Nur Startplatz zwei im Qualifying: Das ist nicht der Anspruch von Red Bull und Max Verstappen. Nicht die üblichen roten Verdächtigen, sondern Sensations-Wikinger Kevin Magnussen verhinderte eine siebte Pole Position des Holländers. Wetterprognose für den Sprint? Unklar. Plan: Volle Attacke, aber um keinen Preis ausfallen.

Qualifying in Brasilien: Ein kleiner Verstappen-Fehler, Lotterie und Chaos

"Wir wussten, dass es aufgrund des Regens genau von dieser einen Runde abhängen wird", meinte Max Verstappen nach dem Qualifying. Magnussen ging zuerst auf die Strecke und absolvierte auch zuerst seine fliegende Runde. Der Plan ging auf, 0,203 Sekunden war der Haas-Pilot schneller (mehr dazu: Haas-Pole durch Magnussen). "Ich war das vierte oder fünfte Auto in der Boxengasse", erzählte Verstappen. Eine optimale Aufwärmrunde somit schwierig. "Dann hatte ich blockierende Reifen in Kurve acht." Ein kleiner Verbremser mit großen Auswirkungen.

Ein ungewohnter Haas im Red-Bull-Mercedes-Sandwich, Foto: LAT Images
Ein ungewohnter Haas im Red-Bull-Mercedes-Sandwich, Foto: LAT Images

"Das hat mich die Pole gekostet", haderte Max Verstappen. Bis dorthin war der Holländer auf dem Weg zur Bestzeit. Eine 1:11.877 wurde es am Ende, zwei Zehntel zu langsam für Startplatz eins. Eine Verbesserung ließen George Russell und das Regenwetter in Interlagos nicht zu. "Die Bedingungen waren sehr schwierig", meinte der Red-Bull-Pilot.

"Du musst das Limit finden. Wie viel kannst du riskieren, ohne einen großen Fehler zu machen und auszufallen?" Das war einer der Kritikpunkte Verstappens am Sprint-Format: Die wirklichen Punkte gibt es erst am Sonntag. Nur kein unnötiges Risiko eingehen. "Das ist für mich kein richtiges Rennen!"

Die Strategie von Red Bull: In der Ruhe liegt die Kraft. "Wir sind einfach ruhig geblieben", erklärte Max Verstappen. Schon im ersten Teil des Qualifyings wurde es knapp: Mit einem perfekt getimten Versuch rettete sich der 25-Jährige in Q2. "Das ähnelte etwas einer Lotterie", kommentierte Verstappen das turbulente Zeittraining. Aber: "Das Wichtigste ist, dass wir vorne starten." Mit Kevin Magnussen bekommt der Red-Bull-Pilot einen neuen Gegner in der ersten Startreihe.

Verstappen warnt: Alles ist möglich

Für das Sprintrennen ist Max Verstappen zuversichtlich. "Wenn man es mit unseren eigentlichen Konkurrenten vergleicht, sieht es ganz gut aus für morgen." Im Gegensatz zu Charles Leclerc ließ Red Bull die Intermediate-Reifen in Q3 im Keller, mehr als der zehnte Startplatz war damit nicht möglich. Carlos Sainz wurde im Qualifying Fünfter. Mercedes mit P3 (George Russell) und P8 (Lewis Hamilton) auch nicht im unmittelbaren Radius von Verstappen.

"Aber bei diesen Bedingungen kann alles passieren", warnte der Limburger. Er hat aber durchaus gute Erinnerungen an Regenrennen in Brasilien. 2016 zeigte Verstappen der gesamten Motorsport-Welt, warum er einer der talentiertesten Piloten im Fahrerfeld ist. "Heute hat er allen bewiesen, dass er ein zukünftiger Weltmeister ist", zog damals Niki Lauda seinen Hut.

Regen-Gott Verstappen: Mit Spaß zum Seriensieger

Zurecht: Sieben Jahre und zwei WM-Titel später ist Max Verstappen noch lange nicht fertig. Beim Rennen am Sonntag soll Saisonsieg Nummer 15 her. "Ich versuche einfach immer, Spaß zu haben", verriet Verstappen. Die gewonnenen Titel würden daran nichts ändern. "Man sollte seine Herangehensweise immer beibehalten." Das hat dem Niederländer 2022 schon bei 14 Rennen zum Erfolg verholfen. Und bei den bisherigen zwei Sprints.

"Schauen wir einmal, wie wettbewerbsfähig wir im Sprintrennen sind. Und ich habe keine Ahnung, wie sich das Wetter entwickelt", traut sich Max Verstappen keine Prognose zu. Aber: "Das macht Interlagos immer so besonders für alle!" Auch für Pole-Setter Kevin Magnussen, der sich nun endlich mit Max Verstappen messen kann.

"Ich glaube, wir sind deutlich schneller als Haas", meint Dr. Helmut Marko bei Sky. Ohne Verstappens Verbremser hätte er locker Pole geholt. "Das hat ihm fünf Zehntel gekostet!" Red Bulls Motorsportberater ist siegessicher, mahnt seinen Schützling aber zur Vorsicht: "Magnussen ist ein harter Kämpfer, der sich mit jedem anlegt. Für Max gilt: Vorfahren, aber ohne jegliches Risiko. Dann sollte es für einen Sieg im Sprint reichen."