Top: Hamiltons Verbal-Konter

Sebastian Vettel dürfte das nicht so top gefunden haben, aber Lewis Hamilton nutzte den Ausraster seines WM-Gegners aus psychologischer Sicht perfekt aus. Weil Vettel überhaupt nicht auf seinen Rammstoß eingehen wollte, übernahm Hamilton diesen Part nur zu gern. Vettel sei respektlos, ein schlechtes Vorbild, der Druck zeige sein wahres Gesicht und so weiter. Zumindest verbal ein ganz klarer Sieg für Hamilton. Und auch für die Formel 1. Das epische Duell zwischen Vettel und Hamilton hat nun eine komplett neue Dimension erreicht.

Top: Stroll contra Kritiker

Erste Punkte in Kanada, Test in Austin, Podium in Baku: Bei Lance Stroll war in den letzten zwei Wochen mächtig was los. Monatelang musste sich der Milliardärs-Sohn teils böse Kritik gefallen lassen, plötzlich ist er der neue Held der Formel 1. Zumindest für ein paar Tage. "Ich mag diese Hass-Liebe im Sport", lachte Lance nach dem Aserbaidschan-Coup. Wer will, kann bei Stroll immer etwas Negatives finden. Hat ihm der sündhaft teure Privat-Test in USA den entscheidenden Vorteil gebracht? Nein, sagt auch Papa Stroll: "Den hatten wir schon vor neun Monaten geplant. Er lernt einfach mit jedem Rennen dazu."

Top: Kimi und das Lenkrad

Das hatte in Baku kaum jemand mitbekommen, erst später tauchte der Funk-Verkehr des Jahres 2017 auf. Mittendrin: Kimi Räikkönen. Diesmal wollte der Finne aber nicht allein gelassen werden. Stattdessen vermisste er etwas: sein Lenkrad! Das Gespräch muss sich kurz vor Ende der Rotphase zugetragen haben, als der Ferrari mit Kimi an Bord hastig aus der Box gerollt wurde. Nur ein gewisses Teil fehlte offenbar im Cockpit...

Und das klang dann so bei Herrn Räikkönen am Funk (Großbuchstaben = Kimi schreit): "Steering Wheel! Tell some... Steering Wheel! Yeah. Gimm... Steering Wheel. Ey. EY! STEERING WHEEL! Somebody tell him to give it to me. COME ON!!! Move!"

Top: Bestes Rennen seit Jahren

Baku war einfach mal das spannendste Rennen der letzten Jahre. Punkt. Da reicht es schon, ein paar Begriffe einzuwerfen. Vettel-Ausraster, Verstappen-Motorschaden, Finnen-Kollision, Hamilton-Headrest, Stroll-Podium, Force-India-Crash, Safety-Car-Orgie, Alonso-Punkte. Eigentlich schon fast zu viele spannende Themen für nur ein Rennen. Nach Baku 2016 hatten die meisten mit einem weiteren lahmen Rennen gerechnet - es wurde ein Klassiker für die Geschichtsbücher. Baku 2018 - die Messlatte liegt jetzt hoch. Unter welchem Grand-Prix-Namen auch immer.

Top: Sauber in Baku

Sauber ein Top? Klar, aber nicht wegen Pascal Wehrleins zehntem Platz - was natürlich auch stark war. Nein, vielmehr top für die Schweizer war, dass das Chaos-Rennen völlig das Chaos innerhalb des Rennstalls hat vergessen lassen. Monisha Kaltenborn hat Sauber letzte Woche völlig überraschend verlassen. Na, wer erinnert sich noch daran? Ein schönes Beispiel dafür, wie schnelllebig die Formel 1 doch sein kann...

Flop: Force India ärgert sich über verpassten Sieg

"Das Rennen hätten wir gewinnen können", glaubte Sergio Perez in Baku. Klappte aber nicht, weil ihm ausgerechnet Teamkollege Esteban Ocon zuvor in die Kiste gefahren war. Der Mexikaner war alles andere als glücklich über die Aktion nach dem Rest-Start zur 20. Runde. "Unlogisch, was er da gemacht hat", ärgerte sich Perez. Ocon: "Kann bei einem Re-Start passieren." Der zweite Ärger in Folge nach Kanada könnte teaminterne Konsequenzen nach sich ziehen. Hausgemachter Ärger, mit dem Überraschungs-Team Force India nur sich selbst schadet.

Flop: Fernando Alonso ärgert sich über verpassten Sieg

"Das Rennen hätten wir gewinnen können", glaubte Fernando Alonso in Baku. Moment, hatte nicht Sergio Perez das Rennen gewinnen wollen? Bedingt durch das komplette Chaos gab es so einige potenzielle Sieger. Da traute sich selbst ein McLaren-Fahrer, von Gewinnen zu sprechen. Tatsächlich fuhr Alonso sogar eine Weile auf Platz fünf herum - vor sich Piloten, die später wegen Crashes, Problemen und Strafen zurückfielen. Dumm nur, dass Alonso letztendlich von der Realität eingeholt - und von der Konkurrenz auf der Geraden überholt wurde. Da waren auch die ersten WM-Punkte des Jahres für McLaren nur wenig versöhnlich.

Flop: Horner ärgert sich über verpassten Sieg

Zwar hat Daniel Ricciardo in Baku gewonnen, aber es hätte auch Max Verstappen sein können. Davon war Teamchef Christian Horner felsenfest überzeugt. Moment, hatte nicht Sergio Perez das Rennen gewinnen wollen? Oder Fernando Alonso? Wir stellen langsam fest: Am Sonntag hätte so ziemlich jeder gewinnen können, Ausfall hin oder her. Verstappen war das ganze Wochenende schneller als Ricciardo. Wäre da nicht dieser Motorschaden bei Max gewesen. Der nächste. Vierter Ausfall dieses Jahr. Max hat die Nase voll. Noch mehr, weil ausgerechnet der Teamkollege von Podest zu Podest hüpft und andere aus seinem Schuh trinken lässt.

Flop: Vettel redet sich raus

Sebastian Vettel war zumindest vor den TV-Kameras der Verlierer im Duell mit Hamilton. Der Brite hatte Seb nach dessen Rammstoß-Ausraster vorgeworfen, ein schlechtes Vorbild für junge Rennfahrer zu sein. Als Vettel mit diesem harten Vorwurf konfrontiert wurde, musste er lange über eine Antwort nachdenken. "Formel 1 ist für Erwachsene", fiel ihm nur ein. Auffällig war, dass der Ferrari-Pilot alles tat, um der Rammstoß-Frage auszuweichen. Vettel wusste wohl: Sagt er in dieser Situation etwas Falsches, könnte eine nachträgliche Ermittlung seitens der FIA eingeleitet werden.

Flop: Kimi und Valtteri schon wieder

Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas tragen zumindest in der Theorie einiges dazu bei, dass sie bei ihren jeweiligen Rennställen nur die Nummer 2 sind. Tatsächlich machen sich die beiden Finnen untereinander das Leben schwer. "Nicht schon wieder dieser Kerl", schimpfte Räikkönen entsprechend nach der Kollision mit Bottas in Kurve zwei nach dem Start. Schon in Spanien waren die beiden aneinander gerasselt. Der Finnen-Clash bekommt langsam eine echte Historie. Russland 2015, Mexiko 2015, Spanien 2017 und jetzt wieder. Was würde wohl bei einem Rennen in Finnland passieren?