Max Verstappen ist Weltmeister! Aber nicht ohne einem kleinen Fleck auf der sonst so weißen Weste. Zwar absolviert Verstappen im Katar-Sprint mit einem zweiten Platz locker das Pflichtprogramm, um sich seinen dritten Titel zu sichern, aber die Kür bleibt aus. Ein vergeigter Start und Pech mit Safety Cars verhindern den standesgemäßen Sieg, trüben aber nicht die Titel-Feierlichkeiten. (Formel 1 live aus Katar: News von heute im Ticker)

Schon im Shootout-Qualifying war Verstappen mit einem dritten Platz hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ein miserabler Start warf ihn dann in der ersten Runde bis auf den fünften Platz zurück, nachdem er in den ersten Kurven mit einem Quersteher gegen die Konkurrenz zurückstecken hatte müssen.

Verstappen geht im Katar-Sprint die Zeit aus

Diese Konkurrenz - zwei Ferrari und George Russell - war obendrauf mit Soft-Reifen losgefahren, hatte damit zu Beginn gegen Verstappens Medium auf der staubigen Strecke einen Grip-Vorteil. Dann begann das Safety-Car-Fest. Das unterband Verstappens Aufholjagd. Denn im nur 19 Runden langen Sprint hilft selbst das schnellste Auto nicht, wenn dauernd Überholverbot herrscht.

"Das hat uns auf jeden Fall behindert", ist Verstappen selbst zumindest auch leicht frustriert. Erst nach dem zweiten Restart begann er in Runde 8 die Aufholjagd, holte sich schnell beide Ferrari, dann kam wieder das Safety Car. Ausgerechnet, als er zur Attacke gegen den zweitplatzierten George Russell hatte ansetzen wollen. Dann steckte er noch eine Runde hinter dem Soft-bereiften Mercedes fest.

Sprint-Sieger Oscar Piastri und Weltmeister Max Verstappen im Parc Ferme
Verstappen gratuliert Sprint-Sieger Piastri, Foto: Getty Images / NASCAR

"Das hat mir viel Zeit gekostet, weil er in den schnellen Passagen nichts mehr im Vorderreifen hatte", erklärt Verstappen. Er ist sich sicher, dass er den Sieger Oscar Piastri, der am Ende mit 1,871 Sekunden Vorsprung gewann, noch einholen hätte können: "Ich hätte nur ein paar Runden mehr gebraucht. Um zu sehen, wo der Verschleiß hingeht."

Verstappen: Brauche keine Konkurrenz zum Feiern

Das Nachtrauern eines eigentlich wertlosen Sprint-Sieges sagt zugleich auch viel über Verstappens Weg zum dritten Titel aus. "Ich brauche kein anderes Team oder einen Teamkollegen, um das Beste aus mir rauszuholen", meint er nach dem Sprint. "Ich setze mich selbst stark unter Druck, um immer das Beste zu geben, mich bestmöglich vorzubereiten. Das gefällt mir, das ist das Einzige, was ich mir anschauen kann."

So ist der dritte Titel für Verstappen auch der beste - weil er der persönlichen Perfektion so nah kam wie noch nie zuvor: "Ich denke nicht unbedingt, dass ich ein schnellerer Fahrer bin, aber je mehr Erfahrung du hast, desto mehr wächst du als Fahrer, als Mensch. Verglichen mit der ersten F1-Saison helfen dir diese Dinge sehr, alles durchzustehen, was an Druck während einem Wochenende auf dich zukommt."

Druck, Erfolg, Party bei Red Bull Racing, das ist schließlich alles, was für Verstappen in der Formel 1 bleibt. Dass er jetzt mit Senna, Piquet, Lauda, Stewart und Brabham auf der Stufe der dreifachen Weltmeister steht, freut ihn natürlich: "Ich dachte nie, es wäre möglich, auf dieser Liste zu stehen. Wenn du diese Namen siehst, was sie in ihrer Karriere erreicht haben."

Aber das ist nicht die Hauptsache: "Ich bin hier, um zu gewinnen, um mein Bestes zu geben, um diese Momente mit den Leuten um mich herum zu genießen. Das ist mir viel wichtiger als mein Vermächtnis."

Verstappen schon bereit für mehr: Nur Siege zählen

"Du kannst über die Leistung reden, dich dafür beim Team bedanken, aber ich finde die ganze Atmosphäre und wie sehr ich es genieße mit diesen Leuten zu arbeiten viel wichtiger", erklärt Verstappen. Deshalb gibt er auch weiterhin keine Ziele aus. Weder für das verbleibende Jahr noch für den Rest der Karriere: "Ich lebe im Hier und Jetzt. Ich habe jetzt schon viel mehr erreicht als ich mir je erträumt habe."

Damit wandert sein Fokus trotz WM-Party ("Ich werde sicher ein paar Mineralwasser trinken!") schon auf den eigentlichen Katar-GP am Sonntag. Das Ziel, wie immer, ist einfach der Sieg. Der Titel ändert nichts: "Die Leute um uns herum holen auf, also wird es hier und da etwas eng, aber das Mindset bleibt so ziemlich identisch."