1. S wie Startaufstellung

Bei kaum einem Rennen im Formel-1-Kalender ist die Startaufstellung so wichtig, wie in den engen Häuserschluchten von Monaco. Wer sich hier eine gute Ausgangslage sichert, hat für gewöhnlich schon die halbe Miete für einen erfolgreichen Grand Prix in der Tasche - und das Zeittraining für die diesjährige Ausgabe des Klassikers hätte spannender kaum sein können. Während sich Kimi Räikkönen seine erste Pole Position seit Frankreich 2008 sicherte, fehlten den dahinter platzierten Sebastian Vettel und Valtteri Bottas nicht einmal ein halbes Zehntel auf die Bestzeit. Neben dem Mercedes lauert Max Verstappen im Red Bull darauf, endlich in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können. Genauso sein von Startposition fünf ins Rennen gehender Teamkollege Daniel Ricciardo, der im Vorjahr den Sieg in Monaco nur knapp verpasste.

Der Rest der Top-10 ist buntgemischt. Neben den beiden Toro Rosso, die von Beginn des Wochenendes an gut aufgelegt waren, sind Force India, Haas und Renault mit jeweils einem Auto vertreten. Auf Startplatz zwölft folgt Stoffel Vandoorne, der im McLaren erstmals ins Q3 einzog, jedoch aufgrund einer Startplatzstrafe nur als Zwölfter ins Rennen geht. Spannend wird es hinter ihm, denn Lewis Hamilton verwachste im Zeittraining komplett und startet nur als 13. Das Schlusslicht bildete das Sauber-Duo. Vom letzten Platz geht jedoch McLaren-Rückkehrer Jenson Button ins Rennen. Der Brite hatte sich bei seinem Gastspiel zwar als Neunter qualifiziert, geht nach eine Startplatzstrafe von 15 Position aber als Letzter ins Rennen.

2. S wie Start

Startkollisionen sind in Monaco keine Seltenheit, Foto: Sutton
Startkollisionen sind in Monaco keine Seltenheit, Foto: Sutton

Neben dem Qualifying ist der Start in Monaco der zweite Schlüsselmoment des Rennwochenendes. Wer am Samstag nicht die erhoffte Startposition herausfahren konnte, hat auf den ersten Metern bis zur St. Devote die Chance, gleich den einen oder anderen Platz gutzumachen. Angesichts dessen herrscht jedoch umso häufiger Torschlusspanik. Denn hat sich das Feld einmal durch das Nadelöhr von Kurve 1 gefädelt, geht oft nicht mehr viel. Diese Tatsache verleitet Piloten gerne dazu, nach dem Start auch mal etwas zu viel zu riskieren und den Bogen dabei zu überspannen. Startkollisionen sind in Monaco nicht unwahrscheinlich. Auch dieses Jahr wird kaum jemand freiwillig zurückstecken wollen. Auf den ersten vier Startplätzen ist jeder Fahrer auf seiner ganz eigenen Mission.

Räikkönen will die Führung behaupten, um endlich wieder einen F1-Sieg feiern zu können. Vettel möchte am liebsten gleich am Stallgefährten vorbei, um die maximale Punktzahl mitzunehmen, während WM-Rivale Hamilton im Mittelfeld versinkt. Bottas muss für Mercedes die Ferrari-Spitze splitten, um für sein Team die größtmögliche Schadensbegrenzung zu betreiben und Verstappen weiß, dass der Start seine einzige Chance ist, weiter nach vorne zu kommen. "Normalerweise ist es unmöglich. Deshalb versuchen wir einen guten Start", so der Niederländer. Vettel hingegen ist zuversichtlich, dass Ferrari die Führung behaupten kann: "Unsere Starts waren in der Regel immer ganz gut und der Weg zu ersten Kurve ist nicht allzu weit." Lewis Hamilton sollte ebenfalls an einem guten Start gelegen sein. Der Brite scheint ohne Sieg-Aussichten aber keine allzu großen Ambitionen zu haben. "Wenn ich in Kurve 1 in Schwierigkeiten gerate, sparen wir uns zumindest einen Motor auf."

3. S wie Strategie

Wissenswertes über den Monaco GP: (00:58 Min.)

Was die Reifenfrage angeht, war diese in Monaco schnell beantwortet. Der Ultrasoft ist klar die erste Wahl und wurde dementsprechend von allen Piloten im Q2 eingesetzt, womit die ersten Zehn aus dem Zeittraining auch auf dieser Mischung ins Rennen gehen werden. Im Mittelfeld wird der eine oder andere möglicherweise den ungeliebten Supersoft gleich im ersten Stint aufziehen, um im dichten Verkehr auf dieser langsameren Mischung nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Von Pirelli wird eine Einstopp-Strategie mit einem Start-Stint über 28 Runden auf Ultrasoft vorgeschlagen. Die restlichen 50 Runden der Renndistanz würden dementsprechend auf dem Supersoft absolviert. Die zweite Variante ist laut Empfehlung des Reifenlieferanten eine Zweistopp-Strategie, bei welcher zunächst zwei Stints über jeweils 22 Runden auf dem Ultrasoft abgespult werden, gefolgt von 34 Umläufen auf Supersoft. Die Wahrscheinlichkeit für mehr als einen Boxenstopp ist jedoch nicht allzu hoch.

