Heimat bist du großer Formel-1-Piloten: 16 Fahrer der Königsklasse stammten bisher aus Österreich. Drei davon haben Rennen gewonnen, zwei brachten Formel-1-Weltmeistertitel nach Österreich und einer war vielleicht der beste Pilot jemals. Vor dem Grand Prix in Spielberg werfen wir einen Blick auf die ganz großen (und weniger großen) Fahrer aus Österreich.

Der Doktor der Formel 1: Helmut Marko

Der Doktor (1967 Promotion in Graz zum Doktor der Rechtswissenschaften) war vor seiner großen Karriere bei Red Bull auch selbst im Sport aktiv. Vor Sebastian Vettel und Max Verstappen saß er zwischen 1971 und 1972 bei neun Rennen selbst im Formel-1-Cockpit. Debüt: Beim Großen Preis von Österreich.

Dr. Helmut Marko ist einer der Gründerväter bei Red Bull, Foto: LAT Images
Dr. Helmut Marko ist einer der Gründerväter bei Red Bull, Foto: LAT Images

Mit Porsche gewann er 1971 die 24 Stunden von Le Mans. 1972 musste Dr. Helmut Marko seine aktive Karriere beenden, nachdem er beim Großen Preis von Frankreich einen schweren Unfall hatte. Ein Stein durchschlug sein Visier und verletzte sein linkes Auge schwer. Seitdem war er als Motorsport-Chef bei Red Bull großer Bestandteil der sechs Fahrer- und fünf Konstrukteurstitel.

Österreichs erster Formel-1-Weltmeister: Jochen Rindt

Fünf Rennsiege reichten Jochen Rindt 1970 zum Weltmeistertitel, seine Trophäe konnte er nach seinem tödlichen Unfall selbst nie mehr abholen. Er ist nach wie vor der einzige Formel-1-Pilot, der postum zum Weltmeister erklärt wurde.

Eigentlich in Mainz als Sohn eines Deutschen und einer Österreicherin geboren, wuchs er nach dem Tod seiner Eltern bei einem Luftangriff 1943 als Waise bei seinen Großeltern in Graz auf. Beruflich war er schon immer in Österreich verwurzelt: Formel-1-Debüt 1964 beim Großen Preis von Österreich. 1965 ein Stammcockpit bei Cooper, ab 1969 mit seinem Wechsel zu Lotus unaufhaltbar. Bis zum 5. September 1970 in Monza.

Jochen Rindt 1970 in seinem Lotus, Foto: LAT Images
Jochen Rindt 1970 in seinem Lotus, Foto: LAT Images

Unsterblich in der Formel 1: Niki Lauda

Eigentlich braucht Niki Lauda keine Vorstellung. 1949 in Wien geboren. Drei Weltmeistertitel, 25 Siege und 24 Pole Positions. Aber schon 1976 machte er sich unsterblich: Vier von acht Rennen gewonnen, bevor am 1. August sein Ferrari am Nürburgring in Flammen aufging. Fast kostete ihm der Unfall das Leben, trotzdem startete Niki Lauda 42 Tage später in Italien. Im WM-Kampf musste er sich dann knapp James Hunt geschlagen geben, aber 1984 wurde der Österreicher mit McLaren noch einmal Weltmeister.

Nach seiner aktiven Karriere war Niki Lauda Berater für Ferrari, Rennleiter und Teamchef bei Jaguar, bevor er 2012 als Aufsichtsratvorsitzender des Formel-1-Teams von Mercedes noch fünf Mal Fahrer- und Konstrukteursmeister wurde.

Niki Lauda ist mit 3 WM-Titeln und 25 Siegen der mit Abstand erfolgreichste Österreicher in der Formel 1, Foto: LAT Images
Niki Lauda ist mit 3 WM-Titeln und 25 Siegen der mit Abstand erfolgreichste Österreicher in der Formel 1, Foto: LAT Images

Von der Formel 1 zur DTM: Gerhard Berger

210 Starts, 10 Siege, 12 Pole Positions und 48 Podien. Nur der Titel ging sich für Gerhard Berger in der Formel 1 nie aus. 1988 und 1994 wurde er Dritter in der Fahrer-WM. Mit Benetton, Ferrari und McLaren gewann er Rennen. Seine Karriere dauerte von 1984 bis 1997, ausgerechnet der Große Preis von Österreich war sein erstes Rennen. Emotionaler Höhepunkt: Beim Italien Grand Prix 1988 fuhr er wenige Wochen nach dem Tod von Ferrari-Gründer Enzo Ferrari auf den ersten Platz.

