Spektakuläres Fahren am Limit über den gesamten Stint hinweg - davon träumen Fahrer und Fans. Zwar stehen die Pirelli-Reifen seit dem vergangenen Jahr nicht mehr so im Fokus wie noch die Jahre zuvor, doch noch immer müssen die Fahrer den größten Teil des Stints ihr Reifenmaterial managen. Die Strategy Group diskutierte daher eine mögliche Rückkehr zu mehreren Reifenherstellern, wie es bis 2006 der Fall gewesen ist. Für 2017 entschied man sich jedoch dagegen, ein Reifenkrieg könnte also frühestens 2020 zurückkehren. Doch die Fahrer zeigen sich überwiegend angetan von der Perspektive, im Reifensektor wieder Wettbewerb zuzulassen.

Wettbewerb in der Natur des Motorsports

"Der Grip war einfach fantastisch, als wir den Kampf zwischen den Reifenherstellern hatten", erinnerte sich Felipe Massa an die Anfangszeit seiner Karriere zurück, als Michelin und Bridgestone sich ein erbittertes Wettrüsten lieferten. Mehr Grip, obschon die Reifen damals noch Rillen hatten. "Aus Fahrersicht war das sicherlich besser", fügte der Brasilianer hinzu. Lewis Hamilton findet, dass die Liberalisierung des Reifenmarktes eigentlich die DNA der Formel 1 widerspiegeln würden: "Leider bin ich nie zu dieser Zeit zum Fahren gekommen, aber das würde die Technologie pushen. So machen es die Teams ja auch - sie pushen sich gegenseitig."

18-Zoll-Test: Der aktuelle Trend geht eher in Richtung Experimente mit einem Hersteller, Foto: Motorsport-Magazin.com
18-Zoll-Test: Der aktuelle Trend geht eher in Richtung Experimente mit einem Hersteller, Foto: Motorsport-Magazin.com

Pastor Maldonado stimmte zu: "Es macht immer Spaß, Wettbewerb in der Formel 1 zu sehen. Wettbewerb zwischen Fahrern, Teams, verschiedenen Zulieferern und vielleicht den Reifenlieferanten macht immer Spaß." Auch Max Verstappen zeigte sich nicht abgeneigt: "Es ist immer gut, ans Limit zu gehen und das ist bei den Reifen nicht anders. Sich gegenseitig anzutreiben und die Reifen immer weiter zu verbessern - es wäre großartig, das wieder zu sehen."

Nicht wirklich positionieren wollte sich Sergio Perez, der für einen reifenschonenden Umgang bekannt ist: "Wenn es gut für den Sport ist, wäre ich definitiv dafür." Stattdessen wollte er sich aber lieber auf die jetzigen Schlappen konzentrieren: "Ich denke, es gibt definitiv Raum, unseren jetzigen Reifen zu verbessern."

Finanzkrise macht Reifenkrieg unwahrscheinlich

Felipe Massa 2005 bei Sauber: Vom Grip schwärmt er noch immer, Foto: Sutton
Felipe Massa 2005 bei Sauber: Vom Grip schwärmt er noch immer, Foto: Sutton

Doch auch die Befürworter des Reifenkrieges sehen die Lage realistisch. "Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, mehr als einen Reifenhersteller zu haben", sagten Hamilton und Massa unisono. "Man muss nachdenken", warf Maldonado ein, "weil - wie jeder weiß - die ökonomische Situation in der Formel 1 nicht die beste ist; das wäre ein Punkt, um den man sich wahrscheinlich streiten würde."

"Es wäre einfach zu teuer", fuhr Felipe Massa fort. "Wenn man nur einen Hersteller hat, dann ist es immer dasselbe für alle, egal was er macht. Deshalb geben sie viel weniger Geld dafür aus." Aufgrund der derzeitigen Lage der Formel 1 konnten sich auch die Befürworter nicht vorstellen, dass es bald wieder zu einem Wettrüsten im Reifensektor kommen würde. Als erstes müsste die Finanzkrise überwunden werden.

Als einziger Fahrer positionierte sich Daniil Kvyat aus sportlichen Gründen gegen eine Aufhebung des Reifenmonopols: "Wenn man zwei verschiedene Lieferanten hat und einer den besseren Job macht, dann haben einige Teams einen Nachteil. Wir haben einen Lieferanten, der uns einen starken Reifen mit gutem Grip liefert und ich denke, das ist okay so", schickte er ein seltenes Lob in Richtung Pirelli.