4. S - wie Sonntagswetter

In der Vergangenheit haben Wetterkapriolen häufig zu spannenden Rennen im Fürstentum geführt. An diesem Sonntag wird aller Voraussicht nach jedoch, wie schon das ganze Rennwochenende über, die Sonne über Monaco strahlen. Für das Rennen sind bis zu 27 Grad Celsius vorhergesagt und die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei null Prozent. Einzig die Asphalttemperaturen könnten beim einen oder anderen Team für einen erhöhten Reifenverschleiß sorgen. Daniel Ricciardo hatte im Qualifying bei etwa 50 Grad Celsius Streckentemperatur so seine Schwierigkeiten: "Wir hatten das Gefühl, dass wir den Hinterreifen sehr zusetzen."

Streckendaten
Länge: 3,337 km
Runden: 78
GP-Distanz: 260,286 km
Rundenrekord: 1:17.939 (HAM, 2016)
Kurven: 19 (8 links, 11 rechts)
Weg bis Kurve 1: 226,7 m
Länge Boxengasse: 324,7 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 19,48 s

5. S - wie Strecke

Top-10 Monaco Crashes: (01:16 Min.)

Der legendäre Straßenkurs zwischen den Häuserschluchten Monacos zählt seit jeher zu einer der größten Herausforderungen im Formel-1-Kalender. Über die Renndistanz von 78 Runden dürfen sich die Piloten nicht den geringsten Fehler erlauben, denn die Leitplanken auf dem 3,340 Kilometer langen Kurs kennen keine Gnade. Mit den in dieser Saison 20 Zentimeter breiteren Boliden wird die Millimeterarbeit zusätzlich erschwert. Das Anlehnen an den Leitplanken gehört bei der Einfahrt in die zweite Schwimmbad-Schikane fast schon zum guten Ton, doch wer den Bogen überspannt, landet schnell in der Mauer. "Du vertust dich etwas und touchierst die Leitplanke innen etwas zu stark. Du konntest sehen, dass einige Fahrer sie berührt haben und nichts kaputtgegangen ist. Aber wenn du im falschen Winkel dagegenfährst, reißt es einfach ab. Das kann ganz leicht passieren", erklärte Max Verstappen.

Wer seinen Boliden auf Kurs hält, wird mit der zweiten großen Herausforderung Monacos konfrontiert: Dem Zweikampf. Die einzige DRS-Zone auf der Strecke befindet sich auf der Start- und Zielgeraden. Die beste Überholmöglichkeit ist aber immer noch die Anfahrt zur Hafenschikane. Wenn der vorausfahrende Konkurrent nicht aufpasst, können sich auch in den Kurven Mirabeau oder Grand Hotel Chancen auftun. So oder so gibt es in Monaco keinen Positionswechsel ohne hohes Risiko, denn wenn einer der beiden Piloten nicht mitspielt, ist der Crash beinahe schon garantiert.

6. - Safety Car

Bei normalem Rennverlauf unter optimalen äußeren Bedingungen könnte der Grand Prix von Monaco schnell zu einer öden Prozession verkommen. Wenn Petrus nicht nachhilft, ist in der Regel das Safety Car das Salz in der Suppe. In den vergangenen fünf Jahren gab es keinen Monaco GP, bei dem Bernd Mayländer nicht ausrücken musste. Gerade zu Rennbeginn könnte eine Neutralisierung den Piloten in die Karten spielen, die auf dem Supersoft ins Rennen gehen. Diese könnten sich der ungeliebten Reifenmischung so nach kurzer Zeit bereits entledigen und einen Vorteil gegenüber den Fahrern erlangen, die auf Ultrasoft starten und von einem frühen Reifenwechsel absehen. Auf diese Weise könnte sich Fahrern aus dem Mittelfeld die Chance bieten, nach vorne zu kommen.

7. S - wie Sieganwärter

Kimi Räikkönen war 2005 für McLaren in Monaco siegreich, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen war 2005 für McLaren in Monaco siegreich, Foto: Sutton

Als Sieganwärter geht in erster Linie das Ferrari-Duo aus der ersten Startreihe ins Rennen. Sowohl Kimi Räikkönen als auch Sebastian Vettel konnten in Monaco bereits ein Mal gewinnen. Derjenige der beiden, der den Start für sich entscheiden kann, hat gleichzeitig auch die besten Karten. Ihr Team hat allerdings seit Michael Schumachers Triumph im Jahr 2001 die Ziellinie im Fürstentum nicht mehr als Erster überquert. In den vergangenen vier Jahren war jeweils ein Mercedes siegreich. Vorjahressieger Lews Hamilton dürfte von Startplatz 13 aus allerdings keine Gefahr sein. Dafür allerdings Valtteri Bottas, der den Scuderia-Piloten im Qualifying dicht auf den Fersen war und in diesem Jahr bereits einige gute Starts gezeigt hat.

