Vier Mal in Folge triumphierte Red Bull in der Konstrukteurs-Wertung, doch seit dem Rennen in Sochi steht fest, dass Mercedes der neue Titelträger ist. Schon bei den Testfahrten zu Beginn des Jahres zeichnete sich ab, dass die Saison für Red Bull äußerst schwierig werden würde. Vor allem der Motor bereitete beständig Probleme, sodass die vorzeitige Entthronung für Teamchef Christian Horner nicht überraschend kam.

"Wir hatten ein wenig Zeit, um uns darauf vorzubereiten", meinte der Brite nach dem Rennen in Russland. "Realistisch gesehen seit Februar. Mercedes hat in aller Ehrlichkeit den besten Job in diesem Jahr gemacht." Dass Red Bull den Konstrukteurs-Titel vier Mal in Folge gewann, sei dennoch eine unglaubliche Leistung, strich der Brite hervor.

"Wir hatten ein desaströses Jahr, aber sind noch immer Zweiter", hielt Horner mit Blick auf den aktuellen WM-Stand fest. Red Bull kann Mercedes zwar nicht mehr einholen, doch immerhin droht von hinten nur mehr theoretische Gefahr, denn Williams' Rückstand ist zu groß, als dass der Traditionsrennstall die Lücke in den verbleibenden drei Rennen noch schließen wird.

"Wir sind das einzige andere Team, das einen Grand Prix gewonnen hat - um genau zu sein drei in diesem Jahr", wollte Horner nicht nur Schwarzsehen, sondern strich auch die positiven Aspekte der Saison hervor. "Dass es uns gelungen ist, uns im Laufe der Saison zu erholen, ist ein Ergebnis, das für sich spricht."

Vettel wartet noch auf den ersten Sieg, Foto: Sutton
Vettel wartet noch auf den ersten Sieg, Foto: Sutton

Kampfansage an Mercedes

Was das nächste Jahr betrifft, hofft Horner, dass Red Bull nicht nur punktuell, sondern kontinuierlich in der Lage sein wird, Erfolge zu feiern. Das Team erhält von Renault den Status eines Werksteams und will den Abstand zu Mercedes deutlich verringern. "Die Power Units sollten sich hoffentlich annähern", so der Brite. "Deshalb sollten wir in der nächsten Saison in der Lage sein, ihnen einen wesentlich größeren Kampf zu liefern."

Wie nahe Red Bull an Mercedes herankommt, wird jedoch auch davon abhängen, ob die F1 Kommission beschließt, dass Weiterentwicklungen der Motoren nicht nur während der Winterpause, sondern auch während der laufenden Saison erlaubt sind. Dazu ist eine einstimmige Entscheidung vonnöten, doch Mercedes ziert sich noch, die Zustimmung zu erteilen, was Horner sauer aufstößt.

"Ich denke, für die Formel 1 ist das wichtig", erklärte der Red-Bull-Teamchef und verwies auf Nico Rosbergs Fahrt in Sochi vom letzten Platz bis auf den zweiten Rang. "Die wahre Performance ist, dass sie durch das Feld fahren können und ich denke, das ist zu sehr aus der Balance - es waren fünf Mercedes-befeuerte Autos in den Top-5."

Angesichts dieser Überlegenheit hofft Horner, dass Mercedes einlenkt und der Konkurrenz erlaubt, die Power Units weiterzuentwickeln. "Mercedes sollte vor dem Wettbewerb nicht Angst haben", sagte der Brite. "Sie machen einen super Job, aber ich denke, es ist wichtig für die Formel 1, dass Ferrari, Renault und Honda die Möglichkeit haben, den Abstand zu schließen, andernfalls werden wir in einer festgefahrenen Position bleiben."

Mercedes fährt in einer eigenen Liga, Foto: Sutton
Mercedes fährt in einer eigenen Liga, Foto: Sutton

Zeitfenster zu schmal

Horner denkt laut eigener Aussage dabei nicht nur an Red Bull, sondern auch an die Fans und sieht den Sport an sich gefährdet. "Es ist einfach, eine Position aus Eigeninteresse zu vertreten, aber für die Formel 1 ist es wichtig, dass es Konkurrenzkampf gibt", stellte er klar. "Die Regeln sind, wie sie im Moment sind, aber ich denke, wir sollten groß genug sein, um sie ein bisschen zu lockern."

Für den Red-Bull-Teamchef steht fest, dass das Fenster im Winter, währenddessen gemäß dem aktuellen Reglement Verbesserungen der Power Units gestattet sind, zu schmal ist. "Man hat bis Februar Zeit und ist dann wieder eingeschränkt", kritisierte er.

Dass Mercedes seinen Vorsprung bei einer Lockerung des Entwicklungsverbots sogar ausbauen könnte, wollte Horner nicht dementieren. "Aber zumindest hätte man die Möglichkeit zu versuchen, sich zu verbessern - momentan ist man an das gebunden, was man hat. Einem sind die Hände hinter dem Rücken gebunden."