Unglaublich, aber wahr: Kimi Räikkönen hat seinen Qualifying-Fluch in der Formel 1 endlich besiegt! Nach stolzen neun Jahren (3.261 Tagen) und 129 Grands Prix startet der Iceman erstmals seit dem Frankreich GP 2008 in Monaco wieder von der Pole Position in ein F1-Rennen.

Onboard mit Kimi! Hier fliegt der Iceman zur Monaco-Pole:

Mit einem neuen Rundenrekord in Monte Carlo von 1:12.178 Minuten sichert Räikkönen zudem seiner Heimat ein Jubiläum: Es ist die 50. Pole Position eines Finnen in der Formel 1. Weil Sebastian Vettel den zweiten Ferrari direkt neben Räikkönen in Startreihe eins stellt, darf sich auch noch Ferrari freuen - über die erste rein rote Reihe eins in Monaco seit 2008 - die dritte überhaupt.

"Es ist großartig auf der Pole Position zu stehen. Das Auto hat sich besonders im Qualifying gut verhalten - keine Beschwerden", kommentiert Räikkönen seinen Monaco-Coup gewohnt abgeklärt. Dass seine Durststrecke ausgerechnet beim schillerndsten Grand Prix des Jahres geendet ist, interessiert den Finnen nicht die Bohne. "Nein, ich wäre an jedem anderen Ort genauso zufrieden gewesen. Ich war ein paar Mal nah dran kürzlich, aber wir haben es in den letzten Rennen nicht ganz geschafft", sagt Räikkönen.

Räikkönen sofort im Warn-Modus: Pole keine Garantie

Obwohl. Etwas gibt es doch: "Wenn du einen Kurs willst, auf dem es besonderes wichtig ist, vorne zu stehen, dann ist es dieser. Der halbe Job ist erledigt", erklärt Räikkönen. "Das ist natürlich der beste Platz, um das Rennen zu starten - aber keine Garantie. Es gibt dir nicht automatisch den Sieg oder ein gutes Ergebnis. Im Rennen können so viele Dinge passieren, die gar nichts mit dir zu tun haben", sagt Räikkönen. "Aber natürlich nehme ich das gerne mit und bin happy damit."

Gerade in Monaco gebe es einfach unzählige Möglichkeiten, die dir dazwischen funken könnten. "Du und das Team können einen perfekten Job machen, aber dann kann es völlig andere Dinge geben, die dir das ganze Rennen zerstören können. Es wird ein langes, schwieriges Rennen", mahnt Räikkönen. "Aber wir haben beide Autos in der besten Position. Das ist die Hauptsache. Wir müssen versuchen, einen guten Start zu erwischen und uns aus allem Ärger herauszuhalten."

In Monaco bewegte Räikkönen den Ferrari einen Hauch schneller um die Ecken als Vettel, Foto: Sutton
In Monaco bewegte Räikkönen den Ferrari einen Hauch schneller um die Ecken als Vettel, Foto: Sutton

Räikkönen erklärt: Darum plötzlich schneller als Vettel

Was die eigene Performance betrifft müsse er sich jedenfalls keine Sorge machen. "Das ganze Wochenende lief ja schon recht okay. Hier und da habe ich noch ein bisschen kämpfen müssen, aber das konnten wir zum Qualifying ausräumen. Ich war zufrieden mit dem Auto. Es lief gut, ich konnte pushen und wir hatten immer ein gutes Timing", lobt Räikkönen sein Team.

Der Fortschritt für das Qualifying war dabei ein Schlüsselfaktor für die Pole - zuvor hatte im Training noch stets Sebastian Vettel dominiert. Wie er den Spieß herumgedreht habe? "Ich denke, hier machen einfach die ganz feinen Details den Unterschied. Wenn du nur ein Mal die Reifen ein kleines bisschen nicht spürst, dann hält dich das schon davon ab, schnell zu sein. Besonders in den langsamen Kurven kannst du da einfach so viel Zeit verlieren", versucht Räikkönen eine Erklärung.

Also eher ein unperfekter Vettel als ein perfekter Iceman? Offenbar, wie Räikkönen bestätigt: "Es lief nicht perfekt, aber das tut es hier auch nie. Es gibt immer Dinge, die du noch besser machen kannst. Etwas später Bremsen oder eine etwas andere Linie fahren. Aber das ist normal. Vor allem hier. Für die Pole war aber es genug. Das ist die Hauptsache."