Hinter dem Trio an der Spitze wird es allerdings schon dünn, was die Siegchancen anbelangt. Red Bull müsste schon von einem Safety Car profitieren, um sich irgendwie vor die Konkurrenz zu schieben. Mit Ricciardo sitzt zwar ein wahrer Monaco-Spezialist in einem ihrer Boliden, doch von Startplatz fünf aus wird es für ihn kaum möglich sein, aus eigener Kraft weiter nach vorne zu fahren. Ein Mann für Überraschungen steht allerdings noch dahinter: Sergio Perez. Der Mexikaner in Diensten von Force India hat in der Vergangenheit immer wieder sein strategisches Genie bewiesen und könnte unter Umständen sogar im Bereich der Spitze auftauchen, wenn der Rennverlauf ihm in die Karten spielt.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Monaco Grand Prix:

Annika Kläsener: Am Sonntag gibt's was Schönes auf die Ohren - erst die monegassische Hymne vor dem Start und bei der Siegerehrung dann die finnische, gefolgt von der italienischen. Dazwischen gibt es natürlich Rennsport vom Feinsten: Einen spannenden, aber fairen Zweikampf zwischen den Ferrari-Piloten und außerdem Dramen, Blechschäden und Aufholjagden. Stichwort: Jenson Button. Der muss einfach in die Punkte fahren.

Annikas Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Vettel 3. Ricciardo

Robert Seiwert: Der Kimi macht's, hat er sich irgendwie verdient. Ist doch schön, wenn auch mal Außenseiter gewinnen. Ist sogar gut für die Formel 1, denn: Räikkönen holt Vettel die Punkte für den Sieg weg. Da ist Hamiltons Debakel nicht ganz so dramatisch und der WM-Kampf bleibt weiter eng.

Roberts Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Vettel 3. Bottas

Philipp Schajer: Die Ferrari-Durststrecke endet, dafür sorgt Sebastian Vettel, der Kimi Räikkönen am Start stehen lässt und einen roten Doppelsieg anführt. Max Verstappen rehabilitiert sich nach dem letztjährigen Crash-Festival als Dritter.

Philipps Top-3-Tipp: 1. Vettel 2. Räikkönen 3. Verstappen

Stephan Heublein: Finnischer Doppel-Sieg! Ganz klar. Wieso ich mir so sicher bin? Unser finnischer Kollege Heikki ist nicht in Monaco - zuletzt fehlte er in Sochi. Richtig! Pole und Sieg für Valtteri. Seine Finnen sind so richtig grausam zum armen Heikki... P3 für Verstappen. Max ist zwar kein Finne, aber er hat nach den Mauerküssen vom letzten Jahr noch etwas gutzumachen...

Stephans Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Bottas 3. Verstappen

Chris Lugert: Leider wird aus den Räikkönen-Festspielen nichts, denn ein anderer Finne crasht die Party (und in den Ferrari). Kurz nach dem Start kollidiert Bottas mit seinem Landsmann, beide scheiden aus und vor Saint Devote kommt es zur Prügelei. Das Renngeschehen diktiert Sebastian Vettel, dahinter landen die beiden Red Bulls. Lewis Hamilton schmeißt seinen Silberpfeil nach einen Zweikampf mit Nico Hülkenberg in die Tabac-Leitplanke.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Vettel 2. Verstappen 3. Ricciardo

Jonas Fehling: Kimi hat eine hundertprozentige Pole-Sieg-Quote in Monaco. Warum sollte sich daran etwas ändern? Seb kommt nicht vorbei, zum Glück für ihn aber auch stark aufgelegter Verstappen nicht am Ferrari.

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Räikkönen 2. Vettel 3. Verstappen

Florian Becker: Bottas hatte dieses Jahr eine gute Starts und wird sich auch morgen beim Erlöschen der Ampeln gleich zwischen die Ferrari schieben. Die darauffolgende Kollision beendet jedoch das Rennen für alle drei Piloten. Verstappen und Ricciardo müssen in den Notausgang der St. Devote, um dem Chaos aus dem Weg zu gehen. Damit ist der Weg frei für Sergio Perez, der die Führung übernimmt und sie bis zur Zielflagge nicht mehr abgibt. Hinter Supercomputer Checo fahren Sainz und Kvyat aufs Podium.

Florians Top-3-Tipp: 1. Perez 2. Sainz 3. Kvyat