzenlosen Optimismus für die nächste Saison befeuern! Vielleicht ist es deshalb keine schlechte Idee, mit einem Blick zurück auf den Jahresbeginn zu starten, als bei der Präsentation der Druckkochtopf kurz vor der Explosion stand.

Vasseur: Träumereien vom WM-Titel problematisch

Obwohl 2022 desaströs geendet hatte und man den Teamchef gewechselt hatte. Der Neue, Frederic Vasseur, bereut in Abu Dhabi, sich jemals Hoffnungen auf die WM gemacht zu haben: "Das war wohl eines der Probleme, die wir im abgelaufenen Jahr hatten. Besser, wir fokussieren uns auf das, was wir tun, und nicht auf die Meisterschaft."

2023 hatte für Ferrari die Erkenntnis gebracht, dass das seit dem Beginn der neuen Reglementperiode verfolgte Konzept für die Tonne war. Im Sommer verabschiedete sich der SF-23 aus dem Windkanal und überließ einem 2024er-Prototypen das Feld, der ein kompletter Neubau sein wird. "Mit einem anderen Chassis, einem anderen Design, um das Auto besser entwickeln zu können und unsere Ziele zu erreichen", verriet Chassis-Cheftechniker Enrico Cardile.

Später Konzeptwechsel brachte Ferrari ins Hintertreffen

Ferrari ist wie Mercedes damit hintendran. Man brachte 2023 zwar mehrere größere Aero-Entwicklungen, die sich dem so populären Downwash-Konzept annäherten, mit dem Red Bull alles in Grund und Boden fährt, aber auch der SF-23 war mit seinen extrabreiten Seitenkästen konzeptuell zu eigensinnig für eine vollumfängliche Adaption.

Frederic Vasseur gratuliert Carlos Sainz Jr. im Parc Ferme zum Sieg
Carlos Sainz gelang in Singapur der einzige Nicht-Red-Bull-Sieg 2023, Foto: LAT Images

Wie viel Ferrari aus dem Mischmasch für den Konzept-Neustart von 2024 lernen konnte, ist die entscheidende Frage, und das größte Problem. Da haben mehrere Konkurrenten auf dem Papier einen technischen Vorsprung, nicht nur Red Bull.

Durchbruch zu Saisonende gibt Hoffnung

Selbst wenn Ferrari den Start nicht ganz hinbekommt, so geben die letzten Rennen gute Gründe, warum Maranello für das Entwicklungsrennen gut aufgestellt ist. 2023 war eine Achterbahnfahrt gewesen, lange war das Verständnis des Autos im Zusammenspiel mit Reifen und Umwelteinflüssen ein massives Problem. Genau das wurde im Herbst zum Bereich der größten Wende.

Die letzten Upgrades waren Treffer, das Auto fahrbarer, die Fahrer glücklicher, damit verschwanden auch die permanenten Reifenprobleme. Ein Durchbruch der Techniker, so scheint es. "Ich bin sehr zufrieden mit den letzten beiden Events, das waren zwei völlig unterschiedliche Strecken", lobt Fred Vasseur.

Kimi Räikkönen brachte zuletzt vor mehr als 15 Jahren einen Titel nach Maranello, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen brachte zuletzt vor mehr als 15 Jahren einen Titel nach Maranello, Foto: Sutton

Ferrari: P3, aber trotzdem zweite Kraft

Sowohl in der Hitze des kurvigen Abu Dhabi als auch auf der kühlen Highspeed-Piste von Las Vegas kämpfte Charles Leclerc um die Pole und war zweite Kraft hinter Red Bull. Da sich zumindest die so mystischen Reifen für 2024 nicht ändern, sind das Anzeichen für eine gute Basis, sowie für gut justierte Werkzeuge und gute Techniker.

Auch die operativen Fehler werden weniger. Es hat Gründe, warum die Scuderia seit Belgien 53 Punkte auf Mercedes aufholte und beinahe den zweiten WM-Platz stahl. Lohn für das Scheitern sind mehr Windkanal- und CFD-Zeit.

Keine Fragezeichen hinter Leclerc und Sainz

Die Fahrer nahmen das Momentum mit auf. Charles Leclerc, zu Saisonmitte auf dem Prüfstand, fand mit dem letzten Japan-Update zu alter Form zurück. In drei der letzten sechs Rennen stand er auf Pole, Rennpace und Reifenmanagement waren exzellent. 2023 war ein etwas unerwartetes Lernjahr, aber besser jetzt als im WM-Kampf.

Carlos Sainz emanzipierte sich, holte einen - souveränen - Sieg. Aktuell gibt es keinen Grund, die Paarung anzuzweifeln (außer Lewis Hamilton ist verfügbar). Es wird also ein Jahr ohne Erwartungen für die Scuderia, so denn Fred Vasseur Glauben zu schenken ist.

WM-Titel 2024: Mit harter Arbeit ist nichts unmöglich

Aus gutem Grund, denn der technische Neustart bringt viele Unsicherheiten für den Saisonbeginn mit sich. 2023 hat das Team aber im ersten Jahr unter Vasseur Biss bewiesen und zum Finale einen positiven Trend hinterlassen.

Vasseur selbst gab sich souverän, behielt die Nerven und blieb bei seinem Plan, kontinuierlich zu evaluieren und Prozesse dort zu optimieren, wo er Defizite sah. Von radikalen Änderungen an der Spitze sah er ab. Der Weg zur WM 2024 wird vor allem technisch bedingt mit einem potenziell härteren Saisonstart daher ein harter - aber die Chancen, im Saisonverlauf vorne mitzumischen, sind gut.

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