Es ist amtlich: Ferrari beendete zum ersten Mal seit 1993 eine Saison ohne Sieg. Es hätte beim Finale in Abu Dhabi schon eines mittelgroßen Motorsportwunders bedurft, um diese nahezu historische Niederlage noch abzuwenden. Doch Fernando Alonso und Kimi Räikkönen demonstrierten einmal mehr, dass Ferrari momentan nur biederes Mittelmaß ist und überquerten die Ziellinie an neunter beziehungsweise zehnter Stelle.

"Heute wussten wir, dass es ein sehr schwieriges Rennen werden würde. Das Auto und das gesamte Paket waren nicht auf dem Level, um wie für gewöhnlich den vierten, fünften oder sechsten Platz zu belegen", bilanzierte Teamchef Marco Mattiacci. Immerhin gelang es, den vierten Rang in der Konstrukteurs-Wertung zu verteidigen. "Das ist kein Grund zum Feiern, aber das war das Ziel."

Vettel muss Geduld haben

Damit Ferrari so rasch wie möglich wieder an einstige Erfolge anknüpfen kann, wurde das Team seit Mattiaccis Amtantritt im April sukzessive umgekrempelt und sowohl in Personal als auch Infrastruktur investiert. "Unser Ziel ist es, so bald wie möglich eine sehr effektive Organisation zu kreieren, um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen", gab der Italiener, der die Verpflichtung weiterer Mitarbeiter andeutete, die Marschroute vor.

Zwar sei es noch zu früh für eine Beurteilung, doch der neue Wagen, der den Projektnamen 666 trägt und dessen Entwicklung ausgesprochen früh begann, sehe vielversprechend aus, verriet Mattiacci. "James Allison und seine Leute machen einen großartigen Job. Wir haben sehr hart gearbeitet und ich bin positiv gestimmt, aber noch einmal: Wir sind erst am Anfang."

Damit die Tifosi wieder Siege bejubeln dürfen, engagierte Ferrari Sebastian Vettel, der in Maranello für drei Jahre unterschrieb. Der vierfache Weltmeister soll einen entscheidenden Anteil zum Wiedererstarken der Scuderia beitragen, doch wie das gesamte Team sei auch er sich bewusst, dass dies ein langwieriger Prozess sei und nicht von heute auf morgen geschehen werde, hielt Mattiacci fest.

Alonso und Räikkönen rieben sich im Mittelfeld auf, Foto: Sutton
Alonso und Räikkönen rieben sich im Mittelfeld auf, Foto: Sutton

Mattiacci vor Abschied?

"Man hat heute gesehen, dass der Abstand sehr beeindruckend ist. Wir müssen einen großen Sprung machen und die Zeit läuft gegen uns", erläuterte er mit Blick auf die Konkurrenz. "2015 wird eine herausfordernde Saison." Doch wird Mattiacci im nächsten Jahr überhaupt noch auf der Ferrari-Kommandobrücke stehen? Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass der 43-Jährige von Marlboro-Chef Maurizio Arrivabene abgelöst werden soll.

"Ich bin über diese Frage sehr verwundert", antwortete Mattiacci nach dem Abu Dhabi GP angesprochen auf die Gerüchte. "Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich momentan genauso wie am ersten Tag, als ich zur Scuderia kam, darauf fokussiert bin, hart zu arbeiten. Ich bin selig, arbeite extrem hart und werde weiterhin extrem hart arbeiten."

Weiter geht es für Ferrari - definitiv noch mit Mattiacci - bereits am Dienstag. In Abu Dhabi heulen für zwei Tage zu Testzwecken noch einmal die Motoren auf, ehe sich die Formel 1 in die Winterpause verabschiedet. Neben Kimi Räikkönen wird für die Scuderia Nachwuchsmann Raffaele Marciello im Einsatz sein, da Red Bull Sebastian Vettel die Teilnahme an den Testfahrten untersagte.