Red Bull ist in Singapur nicht nur mit dem falschen Fuß aufgestanden. Es war der wohl schlechteste Freitag der Saison 2023 für das sonst so dominante Team. Und es wurde nicht besser, sondern schlechter. In FP1 war der RB19 in den Händen von Max Verstappen mit einer Zehntel Rückstand noch zweitschnellstes Auto. Am Abend im 2. Training war Verstappen nur mehr Achter, Sergio Perez Siebter.

Damit war Red Bull fünfte Kraft. Freitags-Pacesetter Ferrari war weit enteilt. 0,692 Sekunden fehlten Perez, 0,732 Verstappen. Nichts wollte klappen. Die Probleme sind echt, versichert Verstappen am Abend: "Ferrari ist sehr schnell. Ich denke, wir sind einfach viel schlechter als erwartet."

Wo Red Bulls Singapur-Probleme liegen

Der RB19 entwickelte sich am Freitag in die falsche Richtung. "Wir hatten ziemliche Probleme mit dem Heck des Autos, besonders in FP2", erklärt Perez. Auf dem Qualifying-Simulationen hatten beide Fahrer eine instabile Hinterachse. Die wanderte vom Kurveneingang bis zum Ausgang, das Auto war stets in Bewegung.

Gute Zeiten waren damit unmöglich. "Es kommt einfach nicht, Mann, beim starken Bremsen fühlt es sich an als ob ich gleich abfliegen würde, mit extremen Rutschern des Hecks", beschrieb es Perez noch während der Session am Funk.

Red Bull-Fahrer Sergio Perez
Auch bei Sergio Perez klappte es in Singapur im Training nicht, Foto: LAT Images

Perez fuhr mit 1:32,812 im zweiten Versuch auf alten Soft-Reifen die beste Red-Bull-Zeit des Tages. Mildernde Umstände gibt es dennoch keine. Alle Autos vor ihm fuhren ähnliche Programme. Ferrari war deutlich schneller. Beide Mercedes sowie ein Aston Martin und ein McLaren noch immer besser aufgestellt.

"Wir haben einige Dinge getestet, manche haben funktioniert, manche nicht", analysiert Verstappen danach. "Wir haben es nie richtig hinbekommen. Da müssen wir über Nacht einiges aussortieren."

Verstappen & Perez zittern: Diese Lücke ist zu groß

Selbst wenn Red Bull aber mit Simulator-Nachtschicht nachlegt - den Fahrern kommen am Freitag ernste Zweifel. "Das ist eine ziemlich große Lücke", zweifelt Verstappen. Perez wird noch deutlicher: "Wir sind einfach zu weit weg. Hoffentlich können wir die Lücke verkleinern, aber das wird eine ziemliche Herausforderung."

Probleme hatte Red Bull schon vor dem Wochenende erwartet. Dass Singapur selbst für an allen anderen Orten dominante Autos eine Gefahr darstellt, ist auch nicht neu. Mercedes lieferte hier 2015 eine völlig anonyme Leistung ab, war überraschend nur dritte Kraft in einem Jahr, in dem man nur bei einem weiteren Rennen es nicht aufs Podium schaffte.

Ob dieses Schicksal auch Red Bull erleidet, bleibt erst einmal abzuwarten. Aber die Konkurrenz hat Blut geleckt. Für Red Bull und Verstappen geht es vor allem darum, dass es die erste Niederlage der Saison wäre. Und dass die perfekte, ungeschlagene Saison 2023 auf dem Spiel steht. Die Rekorde für die meisten Siege in Serie haben sie ja bereits längst gebrochen. Hier im Formel-1-Liveticker aus Singapur gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.