Felipe Massa kann die Forderungen nach einer gefährlicheren Formel 1 nicht verstehen. Vor dem Rennen in Spielberg sprach er ausführlich über seine Sicht der Dinge. Er sieht zwar ein, dass schnellere Autos interessanter und physisch anspruchsvoller sind, aber die Lösung für die Krise sind sie seiner Ansicht nach nicht. "Die Änderungen müssen intelligent sein", forderte er immer wieder.

"Wenn die Autos fünf Sekunden schneller sind und es weniger Überholmanöver gibt als jetzt, werden sich die Leute ohnehin wieder beschweren", meinte er. "Es macht keinen Sinn, die Autos nur schneller zu machen. Wenn man drei Sekunden schneller ist, versteht das keiner vor dem Fernseher. Man muss die Show verbessern."

Als positives Beispiel nannte Massa die NBA Playoffs. Er habe verfolgt, was sich auf instagram tat. "Es ist unglaublich, wie sie dem Wettbewerb auf die Sprünge helfen. Bei einem Spiel gibt es auf instagram so viele Dinge für die Leute - das brauchen wir hier auch!" Massa schlägt vor, sich auch bei anderen Sportarten umzusehen und das zu kopieren, was den Fans gefällt. "Wir müssen natürlich auf der technischen Seite etwas tun, aber man muss auch am ganzen Wochenende arbeiten", forderte er. "Die Leute wollen Wettbewerb sehen, Überholmanöver, Kämpfe... Darauf müssen die Änderungen abzielen."

"Wenn Kimi oder Niki Lauda sagen, dass es gefährlicher sein muss, dann stimme ich dem nicht zu. Ich glaube, es muss einfach besser werden, es muss intelligenter sein", erläuterte er. In der Formel 1 habe es bereits viele Regeländerungen gegeben, die aber bisweilen in der Realität nichts geändert hätten.

Verklärte Vergangenheit

Eine Haltung kann Massa am wenigsten nachvollziehen: Früher war alles besser. Der Brasilianer zeigte anhand des 20. Jahrestags von Ayrton Sennas tödlichem Unfall, warum das nicht stimmt. Dabei ging es ihm nicht um das Thema Sicherheit, sondern die Wettbewerbsdichte. "In Brasilien haben sie zum 20. Jahrestag von Sennas Unfall alle Rennen gezeigt. Ich habe mir die meisten seiner Rennen angesehen. Es war viel schlimmer als heute! Im Qualifying betrug der Abstand zum Dritten vielleicht 1,5 Sekunden. Sie haben den Dritten in jedem Rennen überrundet!", zeigte er auf.

"Die Abstände waren also viel größer als heute, aber wenn man mit den Leuten spricht, sagen sie immer, dass die Vergangenheit unglaublich war. Schaut euch das an und dann vergleicht das mit heute!" Man sollte seiner Ansicht nach nicht zurückblicken, ohne sich genau daran zu erinnern, wie es wirklich war. "Es sieht interessanter aus, weil die Strecken schlechter, welliger waren. Wenn man das Auto beim Fahren sieht, wirkt es wegen des welligeren Asphalts schwieriger", sagte er. "Ich glaube nicht, dass die FIA die Strecken ändern und wieder gefährlicher machen würde. Das wäre nicht korrekt."

Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob er in einen Boliden mit den Sicherheitsstandards vom Ende der 90er Jahre steigen würde, meinte Massa: "Ja, sicherlich würde ich ins Auto steigen." Das soll aber nicht heißen, dass er sich die damaligen Standards zurückwünschen würde. "Es wäre dumm, etwas gefährlich zu machen. Wollt ihr sehen, dass sich Fahrer verletzen? Warum müssen wir dann etwas ändern?"

Massa ist nicht der Ansicht, dass Unfälle wie der von Max Verstappen in Monaco passieren, weil die Fahrer sich zu sicher fühlen und damit zu viel Risiko eingehen. "Nein, das denke ich nicht. In meinem ersten Jahr habe ich viele solcher Fehler gemacht. Ich war 20 Jahre alt. Schaut euch die GP2 oder andere Nachwuchsserien an... Sie fliegen ab, sowas passiert. Mit der Erfahrung wird man besser."