Fernando Alonso wurde in Abu Dhabi von den Gefühlen übermannt. Nicht etwa, weil ihm angesichts seines neunten Platz es zum Weinen zumute gewesen wäre, sondern ob der Tatsache, dass er nach fünf bewegten Jahren sein letztes Rennen für Ferrari bestritt. "Es war emotional", gab der Spanier zu. "Der schlimmste Moment war im Grid. Als ich ins Auto sprang, wir den Motor anließen und die Mechaniker die Decken von den Reifen zogen, sah ich die Gesichter der beiden Jungs an den Vorderreifen und sie sahen mich mit leuchtenden Augen an. Es war hart, den ersten Gang einzulegen und in die Formationsrunde zu starten."

Als Mensch und Fahrer gereift

Allzu viel gab es für Alonso in der abgelaufenen Saison nicht zu feiern, lediglich zwei Mal stand er auf dem Podium. Sein persönliches Highlight des Jahres 2014 war der Große Preis von Ungarn, den er bis wenige Runden vor dem Fallen der Zielflagge anführte und letztlich als Zweiter beendete. "Das war der beste Moment der Saison", bestätigte der Spanier. Weitere Höhepunkte waren nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch aus jener der gesamten Scuderia Mangelware. Geschuldet war dies einer ganzen Fülle von Schwierigkeiten. "Wenn man wie wir weit zurückliegt, fehlen viele Dinge und es gibt nicht nur ein Problem", betonte Alonso. "Hoffentlich läuft es für Ferrari nächstes Jahr besser."

Alonso hatte 2010 einen Vertrag in Maranello unterschrieben, um Ferrari zum Weltmeistertitel zu führen, dieses Ziel blieb ihm jedoch verwehrt. Dennoch möchte er die Zeit keinesfalls missen und gab seiner Laufbahn in Rot die Note Neun von Zehn. "Ich weiß, das erscheint viel, aber das ist meine Meinung", erklärte er. "Ich bin als Fahrer und Mensch gereift, habe mit unglaublichen Leuten gearbeitet und bin mit dem Herzen auf dem besten Level meiner Karriere gefahren."

Dabei plagten Alonso durchaus Zweifel, nicht zuletzt als feststand, dass er mit Kimi Räikkönen einen äußerst starken Teamkollegen erhalten würde. "Ich war nur zwei Mal auf dem Podium, habe aber das Qualifying-Duell 16:3 gewonnen und war im Rennen 17:2 vorne", zeigte er sich mit seiner Bilanz allerdings zufrieden. "Ich bin stolz auf das Team und die Dinge, die wir zusammen erreicht haben." Dafür, dass es nie zum Titel reichte, sei nicht zuletzt die dominante Konkurrenz in Gestalt von Red Bull und Mercedes in den letzten Jahren verantwortlich gewesen.

Alonso trat mit einem von den Teammitgliedern signierten Helm an, Foto: Sutton
Alonso trat mit einem von den Teammitgliedern signierten Helm an, Foto: Sutton

Ferrari ist immer Favorit

Nach einer solch langen Zeit bei ein und demselben Team ist es nur verständlich, dass der Abschied nicht leicht fällt. Deshalb gab Alonso Ferrari einen Rat, was es in Zukunft gelte besser zu machen, um wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. "Was wir in diesen fünf Jahren vermisst haben, ist mehr Performance im Auto", betonte er. "Bei den technischen Ressourcen waren wir in puncto Aerodynamik und Power Units manchmal nicht auf dem Top-Level." Dennoch sei es lediglich eine Frage der Zeit, bis Ferrari wieder Rennen gewinnen werde. "Nächstes Jahr werden sie wieder Favorit sein, denn Ferrari ist zu Beginn jeder Saison Favorit", lächelte Alonso. "Das müssen sie sein, denn jeder erwartet, dass Ferrari in der Formel 1 gewinnt. Nächstes Jahr werden sie sehr stark sein."

Noch ist es nicht offiziell, doch Alonso wird 2015 für McLaren an den Start gehen. Bereits 2007 fuhr er für den britischen Rennstall, ehe man sich im Streit trennte. Besteht angesichts dieser Historie die Möglichkeit, den Spanier irgendwann wieder einmal in Diensten von Ferrari zu sehen? "Momentan ist es keine Option, denn wenn man sich verabschiedet gibt man nicht fünf Minuten später bekannt, dass man zurückkommt", betonte er, wies jedoch darauf hin, dass er nach seinem McLaren-Intermezzo vor sieben Jahren auch zu Renault zurückgekehrt war. "Normal kehre ich an die Orte zurück, an denen ich gearbeitet habe, das ist ein gutes Zeichen", meinte der Asturier und streute seinem nunmehrigen Ex-Team Rosen: "Jeder Fahrer sollte ein Jahr für Ferrari fahren, denn es ist eine einzigartige Erfahrung."

Alonso will wie Massa einen Schritt nach vorne machen, Foto: Sutton
Alonso will wie Massa einen Schritt nach vorne machen, Foto: Sutton

Vorbild Massa

Alonso feierte bislang 32 Siege, sein letzter Triumph liegt jedoch bereits anderthalb Jahre zurück. Der Spanier lechzt daher nach Erfolgen. "Ich vermisse, es auf dem Podium zu stehen, ich vermisse es, mit Champagner zu feiern, ich vermisse es, Rennen und Titel zu gewinnen", gab er wehmütig zu, wenngleich er im selben Atemzug einräumte, dass es schwierig werden dürfte, den Rückstand auf Mercedes wettzumachen. "Ein neues Projekt bringt mich dieser Möglichkeit näher. Vielleicht nicht innerhalb eines Jahres, aber ich habe keine Zweifel, dass ich in Zukunft wieder darum kämpfen werde", freut sich der 34-Jährige auf seine neue Aufgabe bei McLaren.

So schwer es auch gewesen sei, Ferrari den Rücken zu kehren und nicht mehr den roten Overall zu tragen, die Aussicht auf Erfolge bekräftigte Alonso in seinem Entschluss weiterzuziehen. Lange Jahre fuhr der Spanier an der Seite von Felipe Massa, der die Scuderia im Vorjahr verlassen musste und daraufhin bei Williams anheuerte, das 2014 über einen besseren Wagen als Ferrari verfügte. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung, aber ich denke, Felipe ging es im letzten Jahr genauso", sagte Alonso mit Blick auf seinen Ex-Stallgefährten. "Heute ist er Zweiter, steht auf dem Podium und ich bin Zehnter."