Seit vielen Jahren gehört diese Frage vor jedem Saisonstart zu den beliebtesten: Fährt McLaren wieder mit einer orangen Lackierung? Seit einer Ewigkeit warten die Fans auf eine Wiederauferstehung der Farbe, mit der der große Bruce McLaren in den 60er-Jahren die Formel 1 aufmischte. Vor dem Start in die Saison 2017 stellen wir die Frage erneut: Wird aus dem Chrompfeil ein Orangepfeil?

Diesmal stehen die Chancen auf einen Imagewandel so gut wie nie zuvor. Zwei Gründe: Ron Dennis ist weg, Zak Brown ist da. Seit dem Machtwechsel an der Spitze soll ein frischer Wind durch die sauberen Hallen von Woking wehen. Brown, der Neue, gilt seit Jahren als Marketing-Spezialist im Motorsport. Erhört er den Wunsch der Fans, gegen den sich Urgestein Dennis so lange gewehrt hatte?

Orange-Hinweis von Brown

Inzwischen gibt es einige Indizien, die auf eine Rückkehr in Orange hindeuten. Einen Tipp gab Brown kürzlich am Rande der Autosport International Motorshow. "Wir haben die Autolackierung gerade abgesegnet", verriet der neue McLaren-Chef. "Ich denke, die Fans werden gespannt sein, wie das neue Auto sowohl technisch als auch optisch aussieht. Wir haben es den Jungs und Mädels bei McLaren schon gezeigt und sind sehr gespannt auf unsere Zukunft."

Fans und Medien müssen sich noch eine Weile gedulden, bis das diesjährige Geheimnis gelüftet wird. Der Zeitpunkt für die Autovorstellung steht immerhin bereits fest. Am 24. Februar lässt McLaren die Hüllen fallen, bevor drei Tage später die ersten Testfahrten des Jahres in Barcelona beginnen. Ein Highlight wäre diesmal keine schlechte Wahl, schließlich hat sich McLaren den denkbar schlechtesten Zeitpunkt für seine Präsentation ausgesucht: den gleichen, an dem auch Ferrari seinen Boliden für 2017 der Weltöffentlichkeit präsentiert...

Weitere Hinweise

Brown war nicht der Einzige, der im Vorfeld des McLaren-Launch mit den Ketten rasselte. Die Marketing-Abteilung stimmte fröhlich mit ein und ließ bei der Präsentations-Ankündigung einige Tupfer Orange miteinfließen. Noch ein Hinweis gefällig? Auf der Genfer Uhrenmesse stellte McLaren eine Uhr aus der eigenen Kollektion vor. Als schmuckes Beiwerk diente ein mit orangenen Linien versehener F1-McLaren.

Gut möglich also, dass McLaren zumindest bei den Tests in Spanien mit einem orangenen Rennwagen aufkreuzt. So geschehen bei den Testfahrten 1997, 1998 und zuletzt im Jahr 2006. Die endgültige Lackierung wird sich vermutlich auch nach dem neuen Hauptsponsor richten - sollte Zak Brown denn einen finden. Die Suche nach einem großen Geldgeber steht beim neuen Chef ganz weit oben auf der Agenda, nachdem der Traditionsstall in den vergangenen Jahren auf einen solchen verzichten musste.

Zuletzt hatte sich Ron Dennis gegen eine Rückkehr zum orangen Design gewehrt - oder zur weiß-roten Lackierung, die sich viele Fans im Zuge der Honda-Kooperation gewünscht hatten. "Wir designen unser Auto nicht, um irgendjemandem zu gefallen oder einen Gefallen zu tun", hatte Dennis gesagt. "Das gilt sowohl für externe Personen als auch Mitarbeiter. Die traditionelle Farbe McLarens ist eigentlich orange, das Design zur Ära Prost-Senna war Marlboro geschuldet. Chrom, rot und schwarz sind jedoch seit jeher die McLaren-typischen Farben."

Aus Liebe zur Tradition

McLaren und Orange - das hat jedenfalls Tradition im Motorsport. Als Bruce McLaren die Rennschmiede gründete, waren die ersten Fahrzeuge noch weiß-rot. Doch nicht lange: der M5A im Jahr 1968 war erstmals orange lackiert. Der kommende McLaren wäre das erste Auto aus Woking seit 1971, das Rennen in orange fährt. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die orange Geschichte von McLaren im Motorsport.

