Nikita Mazepin und Uralkali lassen den Verlust ihrer Formel-1-Partnerschaft mit Haas nicht einfach auf sich sitzen. Wenige Tage nachdem Haas die Auflösung von Sponsor- und Fahrervertrag bekannt gegeben hat, melden sich nun die Gekündigten und drohen mit rechtlichen Schritten. Man will Millionen zurück.

"Da die Mehrheit der Sponsor-Gelder für die Saison 2022 bereits an Haas überwiesen wurde und da das Team die Partnerschaft vor dem ersten Rennen der Saison 2022 gelöst hat, hat Haas seine Verpflichtungen gegenüber Uralkali für diese Saison nicht erfüllt", lässt das Unternehmen in einem Presse-Statement wissen. "Uralkali wird die sofortige Rückerstattung der von Haas erhaltenen Mittel fordern." Das Unternehmen ist ein russischer Chemie-Gigant, dessen stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender Dmitry Mazepin der Vater von Nikita Mazepin ist.

Mazepin senior war unter anderem unter jenen Geschäftsleuten, die kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine von Präsident Wladimir Putin in den Kreml eingeladen worden waren. Haas trennte sich schließlich am 5. März sowohl von Uralkali, die seit dem Vorjahr als Titelsponsor dabei waren, als auch von Mazepin, der dank der Uralkali-Millionen das zweite Cockpit neben Mick Schumacher belegen durfte.

Formel 1 Chaos bei Haas: Mazepin droht mit Klage! (11:18 Min.)

Mazepin & Uralkali wollen volle Rückerstattung von Haas

Mazepin junior meldete sich schon am gleichen Tag mit einem ersten Statement: Er sei ignoriert worden, und wäre auch bereit gewesen, die Forderungen des Internationalen Automobil-Verbandes FIA bezüglich russischer Wettbewerber zu erfüllen. Die FIA hatte diesen unter strengen Auflagen, wie etwa ein Verbot des Zeigens der russischen Flagge, ein weiteres Antreten erlaubt.

Nikita Mazepin mit Vater Dmitry, Foto: LAT Images
Nikita Mazepin mit Vater Dmitry, Foto: LAT Images

Trotzdem entschied Haas auf Trennung. Darauf basiert Uralkali die rechtlichen Forderungen. "Das Unternehmen sieht die Entscheidung des Teams als unvernünftig und findet, dass Sport immer frei von Politik und Druck durch externe Faktoren sein soll", heißt es im Statement. "Dementsprechend beabsichtigt Uralkali, seine Interessen mit den entsprechenden Rechtsmitteln zu schützen, und behält sich vor, rechtliche Schritte einzuleiten, Schadensforderungen zu stellen und die Rückerstattung der signifikanten Summen zu fordern, die Uralkali für die Formel-1-Saison 2022 bezahlt hat."

Nikita Mazepin selbst gab am Mittwochmorgen weitere Presse-Statements. In diesen kündigte er an, dass er und Uralkali mit den rückerstatteten Haas-Millionen eine neue Organisation gründen wollen. Der "We Compete As One" titulierte Verein soll russischen und weißrussischen Athleten zugutekommen, welche aufgrund der internationalen Sanktionen nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen können.

"Wir bieten rechtliche Unterstützung, wenn Sportler ihren Status anfechten wollen, und beginnen mit der russischen paralympischen Mannschaft", sagt Mazepin. Diese war bei den gerade stattfindenden Paralympics kurzfristig vom Wettbewerb ausgeschlossen worden.

Mazepin vor nächstem F1-Rechtsstreit?

Das Formel-1-Ende will Mazepin am Mittwoch nicht verkünden. Nur bei Haas ist das Tischtuch zerschnitten, nach der Entlassung und nach den nun im Raum stehenden rechtlichen Schritten. "Ich hatte gehofft, dass die Mannschaft mich unterstützen würde, denn sie hatten keinen rechtlichen Grund, meinen Vertrag zu kündigen", so Mazepin, der weiterhin hervorhebt, dass er alle FIA-Vorgaben erfüllen wollte und bereit gewesen wäre, auf sämtliche Russland-Bezüge zu verzichten.

Für Uralkali wäre eine Klage gegen Haas schon die zweite gegen ein Formel-1-Team. 2019 begann man einen Rechtsstreit mit dem Stroll-Konsortium und den Insolvenzverwaltern des ehemaligen Force-India-Teams, heute Aston Martin. Uralkali und Mazepin hatten 2018 versucht, das insolvente Force India zu erwerben, unterlagen aber Stroll. Mit Verweis auf einer Benachteiligung im Vergabeprozess zog Mazepin daraufhin vor den High Court in London, verlor aber. Eine Berufungs-Drohung verlief sich im Nichts.

Von Haas kamen bislang bezüglich der Sponsor-Situation durchwegs beruhigende Worte. Man sei in keiner finanziell kritischen Situation ohne die Uralkali-Millionen, ließ das Team schon vor eineinhalb Wochen verlautbaren. Teambesitzer Gene Haas ist fähig und bereit, die im Budget entstandene Lücke zu überbrücken. Zu den Rückerstattungs-Forderungen gibt es noch kein Statement.

Gerichtliche Schritte prüft währenddessen auch Rosgonki, der Promoter des Formel-1-Rennens in Sotschi. "Wir wurden 10 Stunden vorab informiert, und unsere Position wurde nicht einmal angehört", beklagte Rosgnoki-Chef Alexey Titov gegenüber 'Match TV'. "Ursprünglich vereinbarten wir, den Vertrag wegen höherer Gewalt aufzulösen. Dann wurde es zu einer unilateralen Auflösung." Mehr will er momentan nicht dazu sagen, eine Rückerstattungs-Forderung von der Formel 1 ist auch hier möglich.