Noch keine Bestzeit in diesem Winter, doch schon jetzt ist klar: Mercedes bleibt der große Favorit für die Saison 2015. In Barcelona spulte das Weltmeister-Team nun schon die ersten Rennsimulationen ab, um sich für den Saisonstart in Melbourne vorzubereiten. Die allgemeine Annahme im Fahrerlager: Mercedes steht weiter an der Spitze, doch die Konkurrenz um Ferrari und Red Bull befindet sich auf dem Vormarsch. Vor allem die Scuderia mit Superstar Sebastian Vettel scheint mit erstarkter Power Unit dichter herangerückt zu sein.

"Es scheint, als hätte Ferrari den größten Schritt gemacht. Da sind unsere Augen im Moment weit offen", sagte Nico Rosberg am Freitagabend nach seiner Halbtagsausfahrt in Barcelona. "Die anderen Teams haben wirklich nachgelegt. Die Rundenzeiten haben uns überrascht. Aber es hängt auch davon ab, wie viel Benzin die anderen an Bord hatten." Am zweiten Tag der Barcelona-Tests erzielte Daniel Ricciardo die Bestzeit im Red Bull - die erste des Teams seit dem Silverstone-Test im Juni 2013.

Ferrari lässt sich nur ungern in die Karten schauen, Foto: Ferrari
Ferrari lässt sich nur ungern in die Karten schauen, Foto: Ferrari

Pole-Zeiten beim Test

Was Rosberg mit den Rundenzeiten meint: Die besten fünf Zeiten am Freitag hätten vergleichsweise beim Spanien Grand Prix im vergangenen Jahr alle für die Pole Position gereicht. Mercedes hingegen lässt es weiter ruhig angehen, weder Rosberg noch Teamkollege Lewis Hamilton konnten bislang mit Bestzeiten glänzen. Grund zur Panik gibt es allerdings nicht in Brackley und Brixworth, der Silberpfeil besticht wieder einmal durch Konstanz. "Ich bin nie zufrieden mit der Power", sagte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es so ans Laufen bekommen wie wir wollen. Die Dinge verbessern sich."

Teamkollege Hamilton, der bei Mercedes am Freitagnachmittag das Steuer übernahm, machte unterdessen keinen Hehl daraus, dass Mercedes noch nicht auf Spitzenzeiten aus ist. "Ich habe noch nicht damit begonnen, das Auto für mich zu perfektionieren. Schnelle Runden sind für das Qualifying am Samstag", sagte der Weltmeister. "Ich weiß nicht genau, wo wir im Vergleich zu den anderen stehen. Beim ersten Test ging es nur darum, viele Runden abzuspulen. Heute war es genauso. Wir konzentrieren uns nur auf unsere eigenen Aufgaben."

Wie viel Boden hat Ferrari auf Mercedes gut gemacht?, Foto: Sutton
Wie viel Boden hat Ferrari auf Mercedes gut gemacht?, Foto: Sutton

Mercedes schaut nur

Laut Niki Lauda verzichtete Mercedes darauf, mit neuen Teilen für das Auto in Barcelona anzurücken. Updates seien erst bei den zweiten Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya geplant. "Wir fahren hier Longruns, das ist unser Hauptthema, das es abzuarbeiten gilt. Das haben wir unter Dach und Fach gebracht", erklärte der Österreicher das Programm im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Um die Zeiten der Konkurrenz scherte sich Lauda zumindest nach außen hin nicht: "Die fahren, aber wir machen zuerst nichts und schauen, wie die Longruns funktionieren. Beim nächsten Test werden wir schauen, ob es überhaupt notwendig ist."

Ferrari gilt aktuell als größte Überraschung des Winters und hat laut ersten Prognosen zusammen mit Red Bull und Williams die Verfolgerrolle auf Mercedes eingenommen. Bei den Italienern herrscht momentan gute Stimmung, doch die Euphorie hält das Team bewusst am Boden. Die Scuderia hat aus den vergangenen Jahren gelernt - diesen Part übernehmen jetzt allerdings andere. "Ferrari sah schon in Jerez stark aus", sagte Ricciardo. "Ich denke, es wird sehr eng mit uns, Williams und Ferrari. Es sieht so aus, als wären wir alle auf recht ähnlicher Pace."

Bestzeit für Daniel Ricciardo am Freitag, Foto: Sutton
Bestzeit für Daniel Ricciardo am Freitag, Foto: Sutton

Um Williams war es bislang recht ruhig im Verlauf der Testfahrten. Nach der überragenden Saison 2014 sind die Ansprüche allerdings gestiegen - und die Männer aus Grove sehen sich gut aufgestellt. "Man muss annehmen, dass Mercedes das beste Auto hat, aber wir sind mit dabei", sagte Felipe Massa am Freitagabend. "Wir müssen nur die richtige Zeit abwarten. Vor Australien werden alle für das Qualifying trainieren, dann erhält man eine bessere Vorstellung. Heute haben Red Bull und Ferrari definitiv gute Rundenzeiten erzielt."