McLarens Mega-Upgrade in Singapur: Alle Technik-Updates im Überblick

Zwei Wochen nach dem Italien GP, dem schnellsten Rennen im Formel-1-Kalender, leitet die Königsklasse des Motorsports die Übersee-Saison ein und reist in das über 10.000 km entfernte Singapur. Nachdem die Teams im 'Temple of Speed' in Monza ihre Boliden vor allem auf die maximale Höchstgeschwindigkeit ausgerichtet haben, erfordert der Marina Bay Street Circuit das komplette Gegenteil. Auf dem engen Straßenkurs ist durch die vielen harten Bremszonen und die langsamen Kurven ein Auto mit möglichst viel Abtrieb gefordert. Die meisten Teams bringen daher ein paar neue Teile mit nach Singapur, wobei McLaren und AlphaTauri mit dem Umfang ihrer Update-Pakete herausstechen. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Singapur gibt es hier im Liveticker.

Red Bull:
In der Theorie sollte das Streckenlayout des Marina Bay Street Circuit dem in dieser Saison vor allem auf den Geraden so dominanten RB19 eher schlechter liegen. Zwei kleine Änderungen am Fahrzeugpaket sollen jedoch Abhilfe leisten. An den Heckflügel-Endplatten hat sich das Team aus Milton Keynes von anderen Mitstreitern inspirieren lassen und die Übergänge zwischen Endplatten und dem oberen Flügelblatt ausgeschnitten. Die Unterbodenkante wurde an der Vorderseite stärker angestellt, um mehr Abtrieb zu generieren.

• Unterbodenkante
• Heckflügel-Endplatten

Ferrari:
Nachdem Ferrari beim Heim GP in Monza eines seiner besten Rennwochenenden in der bisherigen Saison feiern durfte, stehen die Zeichen für Singapur wieder etwas schlechter. Denn auch der SF-23 der Scuderia brilliert in der aktuellen Saison eher auf den Highspeed-Strecken. An Rennwochenenden wie in Zandvoort, bei denen vor allem der Abtrieb entscheidend ist, war die die Form der Roten Göttin oftmals deutlich schlechter. Für Singapur bringt Ferrari zwar ein Update am Frontflügel mit an die Strecke, dieses ist allerdings nicht speziell für den Marina Street Bay Circuit ausgelegt, sondern soll im Rahmen des normalen Entwicklungsprozesses, die allgemeine Aero-Effizienz des SF-23 verbessern.

• Frontflügel

Mercedes:
Anders als Ferrari bringt der einstige Dauerweltmeister Mercedes ein Update extra für Singapur mit an die Strecke. Obwohl das Rennen und das Qualifying bei Nacht ausgetragen werden, ist der Singapur GP als anstrengendster Grand Prix der Saison bekannt, vor allem durch die tropische Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit. Diese Bedingungen sind natürlich nicht nur für die Fahrer eine Herausforderung, sondern auch für die Boliden. Um daher ein Überhitzen an den Vorderbremsen zu vermeiden, die durch die vielen harten Bremszonen besonders beansprucht werden, reist Mercedes mit neuen Bremsbelüftungen für den W14 an.

• Bremsbelüftung Vorderachse

Alpine:
In Monza war Alpine aufgrund der Highspeed-Charakteristik der Strecke noch chancenlos außerhalb der Punkteränge unterwegs. In Singapur könnte sich das Blatt allerdings wieder wenden. Das französische Werksteam ist mit insgesamt drei Aero-Updates in den Zwergenstaat gereist, wobei eins davon speziell für die Strecke ausgelegt ist. Eine erhöhte Hinterkante am Beamwing soll speziell für Singapur den Abtrieb erhöhen. Als Teil des allgemeinen Entwicklungsprozesses in dieser Saison hat Alpine bei den Einlässen an den Seitenkästen nachjustiert und den 'Undercut-Effekt' verstärkt. Die Kühlauslässe in Form der Kiemen mussten aufgrund des Seitenkasten-Updates neu positioniert werden, genau wie die Seitenspiegel.

• Seitenkasten Einlässe
• Kühlauslässe (Kiemen)
• Beamwing

McLaren:
Eigentlich hatte McLaren in Zandvoort den letzten Teil ihres großen dreiteiligen Update-Paketes abgeschlossen. Dieses brachte das Team aus Woking über Nacht wieder in den vorderen Teil des Formel-1-Feldes. Doch eine Problem konnte selbst der neu entwickelte MCL60 nicht grundsätzlich eliminieren: Die Charakteristik in den langsamen Kurven. Um auch diese Schwachstelle zu attackieren, bringt das britische Traditionsteam an diesem Wochenende ein weiteres großes Update-Paket mit an die Strecke. Die neuen Teile werden an diesem Wochenende allerdings nur Lando Norris vergönnt sein - Oscar Piastri muss sich bis Japan gedulden.