Nach seiner aktiven Fahrerkarriere war Berger Motorsportdirektor bei BMW, und hielt von 2006 bis 2008 Anteile an Toro Rosso. Seit 2017 war er Erster Vorsitzender der ITR, der Dachorganisation der DTM, bevor die Serie Ende 2022 an den ADAC verkauft wurde.

Sicherheit auf- und abseits der Strecke: Alexander Wurz

Vielen als GPDA-Vorsitzender und ORF-Experte bekannt, saß Alex Wurz einst selbst hinter dem Steuer eines Formel-1-Boliden. Weltmeister wurde er auch einmal, allerdings ohne Motor. 1986 krönte er sich zum BMX-Weltmeister. 1996 wurde er mit 22 jüngster Gesamtsieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans.

Alex Wurz sorgte in der Formel 1 für einige spektakuläre Unfälle, Foto: Sutton
Alex Wurz sorgte in der Formel 1 für einige spektakuläre Unfälle, Foto: Sutton

Ein Jahr später ging es in die Formel 1, ausgerechnet als Ersatz für den erkrankten Gerhard Berger bei Benetton. Drei dritte Plätze (1997 Großbritannien, 2005 San Marino, 2007 Kanada) waren das Highlight seiner Karriere. "Wenn ich verunfalle, dann richtig", beschreibt er seine Formel-1-Karriere. Er überstand einige schwere Unfälle, unter anderem schlug er 2005 bei Testfahrten in Le Castellet mit 304 km/h heftig ein, stieg danach aber unverletzt aus. 2009 gewann er mit Peugeot nochmal die 24 Stunden von Le Mans.

Helmut Koinigg, drei Rennen Formel-1-Pilot

Helmut Koiniggs Karriere in der Formel 1 dauerte leider nur drei Rennen. Beim Österreich-GP 1974 verpasste er mit seinem Braham BT42 als Trainingsletzter die Qualifikation. Nachdem die beiden Stammfahrer Carlos Pace und Jochen Mass gekündigt hatten, weil sie das Fahrzeug für zu unsicher hielten, bekam Koinigg einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Surtees. Beim Großen Preis von Kanada fuhr er von Rang 22 auf 10 vor.

Nur zwei Wochen später beim USA-GP in Watkins Glen kam Helmut Koinigg aus noch immer ungeklärten Umständen in Runde neun von der Strecke ab und durchstoß die Leitplanke. Die daraus resultierenden Verletzungen überlebte der Österreicher nicht.

Teil des Österreich-Trios der Formel 1: Karl Wendlinger

Karl Wendlingers Weg in die Formel 1 führte über die Sportwagen-Weltmeisterschaft. 1991 Titelgewinn mit dem Sauber-Mercedes-Team, startete er im gleichen Jahr seine ersten beiden Formel-1-Rennen im Leyton-House-Ilmor. Nach Zutun eines gewissen jungen Adrian Newey war das Auto halbwegs konkurrenzfähig. Kurze Zeit bildete er zusammen mit Gerhard Berger und Roland Ratzenberger das Österreicher-Trio der Formel 1.

Weitere Engagements in der Formel 1 bei March und Sauber folgten. 1994 lag er nach einem schweren Unfall im Freien Training in Monaco mehrere Wochen im Koma, konnte 1995 nicht mehr an seine Leistungen anschließen und musste seine Karriere in der Königsklasse beenden. 1999 wurde er aufgrund seines Meistertitels in der FIA-GT-Meisterschaft noch zu Österreichs Motorsportler des Jahres gekürt.

Formel 1: Red-Bull-Wechselspieler Christian Klien

Christian Klien fuhr 2004 bis 2010 in der Formel 1. Bei Testfahrten überzeugte er Jaguar Racing und erhielt an der Seite von Mark Webber einen Vertrag. Nach Übernahme von Red Bull Racing sollte er neben David Coulthard das zweite Cockpit abwechselnd mit Vitantonio Liuzzi einnehmen. 2006 hatte das Teilen ein Ende, nach teaminternen Differenzen endete Kliens Karriere bei Red Bull aber dann drei Rennen vor Saisonende.

Es folgten Ersatzfahrerrollen bei Honda, BMW Sauber und HRT. 2011 nahm die Formel-1-Karriere von Christian Klien ein Ende, er wechselte in den Langstreckensport (unter anderem für Aston Martin) und hinter das ServusTV-Mikrophon.

Ein Leben für die Formel 1: Roland Ratzenberger

Roland Ratzenbergers Karriere begann 1994 überraschend, als er beim neu gegründeten Simtek-Team einen Vertrag bekam - allerdings nur für sechs Rennen. In Brasilien scheiterte er noch in der Qualifikation, sein erstes (und einziges) Formel-1-Rennen fuhr er beim Pazifik-Grand-Prix in Aida und beendete es als Elfter.

