Das Formel-1-Rennen in Singapur ist noch nicht gefahren, doch Fernando Alonso trauert schon um die verpasste Großchance. Erstmals in der Saison 2023 ist Red Bull scheinbar nicht siegfähig und ausgerechnet jetzt ist Aston Martin nicht zur Stelle. Im Qualifying reichte es nur zu Startplatz sieben, dabei hatten der Spanier und sein Team sich für das Wochenende viel mehr vorgenommen. Die Performance entspricht auf dem Stadtkurs nicht den Erwartungen und ist für Alonso ein weiterer Beleg dafür, dass Aston Martin noch lange kein Top-Team ist. Den Formknick bei Red Bull sieht er als Reality Check für Max Verstappen.

"Die Leute da draußen vergessen oft, wie schwer es ist, Wochenende um Wochenende erfolgreich zu sein. Sie [Red Bull] waren das gesamte Jahr über herausragend, aber es wird vergessen, dass der Fahrer oder das Auto keine Superhelden sind", sagt Alonso. "Die Dinge können sich sehr schnell ändern. Er [Max Verstappen] ist vielleicht immer noch der Beste im Feld, aber morgen startet er trotzdem von Platz elf. Du brauchst immer das Auto, um zu gewinnen."

Er selbst startet allerdings auch nur von Platz sieben, was bei ihm gerade in dieser Konstellation für Unzufriedenheit sorgt. "Wenn Red Bull nicht dominiert, fühlt sich das an, als ob du eine Chance verlierst, in dieser Position", so Alonso, der mit sechs Zehntelsekunden Rückstand auf die Pole Position von Carlos Sainz nicht einmal annährend in Schlagdistanz war, um selber ein Wörtchen um den Platz an der Sonne mitzureden. Zu Saisonbeginn war Aston Martin klar die zweite Kraft, doch in den vergangenen Monaten liefen Ferrari, Mercedes und auch McLaren den Grünen den Rang ab.

Nach sechs Podien aus den ersten acht Rennen, gelang Alonso in den vergangenen sechs Grands Prix nur einmal der Sprung aufs Treppchen. Am 15. Rennwochenende der Saison in Singapur ist Aston Martin nach dem Qualifying zwar erstmals vor Red Bull, aber trotzdem nur die fünfte Kraft. Neben Ferrari, Mercedes und McLaren, war sogar Kevin Magnussen im Haas noch schneller. Darüber hinaus steht Ex-Alpine-Teamkollege Esteban Ocon mit ihm in derselben Startreihe.

Aston Martin trotz guter Qualifyingrunde nur auf Platz sieben

In Monza erreichte Alonso mit seiner schlechtesten Startposition in dieser Saison zuletzt einen Tiefpunkt. Der Aston Martin harmonierte mit dem Highspeed-Kurs in Italien nicht, wodurch für ihn im Zeittraining nur Startplatz zehn heraussprang. Für den Stadtkurs von Singapur hatte sich das Team Hoffnungen gemacht, seine Stärken wieder besser ausspielen zu können.

"Wir dachten vor dem Wochenende, dass Singapur unserem Paket besser passt. Aber nach den Trainings wussten wir, dass es im Qualifying wohl schon eine schwierige Aufgabe wird, die Top-10 im Q3 zu erreichen", so der 42-Jährige, der auf dem Marina Bay Street Circuit bereits zwei Mal siegte. In der Qualifikation war er von Anfang an die einzige Hoffnung des Teams. Lance Stroll befand sich im Q1 von Anfang an auf den K.o.-Rängen und war Letzter, als er auf seinem finalen Versuch verunfallte und damit sein Aus besiegelte.

"Es war für uns den gesamten Tag über schwierig. Wir waren im dritten Training nicht konkurrenzfähig und haben für das Qualifying ein paar Setupänderungen vorgenommen. Die haben das Auto verbessert, aber mehr als Platz sieben war heute nicht drin", erklärt Alonso, dem vor allem auf der Bremse und am Kurveneingang die Balance nicht richtig passte. Mit seiner Leistung war er letztendlich sogar mehr als zufrieden: "Die Runde im Q3 war sehr gut, meiner Meinung nach eine meiner besten Qualifyingrunden in diesem Jahr. Mehr ging mit dem Auto nicht."

Hausaufgaben für Aston Martin

Dass Aston Martin am ersten schwachen Wochenende von Red Bull nicht bereit ist, Kapital daraus zu schlagen, ist für ihn ein Alarmsignal. "An den Verbesserungen, die alle anderen jedes Rennen bringen, sehen wir, dass uns als Team bei der Entwicklung zwischen den Rennen noch etwas fehlt", so der zweifache Weltmeister. "Es ist ein sehr wichtiges Jahr für Aston Martin, denn wir waren zuerst in einer sehr guten Position, aber sehen, dass wir als Team noch in vielen Bereichen wachsen müssen."

In der Weltmeisterschaft fiel Aston Martin nach dem starken Saisonbeginn zunächst hinter Mercedes zurück, in Monza ging auch Ferrari vorbei. Der Rückstand auf Platz drei beträgt vor dem Rennen in Singapur elf Zähler. "Ferrari fliegt momentan. Sie sind gerade zu schnell für uns, aber es sind noch ein paar Rennen und es ist wie die Tour de France. Es gibt 22 Etappen und nicht nur eine. Sie können hier viele Punkte holen, aber wir rechnen nach Abu Dhabi ab", gibt sich Alonso kämpferisch. Hier im Formel-1-Liveticker aus Singapur gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.