Top: Hamilton souverän

Nach den souveränen Auftritten von Nico Rosberg in Training und Qualifying hatte man schon mit neuer Spannung im Titelkampf gerechnet oder - je nach Standpunkt - darauf gehofft. Lewis Hamilton fand zu Beginn des Wochenendes kein Rezept gegen seinen Teamkollegen. Doch im Rennen fuhr er, natürlich begünstigt durch Rosbergs Ausfall, letztlich ungefährdet zu seinem neunten Saisonsieg im 15. Rennen. Die Weltmeisterschaft ist dem Titelverteidiger vier Rennen vor Saisonende kaum noch zu nehmen.

Flop: Rosbergs Gaspedaldämpfer

Das Wochenende hatte so gut angefangen für Nico Rosberg. In allen Sessions am Freitag und Samstag war er schneller als WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. Beim Start des Rennens konnte er sich dieses Mal auch gegen seinen Teamkollegen behaupten. Doch ein Defekt am Gaspedal zerstörte alle Träume, in Sochi doch noch einmal zur Aufholjagd zu blasen. Der Dämpfer, der das Pedal steuert, funktionierte nicht. Dadurch kam es dem Deutschen immer weiter entgegen, bis er schließlich aus Platzgründen nicht mehr gleichzeitig Gas geben und lenken konnte. Eine Weiterfahrt wurde damit unmöglich - ein schmerzhafter Rückschlag.

Top: Massas Aufholjagd

Das Qualifying war für Felipe Massa eine Enttäuschung: Der Brasilianer erreichte nicht einmal dessen dritte Phase. Er ging als Fünfzehnter an den Start. Einige Piloten vor ihm fielen aus, den Rest des Feldes schnappte sich der 34-Jährige mit seiner Routine. So sprangen am Ende doch noch Rang vier und zwölf Punkte heraus. Damit war Massa sogar noch der Lichtblick bei Williams, weil Teamkollege Bottas, von Platz drei gestartet, am Ende schuldlos mit leeren Händen dastand.

Man sah ihn kaum, aber er wurde Vierter: Felipe Massa, Foto: Sutton
Man sah ihn kaum, aber er wurde Vierter: Felipe Massa, Foto: Sutton

Flop: Alonsos Strafe

Fernando Alonso und sein Team sind in dieser Saison Dauergäste bei den Flops. In Russland war erneut zu sehen, wie leicht andere Autos am McLaren vorbeiziehen. Dennoch hätte das Wochenende für den Rennstall und auch Alonso selbst versöhnlich enden können. Die Flut der Ausfälle spülte seinen Teamkollegen Jenson Button bis auf Rang neun und damit in die Punkte. Der Spanier fuhr als Elfter über die Ziellinie, verlor den Punkt aber, weil er die Strecke verlassen und unerlaubt abgekürzt hatte. Die Fünf-Sekunden-Strafe reichte, um hinter Max Verstappen zurückzufallen.

Top: Viel Rennaction

Ein Vorwurf, der der Formel 1 in letzter Zeit gerne gemacht wird, lautet, sie sei zu langweilig. Die Rennen würden eher Prozessionen gleichen anstatt Rennaction zu bieten. Letztere gab es in Sochi aber massenweise. Allein Kimi Räikkönen war das Eintrittsgeld wert: Er stürmte am Start nach vorne, wehrte sich später erfolglos gegen seinen Teamkollegen, überholte Sergio Pérez und lieferte sich dann noch ein - eher unrühmliches - Duell mit Landsmann Valtteri Bottas. Aber beispielsweise auch Felipe Massa zeigte einige gute Manöver. Langweilig wurde es in Russland jedenfalls nie.

Flop: Viele Unfälle

Das Wochenende in Sochi war durch viele, teilweise heftige Crashs geprägt. Neben Sainz´ Unfall im Training waren da unter anderem noch Nico Hülkenberg und Marcus Ericsson, die am Start ineinander rauschten. Max Verstappens Auto wurde dabei ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Romain Grosjean flog einige Runden später ohne Fremdkontakt aus der Omega-Kurve und schlug heftig in die Streckenbegrenzung. Sainz legte in der Endphase des Rennens aufgrund von Bremsproblemen dann noch einmal einen Dreher hin. Auf diese Action hätten die Fans sicher gern verzichtet.

Top: Kämpfer Sainz

Besorgnis herrschte im Paddock nach Carlos Sainz´ Horror-Crash am Freitag. Zunächst wusste niemand, wie es dem Spanier ging, nachdem er mit rund 150 km/h in die Streckenbegrenzung gefahren war. Doch der 21-Jährige bat, kaum im Krankenhaus angekommen, um eine Rennerlaubnis für den Sonntag. Als Ärzte und FIA diese gewährten, musste Sainz aus der letzten Reihe starten. Er kämpfte sich nach vorne und lag zwischendurch sogar auf Platz sieben. Doch überhitzte Bremsen stoppten den Toro-Rosso-Piloten schließlich. Nach einem Dreher schied er aus. Dennoch hatte er sein Kämpferherz bewiesen.

Flop: Räikkönens Aktion gegen Bottas

So wollte Mercedes die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft wohl nicht gewinnen: Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas hatten soeben Sergio Pérez überholt und kämpften nun in der letzten Runde des Russland GP um den verbliebenen Platz auf dem Podest. In Kurve vier versuchte der Iceman ziemlich optimistisch innen vorbeizugehen, aber sein Landsmann hatte die Tür zugemacht. Die Folge war eine Kollision, in deren Verlauf sich Bottas rausdrehte und Räikkönen mit großen Schäden am Auto ins Ziel schleppte. "Ich würde nicht sagen, dass ich etwas total Dummes versucht habe", sagte der Weltmeister von 2007 hinterher. Die Rennkommissare sahen es anders und brummten ihm eine 30-Sekunden-Strafe auf. Diese bedeutete neben Platz acht auch den vorzeitigen Gewinn der Konstrukteurs-WM durch Konkurrent Mercedes.

Top: Perez auf dem Podium

Der nächste Vorwurf an die Formel 1: Es stehen immer dieselben Fahrer auf dem Podium. Auch wenn aus dem Russland GP nicht zwingend eine Entwicklung abgeleitet werden kann: Sergio Pérez´ dritter Platz war in jedem Fall bemerkenswert. Dem Force-India-Piloten kamen nicht nur die vielen Ausfälle zugute, er wählte mit dem frühen Boxenstopp auch die richtige Strategie. Immerhin war es für den Mexikaner bereits das fünfte Podium in der Formel 1. Etwas Abwechslung tut der Königsklasse sicher gut.

Sergey Perezov hatte was zu feiern, Foto: Sutton
Sergey Perezov hatte was zu feiern, Foto: Sutton

Flop: Kaum noch Spannung in der Fahrer-WM

Was für Lewis Hamilton und Mercedes gut ist, ist schlecht für den Rest des Feldes und die neutralen Beobachter. Während der Brite in Russland erneut ein Rennen gewann, fiel sein härtester Verfolger im Kampf um die Weltmeisterschaft, Teamkollege Nico Rosberg, in Sochi vorzeitig aus und wurde in der Fahrerwertung von Sebastian Vettel überholt. Bei noch vier ausstehenden Rennen hat Hamilton satte 66 Punkte Vorsprung auf den Ferrari-Piloten. Ein einzelner Fahrer kann im Rest dieser Saison maximal 100 Punkte sammeln, wobei davon auszugehen ist, dass auch Hamilton noch Zähler holt. Ein Herzschlagfinale ist derzeit also nicht gerade zu erwarten.