Die Form des neuen Weltmeisterteams ist bestechend. Rückenwind wäre eine deutliche Untertreibung, wenn es darum geht, mit welcher Motivation die Stuttgarter ins texanische Austin reisen. Mercedes hat einen wahren Orkan im Rücken. Fahrer und Verantwortliche strotzen vor dem US Grand Prix nur so vor Selbstbewusstsein.

Lewis Hamilton bezeichnete den Titelgewinn der Konstrukteure am Schwarzen Meer als unglaublichen Moment. Die Atmosphäre sei nach seinem Sieg und der eingefahrenen Meisterschaft fantastisch gewesen. Nico Rosberg war stolz und ergriffen, ob des ersten Hersteller-Titels für Mercedes-Benz in der Formel 1 und auch Motorsportchef Toto Wolff verwies auf die unglaubliche Atmosphäre in Brackley, Brixworth und Stuttgart.

Nach dem Rennen ließ die Mercedes-Mannschaft die Korken knallen, Foto: Mercedes-Benz
Nach dem Rennen ließ die Mercedes-Mannschaft die Korken knallen, Foto: Mercedes-Benz

Doch trotz all der Freude über den Konstrukteurs-Titel ist die Fahrer-Weltmeisterschaft drei Rennen vor Schluss noch offen und beide Mercedes-Piloten kämpfen um die Krone in der Königsklasse - ein Duell in Wild-West-Manier? In Austin hofft Lewis Hamilton auf einen Big-Point im Titel-Rennen. Nico Rosberg will hingegen den Bock kurz vor Toresschluss noch einmal umstoßen.

Fahrer mit unterschiedlichen Erfahrungen im Wilden Westen

"Für mich ist das eines der besten Wochenenden des Jahres. Ein Großteil der amerikanischen Seite meiner Familie kommt zu diesem Rennen. Außerdem habe ich 2012 den ersten Formel 1 Grand Prix auf dieser Strecke gewonnen", berichtet der WM-Führende Lewis Hamilton. In der Saison 2012 kürte sich der Brite, der damals noch in den Diensten von McLaren stand, zum Premieren-Gewinner auf dem Circuit of the Americas. "Für mich ist es also ein besonderes Rennen. Ich reise gerne dorthin und freue mich auf ein weiteres großartiges Rennen."

Nico Rosbergs Erfahrungen auf dem Kurs vor den Toren Austins sind weniger von Erfolg gekrönt: Im vergangen Jahr erreichte der Deutsche lediglich Platz neun. Beim Premieren-Rennen in der Saison 2012 verfehlte Rosberg die Punkte mit Platz 13 deutlich. Keine guten Vorzeichen für den Zweiten im Gesamtklassement. Trotzdem gibt sich Rosberg optimistisch: "Ich hatte dort bislang nicht unbedingt meine besten Rennen. Aber ich bin fest entschlossen, das in diesem Jahr zu ändern." Die Fahrer-Weltmeisterschaft sei weiterhin offen und er werde den Kampf bis zur Zielflagge in Abu Dhabi fortsetzen, gibt sich Rosberg weiter forsch.

In Russland zeigte Rosberg Nerven, Foto: Sutton
In Russland zeigte Rosberg Nerven, Foto: Sutton

Motorsportchef Toto Wolff lässt beiden Duellanten vor dem Rennen in den Vereinigten Staaten die lange Leine und verspricht seinen beiden Piloten die bestmögliche Basis für einen spannenden WM-Kampf.

Lowe: Auf alle Eventualitäten eingestellt

Keine Sorgenfalten dürften sich auf der Stirn bei Paddy Lowe, dem technischen Direktor bei Mercedes, abzeichnen. "Die Rennstrecke ist großartig. Sie stellt hohe Anforderungen an alle Aspekte des Fahrzeugs. Deshalb werden wir unser Bestes geben, um uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten und erneut ein starkes Ergebnis einzufahren", sagte Lowe in Bezug auf das besondere Layout des Kurses.

Mercedes: US-Bilanz

Mercedes in den USA: Die Silberpfeile waren 2012 als Werksteam zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten unterwegs. Nico Rosberg als 13. und Michael Schumacher als 16. verpassten die Punkte deutlich. Im Vorjahr lief es hingegen besser. Während Rosberg Neunter wurde, erreichte Lewis Hamilton den vierten Rang.

Lewis Hamilton in den USA: Der Brite fühlt sich in den Staaten durchaus wohl. Hamilton triumphierte für McLaren sowohl 2007 beim Abschied aus Indianapolis als auch 2012 bei der Austin-Premiere. In der vergangenen Saison verpasste er das Podium hingegen als Vierter.

Nico Rosberg in den USA: Rosberg holte im Vorjahr bei seinem vierten Anlauf zum ersten Mal Punkte in den USA. Über den neunten Platz kam der Mercedes-Pilot allerdings nicht hinaus.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Der Kuschelfaktor bei Mercedes ist nach dem Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeister hoch - zu hoch. In den Wochen nach dem Sieg in Sochi rückte die Selbstbeweihräucherung der Stuttgarter zu sehr in den Vordergrund, sodass die Brisanz der Fahrer-WM etwas aus den Augen verloren wurde. Unverständlich, wenn man die Ausgangslage vor dem US-GP betrachtet: Nico Rosberg steht mit dem Rücken zur Wand. Für ihn ist es Fünf vor Zwölf. Die Form von Teamkollege und WM-Widersacher Lewis Hamilton ist bestechend, weshalb Rosberg schleunigst den Schalter umlegen muss - auch um den kapitalen Bock von Kurve eins in Sochi vergessen zu machen und Hamilton nicht gänzlich enteilen zu lassen. Deshalb ist das Rennen in Texas trotz WM-Wohlfühlfaktor ein Schlüsselrennen in der-Fahrer-Weltmeisterschaft. (Sebastian Knost)