Mittlerweile hat Lewis Hamilton einen neuen Zweijahresvertrag mit Mercedes in der Tasche. Die Verhandlungen hatten sich aber gezogen. Was Fahrer und Team im Frühsommer erledigen wollten, wurde erst Ende August bestätigt. Das hatte Gerüchte genährt, wonach Hamiltons Management bei der Konkurrenz vorgefühlt hatte, angefangen bei Ferrari.

In einem Interview mit der britischen 'Daily Mail' macht Red-Bull-Teamchef Christian Horner jetzt eine noch spektakulärere Enthüllung: Hamiltons Management rief nicht nur bei Ferrari an, sondern auch bei Red Bull: "Sie haben uns mehrmals kontaktiert. Zuletzt früher in diesem Jahr. Dabei wurde nachgefragt, ob es Interesse gäbe."

Red Bull-Fahrer Max Verstappen feiert seinen 16. Saisonsieg auf dem Podium mit dem Zweiten Lewis Hamilton
Hamilton und Verstappen wäre das Superteam der Formel 1, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Horner will die Avancen schnell zurückgewiesen haben: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie Max und Lewis zusammenarbeiten würden." Aber auch von einem Treffen zwischen dem Ferrari-Vorsitzenden John Elkann und Hamilton will er gehört haben, dort seien die Türen offener gewesen: "Ich habe gehört, es seien ernste Gespräche gewesen." Eine Story, die damals schon durch die italienische Presse ging.

Hamilton kontert: Red Bull hat mich angerufen!

Am Donnerstag waren Horners Aussagen großes Thema im F1-Fahrerlager. Das bewog Lewis Hamilton zum Geständnis: Es gab Kontakt. Doch bei ihm klingt die Geschichte ganz anders. Nicht sein Management habe Red Bull kontaktiert - sondern Horner ihn. Mit der falschen Nummer. Der Anruf ging auf ein altes Handy, das Hamilton nicht mehr benutzt: "Ich habe mein altes Handy zuhause gefunden und angemacht, und hunderte von Nachrichten kamen, und dann sah ich, dass eine von Christian dabei war. Wir sollten uns zusammensetzen, zu Saisonende."

"Es war recht spät, dass ich die Nachricht gefunden habe, Monate später", tut Hamilton die Geschichte ab. Seine Antwort sei allein eine Gratulation zum WM-Titel gewesen, am Treffen hatte er kein Interesse. So wenig machte er sich daraus, dass er seinem Teamchef Toto Wolff erst jetzt beim Öffentlichwerden der Story informierte.

Hamilton stichelt gegen Horner: Fühlt sich einsam …

Auch aus seinem Management habe nie jemand Red Bull kontaktiert, versichert Hamilton, und auch die Ferrari-Geschichte sei falsch dargestellt. Ferrari-Boss John Elkann habe er vor Jahren bei einem Google-Camp in Sizilien getroffen und schätzen gelernt. Mit Ferrari-Teamchef Fred Vasseur ist er gut befreundet, seit er 2006 für dessen damaliges Team ART in der GP2 fuhr und Meister wurde. Treffen gäbe es daher mit den beiden immer wieder, auf Freundschaftsbasis. Mit Business habe das nichts zu tun.

Hamiltons einzige echte Braut in der Formel 1 bleibt Mercedes. Als siebenfacher Weltmeister hat er inzwischen andere Ziele als nur bloß einen opportunistischen Teamwechsel zu versuchen, um Rennen zu gewinnen: "Einfach in das dominanteste Auto aller Zeiten zu springen gibt mir nichts. Mit meinem Team zu arbeiten, um sie zu schlagen, das wäre sicher besser für mein Vermächtnis." Mit Mercedes hat er sich schon nach seinem Eintreffen dort 2013 an die Spitze gearbeitet. Das will er wiederholen.

Horners Wort steht jetzt gegen Hamiltons. Der Mercedes-Pilot fühlt sich angegriffen: "Es gibt viele Leute hier, die meinen Namen in vielen Gesprächen fallen lassen, weil sie wissen, dass das Wellen schlägt. Wenn du ein bisschen einsam bist und nicht viel Aufmerksamkeit bekommst, ist das perfekt."

Hamilton stichelt gegen Verstappen: Will mich nicht

Auch wenn die Umstände offenbleiben - einer der zwei wollte, so viel steht jetzt fest. Damit lebte zumindest für einen Sekundenbruchteil die Chance auf ein Red-Bull-Superteam mit Hamilton und Max Verstappen. "Ich bin mehr als happy, im gleichen Auto gegen Max anzutreten, das wäre wundervoll", meint Hamilton und stichelt: "Ich glaube nicht, dass er mich als seinen Teamkollegen will."

Verstappen hat natürlich seinerseits kein Interesse an dieser Unterstellung: "Wäre mir egal. Jeder. Ich will nicht einmal Lewis hervorheben, es gibt so viele gute Fahrer." Bei weiteren Fragen zu den Gerüchten blockt er ab: "Es passiert nicht. Spielt keine Rolle, da Geschichten zu erfinden, hätte, wäre, wenn. Es passiert nicht."