Vettel sieht es genauso. "Kimi hat unter dem Strich den besseren Job gemacht und hatte einen sauberen Run", sagt der Deutsche, klagt selbst über eigene Fehler. Immerhin hätten die die Pole nur gegen den eigenen Teamkollegen gekostet. "Wenn ich mir einen aussuchen dürfte, dann würde ich ihn aussuchen", sagt Vettel. "Aber es ist auch ein sehr egoistischer Sport - da würdest du immer zuerst dich selbst auswählen."

Kimi Räikkönen und seine Meinung zu Gerüchten um Ferrari-Stallorder in einem Bild, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen und seine Meinung zu Gerüchten um Ferrari-Stallorder in einem Bild, Foto: Sutton

Ferrari-Stallorder? Räikkönen: Dumme Geschichte

Hätte Ferrari auswählen können, so hätte sich sicher auch die Scuderia eher für Vettel auf Pole entschieden, führt der Deutsche doch in der WM. Manch einer im Paddock erwartet deshalb, dass die Scuderia die Ordnung im Rennen vielleicht künstlich wieder herstellen könnte. Die Beteiligten selbst wollen davon jedoch nichts wissen."Nö, möchte ich nicht", kommentiert Vettel ein mögliches Geschenk.

Kimi Räikkönen platzt angesichts solcher Spekulationen für seine Verhältnisse sogar die Hutschnur. "Nichts hat sich verändert, ich denke die Leute wollen da einfach eine dumme Geschichte aus Nichts machen. Wir wissen, was wir machen, wir fahren für das Team und haben gewisse Regeln untereinander und gegenseitigen Respekt. Wir dürfen kämpfen, aber natürlich müsen wir es so sauber wie möglich halten und uns nicht gegenseitig rausschießen", sagt Räikkönen. "Ich werde nicht anders reagieren als zu jedem anderen Zeitpunkt in diesem oder im vergangenen Jahr."

Auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner geht im Exklusiv-Interview nicht von einer Ferrari-Stallorder aus. "Ich glaube, dass Ferrari da nichts unternehmen wird. Die werden beide Piloten fahren lassen. Aber das wird schön morgen, da müssen wir uns den Funk bei Ferrari anhören im Sinne von: 'Ich bin schneller, lasst mich vorbei, und falls nicht, mache ich wieder Platz' und so weiter. Das kennen wir ja", sagt Danner.

Niki Lauda betont zudem, Räikkönen würde bei soetwas ohnehin nicht mitspielen, wittert er den Sieg. "Der will natürlich gewinnen, der hört nichts, wenn ihm einer was sagen will. Und so lange sein Auto super funktioniert, macht er dem Sebastian nie Platz", sagt Lauda. "Toll, dass er Kimi so weit vorne ist. Er ist hochmotiviert. Dass er den Sebastian hier so entfesselt, finde ich schon eine super Leistung!"

++ Kimi Räikkönen & Monaco: Eine ganz besondere Geschichte ++

Kimi Räikkönen über Monaco: Ich hasse es hier!: (00:39 Min.)

Kimi Räikkönen und Monaco - das ist eine ganz besondere Geschichte. Unvergessen der zu Beginn seiner Karriere alkoholisiert von der Yacht purzelnde Räikkönen, der nach einem neuerlichen McLaren-Ausfall direkt auf eben jener Yacht chillende Kimi (nix da Interviews!) oder die legendäre Wutrede gegen Sergio Perez 2012 - sowohl am Funk als auch im TV-Interview ("Man sollte ihm ins Gesicht schlagen ..."). Oder aber die Gala-Vorstellung mit dominanter Pole und Sieg im Jahr 2005, Kimis legendäre 2014er Ansage: "Ich hasse es hier!" und sein Flügel-Surfen 2016.

Kimi Räikkönen in Monaco: Die Statistik

SaisonQualifyingRennenTeam
20011510Sauber
20026DNFMcLaren
200322McLaren
20045DNFMcLaren
200511McLaren
20063DNFMcLaren
2007168Ferrari
200829Ferrari
200923Ferrari
201289Lotus
2013510Lotus
2014612Ferrari
201566Ferrari
20166DNFFerrari
20171?Ferrari