Roland Ratzenberger in Imola, Foto: LAT Images
Roland Ratzenberger in Imola, Foto: LAT Images

Beim dritten Saisonrennen in San Marino am 30. April 1994 brach in der Qualifikation bei Ratzenbergers Simtek S941 der linke obere Teil des Frontflügels. Mit dem Verlust an Anpressdruck schaffte er die Villeneuve-Kurve nicht und schlug mit über 300 km/h in die Begrenzungsmauer ein. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sein Genick gebrochen und jede Hilfe kam zu spät. Nach seinem und Ayrton Sennas Unfall einen Tag später verbesserte sich die Sicherheit in der Formel 1 deutlich. Noch heute erinnert das HANS-System, das die Halswirbelsäule der Piloten vor Überdehnung schützt, an Roland Ratzenberger.

Vom Motorboot zur Formel 1: Dieter Quester

Dieter Questers Karriere begann eigentlich als Motorboot-Rennfahrer. 1962 gewann er die Europameisterschaft, 1965 wechselte er von Booten zu Autos. Mehrere Siege in der Formel 2 und ein dritter Gesamtrang verhalfen ihm zu einem Start in der Königsklasse. Beim Österreich-GP am 18. August 1974 startete Quester sein erstes und einziges Formel-1-Rennen. Von Startplatz 25 aus gestartet wurde er immerhin Neunter. Danach widmete er sich dem Langstreckensport, unter anderem gewann er mit BMW die 24-Stunden-Rennen von Dubai und Silverstone.

Formel 1 und Le Mans: Jo Gartner

Josef "Jo" Gartner arbeitete sich von der Formel Super V über die Formel 3 und Formel 2 in die Königsklasse hoch. 1984 startete der Österreicher für Osella-Alfa-Romeo, mit einem fünften Platz in Italien als bestes Ergebnis. Belohnt wurde der Erfolg nicht, da Osella nur mit einem Auto an der WM teilnehmen durfte. Nach acht Rennen war seine Zeit in der Königsklasse vorbei, ohne Vertrag wechselte er zu Sportwagen und erreichte in Le Mans auf drei Rädern den vierten Platz. Tragisch endete auch seine Karriere: 1986 in Le Mans verunglückte Jo Gartner auf der Mulsanne-Geraden mit über 300 km/h.

Hans Binder, Geldstreits und ein Formel-1-Gerichtsprozess

Mit Dr. Helmut Marko in der Formel 2 als Teamchef bei March-BMW und Chevron-BMW qualifizierte sich Johann "Hans" Binder mit seinen Leistungen 1976 für den Großen Preis von Österreich. Stammfahrer Chris Amon verzichtete aufgrund des nicht-konkurrenzfähigen Ensign-Ford auf einen Start, Binder übernahm sein Cockpit. In der 47. Runde war mit einem defekten Gaspedal Schluss. Nach einem weiteren Gaststart für Walter Wolf Racing fiel er wieder aus.

1977 erhielt er einen Werksvertrag bei Surtees, bestes Ergebnis war ein neunter Platz in Spanien. Interne Differenzen und Geldstreitereien bedeuteten einen Gerichtsprozess statt eines weiteren Vertrages. Teambesitzer John Surtees bemängelte vor allem fehlenden Ehrgeiz des Österreichers. Seine letzte Chance bei ATS ein Formel-1-Rennen zu starten, schlug fehl: Er schaffte 1978 die Qualifikation zum Österreich-GP nicht.

Hans Binder 1976 im Ensign, Foto: Sutton
Hans Binder 1976 im Ensign, Foto: Sutton

Formel 1 Marke Österreich: Kein Fahrer, aber Team(chefs)

Patrick Friesacher fuhr - gefördert zahlreiche Sponsoren inklusive dem Land Kärnten durch Jörg Haider - 2005 elf Rennen für Minardi. Seine Karriere endete, als er dem finanzschwachen Team keine Sponsorzahlungen mehr leisten konnte. Heute ist Friesacher Instruktor auf dem Red Bull Ring in Spielberg und chauffiert unter anderem Gäste im Formel-1-Zweisitzer um die Strecke.

Derzeit ist Österreich leider mit keinem Piloten in der Formel 1 vertreten. Abseits der Fahrer ist die Alpenrepublik aber mit einem eigenen Rennstall mit Red Bull Racing, sowie mit Toto Wolff, Franz Tost und Dr. Helmut Marko tatkräftig vertreten.