1968

Im dritten Formel-1-Jahr setzte McLaren erstmals zwei Fahrer ein. Neben Bruce McLaren ging Danny Hulme an den Start. Zum Einsatz kam der neu entwickelte McLaren M7A, mit dem Bruce McLaren beim Race of Champions - das nicht zur F1-Saison zählte - den ersten Sieg holte. Hulme übertrumpfte seinen Chef in jenem Jahr mit zwei Siegen. Das Team belegte am Ende den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung.

Bruce McLaren 1968 beim Mexiko GP im M7A, Foto: Sutton
Bruce McLaren 1968 beim Mexiko GP im M7A, Foto: Sutton

1969

In der Saison 1969 sattelte Bruce McLaren auf den M7B und später M7C um, während Teamkollege Hulme weiter mit dem Vorjahreswagen an den Start ging. Später im Jahr meldete das Team einen zusätzlichen M7A-Rennwagen für Derek Bell. Bei McLaren lief insgesamt nicht viel zusammen, mehr als Platz vier bei den Herstellern war nicht drin. Probleme soll das große Programm aus Formel 1, CanAm-Meisterschaft und weiteren Neuentwicklungen gewesen sein.

Bruce McLaren in der Saison 1969 im überarbeiteten Rennwagen, Foto: Sutton
Bruce McLaren in der Saison 1969 im überarbeiteten Rennwagen, Foto: Sutton

1970 - 1971

McLarens Schicksalsjahr. Gründer Bruce McLaren verstarb am 2. Juni 1970 während einer Testfahrt in einem CanAm-Boliden. Für das Team ging die Fahrt mit Hulme und dem Briten Peter Gethin weiter, für sichtbare Erfolge reichte es aber nicht. Interessant: In diesem Jahr arbeitete McLaren mit Alfa Romeo an einem gemeinsamen Formel-1-Projekt und setzte bei ausgewählten Rennen ein Auto mit dem Alfa-Achtzylinder ein. Die Italiener setzten ihr Engagement im darauffolgenden Jahr mit March fort. 1971 erlebte McLaren unter dem neuen Chef Teddy Mayer eine weitere schwierige Saison und wurde nur Sechster in der WM.

Danny Hulme 1970 beim Großen Preis von Monaco, Foto: Sutton
Danny Hulme 1970 beim Großen Preis von Monaco, Foto: Sutton

1972

Mit dem Engagement des britischen Kosmetikhersteller Yardley of London änderte sich das Aussehen der McLaren-Autos. Von 1972 bis 1975 ging das Team unter dem Namen Yardley Team McLaren an den Start und übernahm die Farben des Hauptsponsors.

Ab 1972 veränderte sich das Aussehen der McLaren deutlich, Foto: Sutton
Ab 1972 veränderte sich das Aussehen der McLaren deutlich, Foto: Sutton

1997 / 1998

Es sollten 25 Jahre vergehen, bis wieder ein McLaren in orangener Lackierung zu sehen war. 1996 verließ der langjährige Partner Marlboro das Team in Richtung Ferrari. Deshalb bestritt McLaren die Testfahrten vor der Saison mit einem orangenen Rennwagen. Kurz vor dem Saisonstart übernahm der Zigarettenhersteller West die Hauptsponsorschaft - und damit das Design. David Coulthard und Mika Häkkinen traten während der Saison mit einem Auto in den Farben Schwarz, Weiß, Silber und Orange. Bei den Testfahrten zur Saison 1998 kam erneut ein orangener McLaren zum Einsatz, bevor Häkkinen das Auto aus der Feder von Adrian Newey später zur Weltmeisterschaft fahren sollte.

David Coulthard 1997 beim Test in Jerez, Foto: Sutton
David Coulthard 1997 beim Test in Jerez, Foto: Sutton

2006

Im Jahr 2006 war es wieder soweit: Ein orangener McLaren auf der Strecke! Aber auch wieder nur bei Testfahrten, während der Saison wurde es silbern. Bei den Tests in Jerez 2006 drehten die beiden Ersatzfahrer Gary Paffett und Pedro de la Rosa ihre Runden in zwei MP4-20B Rennwagen.

McLaren testete 2006 unter anderem mit einem orangen Auto, Foto: Sutton
McLaren testete 2006 unter anderem mit einem orangen Auto, Foto: Sutton
Foto: Sutton
Foto: Sutton