Eine neue Frontflügel-Endplatte, überarbeitete Seitenkasten-Einlässe, sowie ein komplett neuer Unterboden werden an den Boliden von Lando Norris angebracht. Um die neue Struktur des Unterbodens, sowie den Veränderungen an den Seitenkästen entgegenzukommen, verändert McLaren an diesem Wochenende zusätzlich die Motorenabdeckung, die Belüftung für die hinteren Bremsen und die Heckflügel-Endplatten. All diese neuen Komponenten sollen die aerodynamische Effizienz bei McLaren verbessern. Ähnlich wie Alpine bringt McLaren auch einen erhöhten Beam-Wing extra für Singapur an die Strecke, um den Abtrieb von der Hinterachse zu erhöhen.

• Frontflügel-Endplatte
• Seitenkasten Einlässe
• Halo-Verkleidung
• Unterboden
• Motorabdeckung
• Bremsbelüftung Hinterachse
• Verkleidung der Spurstange (Hinterachse)
• Heckflügel Endplatten
• Beamwing

Alfa-Sauber:
Bei Alfa Romeo gibt es, neben der Vertragsverlängerung von Guanyu Zhou, auch Neuigkeiten bei der Fahrzeugentwicklung. Zwar bringt das Team aus Hinwiil keine Verbesserungen spezifisch für Singapur an die Strecke, allerdings soll die generelle Performance des C43 durch insgesamt vier Updates verbessert werden. Alle neuen Teile sollen laut Alfa Romeo als gesamtes Konzept den in dieser Saison unterdurchschnittlichen Boliden nach vorne bringen.

Herzstück des Updates ist ein neuer Unterboden samt überarbeitetem Diffusor. Dazu gehören auch neue Bremsbelüftungen an der Hinterachse und Abdeckungen der Hinterradaufhängung. Außerdem kommt erstmal ein neue Frontflügel zum Einsatz, bei dem die Flaps angepasst wurden. Davon verspricht man sich mehr Setup-Varianten bei verbesserter Aero-Effizienz.

• Unterboden
• Diffusor
• Bremsbelüftung Hinterachse
• Frontflügel-Flaps

Aston Martin:
Aston Martin lässt es in Singapur beim Thema Updates ruhiger angehen als die Konkurrenz. Die Streckcharakteristik des Marina Bay Street Circuit sollte dem so gut in die Saison gestarteten Team allerdings ohnehin in die Karten spielen. Bei den hinteren Bremsbelüftungen hat Aston Martin an diesem Wochenende nachjustiert, um auf der Hinterachse mehr Abtrieb zu generieren.

• Bremsbelüftung Hinterachse

Haas: Keine Aero-Updates.

AlphaTauri:
In der Konstrukteurs-WM ist AlphaTauri am hinteren Ende des Feldes zu finden, bei der Anzahl der Updates steht das Team rund um Yuki Tsunoda und Liam Lawson allerdings ganz vorne. Das Junior Team aus dem Hause Red Bull hat in diesem Jahr die meisten Verbesserungen an dem Boliden vorgenommen. In Singapur legt das Team aus Faenza erneut nach und reist mit insgesamt acht Updates an die Strecke.

Der Unterboden wurde weiterentwickelt, um die Luftzufuhr zu dem neuen Diffusor zu optimieren. Neue Modifikationen an den Unterbodenkanten sollen den Effekt noch weiter verstärken. Extra für Singapur bringt AlphaTauri neue Lufteinlässe für die Seitenkästen mit an die Strecke. Im hinteren Teil des AT04 wurde ein zusätzlicher Kühlauslass angebracht und die Hinterradaufhängung überarbeitet. Durch zusätzliche Erneuerungen an den Lufteinlässen der Hinterradbremsen und neu entwickelten Seitenspiegeln hofft AlphaTauri, in Singapur um die Punkte mitfahren zu können.

• Unterboden
• Unterbodenkanten
• Diffusor
• Seitenkasten-Einlässe
• Motorabdeckung
• Verkleidung Hinterradaufhängung
• Bremsbelüftung Hinterachse
• Seitenspiegel

Williams:
Williams dürfte in Singapur ein schwereres Wochenende erwarten. Die große Stärke des FW45, die Schnelligkeit auf den Geraden, kommt beim Singapur GP kaum zum Tragen. Durch Updates wird das britische Traditionsteam an diesem Wochenende den Defiziten an dem Boliden allerdings nur geringfügig entgegenwirken. Lediglich ein neuer Frontflügel mit einem vergrößerten Gurney Flap, der extra für Singapur an die Strecke gebracht wurde, soll den Abtrieb auf der Vorderachse erhöhen.

• Frontflügel Gurney