3.261 Tage sind eine ziemlich lange Zeit. So lange war Kimi Räikkönen ohne Pole Position, ehe er das Qualifying zum Großen Preis von Monaco für sich entschied. Noch viel länger liegt Ferraris letzter Sieg im Fürstentum zurück. Michael Schumacher war derjenige, der die Scuderia 2001 in Monaco letztmalig jubeln ließ. Nun spricht viel dafür, dass auch diese Durststrecke zu Ende geht.

Räikkönen warnt vor guter Ausgangslage

Die besten Chancen auf den Sieg hat naturgemäß Kimi Räikkönen. Im Fürstentum ist die Pole Position bekanntlich die halbe Miete, Überholen ist praktisch ausgeschlossen, wenn der Vordermann keinen Fehler macht. Der letzte Sieg eines Piloten, der außerhalb der Top-4 startete, datiert aus dem Jahr 1996, als Olivier Panis völlig überraschend den einzigen Triumph seiner F1-Karriere feierte. Dem Franzosen spielte damals aber unter anderem das schlechte Wetter in die Karten - ein Chaosfaktor, den Räikkönen diesmal getrost vernachlässigen kann.

Monaco sieht Rot, Foto: Ferrari
Monaco sieht Rot, Foto: Ferrari

"Das ist natürlich der beste Platz, um das Rennen zu starten - aber keine Garantie. Es gibt dir nicht automatisch den Sieg oder ein gutes Ergebnis. Im Rennen können so viele Dinge passieren, die gar nichts mit dir zu tun haben", bleibt Räikkönen trotz der guten Ausgangslage vorsichtig, schließlich bieten sich in Monaco unzählige Möglichkeiten, seinen Wagen in den Leitplanken zu versenken - eine kleine Unaufmerksamkeit genügt.

"Wir müssen versuchen, einen guten Start zu erwischen und uns aus allem Ärger herauszuhalten", weiß der Iceman um die Bedeutung der ersten Meter des Rennens. In St. Devote endete schon für viele Piloten nur wenige Sekunden nach dem Erlöschen der Ampeln der Glamour-Grand-Prix. "Es wird ein langes, schwieriges Rennen", so Räikkönen, dessen letzter Sieg vom Saisonauftakt 2013 in Australien stammt.

Wissenswertes über den Monaco GP: (00:58 Min.)

Vettel sauer und angriffslustig

Sebastian Vettel fehlte nur ein Wimpernschlag von 0,043 Sekunden auf seinen Teamkollegen und damit die Pole Position. Nachvollziehbar, dass Vettels Laune nach dem Qualifying daher nicht die beste war, schließlich hatte er die bisherigen Sessions an diesem Rennwochenende dominiert. "Im Moment stinkt mir das und ich habe da natürlich einen dicken Hals", sprach der Heppenheimer Klartext.

Für Vettel stellt sich nun die Frage, wie viel Risiko er am Sonntag nehmen soll. Sein WM-Rivale Lewis Hamilton startet nach verpatztem Qualifying nur von Platz 13 und wird nach menschlichem Ermessen lediglich eine überschaubare Anzahl Punkte aus dem Fürstentum mitnehmen. "Es sind erst fünf Rennen gefahren. Darum kümmere ich mich nicht. Wir kämpfen morgen beide um das bestmögliche Resultat", deutet Vettels Ansage daraufhin, Räikkönen attackieren zu wollen.

Ferrari geht jedenfalls als klarer Favorit ins Rennen, dafür spricht nicht nur die Startaufstellung, sondern auch die Longruns im Donnerstagstraining, als man in einer eigenen Liga fuhr. Die Beendigung der Monaco-Durststrecke liegt also auf dem Präsentierteller bereit, doch genau das könnte trügerisch sein, warnt Vettel. "Es gibt immer eine Bedrohung. Besonders hier kann am Renntag alles passieren. Du weißt es nie - Strategie, Safety Car, Virtuelles Safety Car. Es gibt so viele Möglichkeiten."

Mercedes und Red Bull üben sich in Realismus

Als Dritter und damit Best of the Rest startet Valtteri Bottas. Der Mercedes-Pilot konnte mit dem Ferrari-Duo zwar nicht ganz Schritt halten, verzeichnete aber keine Probleme in Hamilton'schem Ausmaß. "Es war sehr eng, aber Ferrari scheint hier die Oberhand zu haben. Sie waren heute sehr stark", sieht der Finne die Scuderia im Vorteil. "Hier ist es schwierig, zu überholen. Aber im Rennen gibt es definitiv Möglichkeiten. Es ist Monaco, hier kann alles passieren."

Mercedes und Red Bull in der Jägerrolle, Foto: Sutton
Mercedes und Red Bull in der Jägerrolle, Foto: Sutton

Hinter Bottas ordneten sich die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo ein, die sich doch mehr ausgerechnet hatten als die Ränge vier und fünf, schließlich kommt das Defizit des Renault-Motors auf dem engen Straßenkurs an der Cote d'Azur nicht so sehr zum Tragen wie auf herkömmlichen Strecken. Will man nun nach vorne fahren, muss es wohl die Strategie richten - und keine verheerenden Fehler beim Boxenstopp passieren wie letztes Jahr, als Red Bull Ricciardos Sieg durch ein fehlendes Rad billigst wegwarf.

"Normalerweise ist es unmöglich. Wir versuchen einen guten Start und eine gute Strategie. Aber hier an jemandem vorbeizukommen, wird sehr schwierig", gibt sich Verstappen realistisch. Ricciardo spekuliert indessen auf einen Overcut, also den Boxenstopp länger als die Konkurrenz hinauszuzögern. "Wenn jemand vor die Probleme mit den Reifen hat und früh zum Stopp kommt, und du dadurch freie Fahrt hast, kannst du vielleicht einen Overcut machen", mutmaßt der Australier.

Vorschau: Das erwartet die F1 in Monaco: (04:40 Min.)

Ein-Stopp-Rennen wahrscheinlich

Sollte sich nichts Überraschendes ereignen, wird das Fürstentum wie so oft ein klassisches Ein-Stopp-Rennen sehen. Der Verschleiß der Reifen ist so gering, dass man locker mit einem Wechsel über die Runden kommt. Einzige Variable ist somit der Zeitpunkt des Stopps - der nicht zuletzt davon abhängt, ob das Safety Car zum Einsatz kommt. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gilt jedenfalls die Devise: "Ferrari ist hier in der deutlich besseren Position. Aber wir werden sie jagen." Wenn auch vermutlich mit nur einem Auto.