Finnisches Duell um Rang drei in der letzten Runde des Russland Grand Prix und finnischer Doppelfrust nach dem Rennen. Im Parallelflug waren Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen an Sergio Perez vorbeigegangen und kämpften um den letzten Podestplatz. In Kurve vier schließlich der Knall: Bottas im Williams auf der Außenlinie, Räikkönen im Ferrari sticht innen hinein. Als Bottas die Tür zumacht, kommt es zur Kollision, in deren Folge der Williams sich von der Strecke drehte. Räikkönen schleppte seinen beschädigten Boliden noch auf Rang fünf ins Ziel, wurde nachträglich aber noch mit einer 30-Sekunden-Strafe belegt und fiel auf Rang acht zurück.

"Es ist sehr enttäuschend, in der letzten Kurve plötzlich mit null Punkten dazustehen", ärgerte sich Bottas über seinen Landsmann. "Ich kann nur sagen, dass ich deutlich vorne war und die Linie für die Kurve gesucht habe. Natürlich habe ich keinen Platz gelassen, schließlich kämpften wir um das Podium. In der Kurvenspitze hat er mich schließlich getroffen."

Die Sicht seines Landsmannes auf die Dinge fällt allerdings anders aus. Räikkönen hatte Bottas bereits zuvor an selber Stelle überholt und wagte einen neuerlichen Anlauf. "Ich bin rangefahren und habe es nochmals versucht. Ich weiß nicht, ob er mich nicht gesehen, oder nicht erwartet hat, dass ich vorbeifahre", verstand der Ferrari-Mann die Welt nicht mehr. "Im letzten Moment habe ich gesehen, dass er nach innen zieht. Ich habe versucht, noch weiter nach innen zu gehen und härter zu bremsen, um es zu verhindern. Aber ich war schon direkt dran und es kam zur Berührung."

Bottas vs. Räikkönen: Schuldiger gefunden

Noch während des Rennens kündigten die Stewards eine Untersuchung der Kollision an. Nach Anhörung aller Beteiligten erhielt Räikkönen eine 30-Sekunden-Strafe für das Verursachen einer Kollision.

Die Beteiligten und ihre Teams waren naturgemäß unterschiedlicher Meinung. "Ich habe keine Ahnung, für mich war es aber eine normale Renngeschichte. Das müssen die Stewards beurteilen", wusch Räikkönen seine Hände in Unschuld. "Ich würde nicht sagen, dass ich etwas total Dummes versucht habe. Bei zwei involvierten Autos gibt es immer verschiedene Sichtweisen auf einen solchen Zwischenfall."

Diese Aussagen verstand Bottas absolut nicht. "Ich muss mir das Video nochmals ansehen, aber es fühlte sich nicht an wie ein normaler Rennunfall", machte er deutlich und legte nochmals nach. "Es hätte vermieden werden können - also das Auto hinter mir hätte es vermeiden können!" Für Bottas wäre Rang drei der zweite Podestplatz der Saison gewesen, für Räikkönen der dritte. Entsprechend enttäuscht waren beide Seiten. "Es war eine unglückliche Sache - nicht nur für uns, sondern auch für sie", erklärte Räikkönen später. "Wir wollen nie, dass Unfälle passieren, aber das ist Teil des Rennsports. Solche Dinge passieren."

Williams vs. Ferrari

Die Sicht der Teamverantwortlichen war in der Hitze des Gefechts ähnlich gespalten. Williams-Performance-Chef Rob Smedley schlug sich auf die Seite seines Fahrers, wollte zunächst aber mit klarem und kühlem Kopf die Videos ansehen. "Es sah aber so aus, als sei Kimi von ganz hinten angekommen und hätte den Bremspunkt verpasst. Als er in der Kurve war, war er auf einer Ebene mit Kimis Rad", so Smedley. Der Williams-Performance-Chef erwartete eine Strafe für Räikkönen und behielt Recht.

Eine Strafe konnte sich Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nicht vorstellen, wurde aber eines Besseren belehrt. Seiner Meinung nach handelte es sich um einen Rennunfall. "Die Fahrer kämpfen einfach und geben ihr Bestes. Es war ein normaler Rennunfall und wir werden sehen, was passiert", hielt sich der Italiener etwas bedeckt. "Für mich sah es wie ein Rennunfall aus, aber wenn wir mit einer Strafe dafür bezahlen müssen, bezahlen wir."

Toto Wolff sieht Schuld bei Räikkönen

In die Suche nach dem Schuldigen der Kollision mischte sich auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ein. "Es war ein etwas optimistisches Manöver von Kimi. Ich würde sagen, die Finnen haben sich gegenseitig abgeräumt", erklärte der Österreicher.

Die Strafe für Räikkönen kommt auch Mercedes zugute. Die Mannschaft hatte nach dem Russland Grand Prix mindestens 172 Punkte Vorsprung in der Konstrukteurswertung benötigt, um vorzeitig den Titel zu feiern. Durch Räikkönens zehn Zähler für Rang fünf waren es nun nur 166. Da der Finne nun als Achter gewertet wird und nur vier Punkte erhält, feiert Mercedes den Titel.