Wenn während der Saison ein neuer Fahrer die Bühne der Formel 1 betritt, löst dies ganz natürlich einen großen Hype aus. So erging es Andre Lotterer in Spa-Francorchamps, wo der Deutsche an diesem Wochenende im zarten Alter von 32 Jahren sein Debüt in der Königsklasse gibt. Das mediale Interesse an diesem Donnerstag war groß an dem Mann, der statt Kamui Kobayashi ins Cockpit von Caterham steigt. Lotterer war bedacht darauf, den Ball trotz aller Euphorie erst einmal flach zu halten.

"Es wird sicherlich nicht einfach, erwartet also nicht zu viel von mir", machte der dreimalige Le-Mans-Sieger klar. "Ich muss jetzt erst einmal mit der F1-Welt klarkommen und mich mit dem Auto vertraut machen, um auf einem guten Level zu sein. Wenn es die Möglichkeit gibt, etwas Gutes zu machen, dann wäre ich natürlich bereit dazu. Große Ziele darf man aber nicht von mir erwarten." Lotterer, der mit der Startnummer 45 antritt, hatte nur wenig Zeit, sich auf das Abenteuer Formel 1 vorzubereiten.

Erster GP-Einsatz für Langstrecken-Spezialist Lotterer, Foto: Sutton
Erster GP-Einsatz für Langstrecken-Spezialist Lotterer, Foto: Sutton

Alles ziemlich logisch

Im Simulator von Caterham sammelte er erste Trocken-Erfahrungen mit dem komplizierten Hybrid-Boliden. Zumindest das Antriebskonzept kennt er von seinen Langstreckeneinsätzen mit dem Audi R18 e-tron quattro. "Natürlich sind das alles komplexe Sachen, aber damit bin ich auch im Audi konfrontiert", so Lotterer. "Ich bin es also gewohnt, viel am Lenkrad herumzudrehen." Die ersten Gehversuche im Simulator hätten sich gut angefühlt: "Im Moment ist das alles ziemlich logisch. Mal schauen, ob sich das auf der Strecke auch noch so anfühlt."

Sorgen machte er sich auf jeden Fall nicht vor seinem ersten Einsatz auf der bestens bekannten Strecke mitten in den Ardennen. "Ich traue mir das schon zu", sagte Lotterer selbstbewusst. "Seit ich 16 bin, fahre ich ja ununterbrochen Formelautos. Die Formels in Japan sind auch superschnell."

Lotterer fuhr dieses Jahr bei den 24h von Spa für Audi, Foto: Günter Kortmann
Lotterer fuhr dieses Jahr bei den 24h von Spa für Audi, Foto: Günter Kortmann

Tausendsassa Lotterer

Lotterers F1-Debüt könnte so schnell enden wie es begonnen hat: Nach aktuellem Stand fährt er nur in Belgien mit. Wie es danach bei ihm und Caterham weitergeht, ist derzeit unklar. "Das ist auf jeden Fall eine einmalige Sache", bestätigte er. "Es war immer mein Traum, mal in der Formel 1 zu fahren. Es kam leider ein bisschen später als geplant, trotzdem vielen Dank an Caterham und auch Audi, dass sie mir die Freiheit geben." Der Plan sei nun, dem strauchelnden Caterham auch in der Kürze der Zeit zu helfen.

Der Motorsport-Tausendsassa ist in seiner Karriere schon so ziemlich alles gefahren, was vier Räder hat. Nach der Jahrtausendwende hatte er schon einmal Kontakt mit der Formel 1, als Testfahrer für Jaguar hatte er allerdings keine Einsätze. Das wird sich an diesem Wochenende ändern. "Hoffentlich kann ich dem Team mit meiner Leistung und meiner Erfahrung helfen", sagte Lotterer. "Das ist auch der Grund, warum ich hier bin. Das ist sicherlich keine Spaß-Aktion. Es ist mein Ziel, dieses Wochenende so gut wie möglich zu bestreiten."

Lotterer ist seit Jahren der König von Le Mans, Foto: Audi
Lotterer ist seit Jahren der König von Le Mans, Foto: Audi

Lotterer kennt Spa in- und auswendig. Allein in diesem Jahr bestritt er in Belgien das bekannte 24-Stunden-Rennen im Audi R8 sowie die 6 Stunden im Rahmen der WEC mit dem LMP1-Boliden der Ingolstädter. Einen Vorteil gegenüber seinem unerfahrenen Teamkollegen Marcus Ericsson erwartete er sich jedoch nicht: "Die anderen Fahrer in der Formel 1 kennen Spa auch. Auf den ersten paar Runden fühle ich mich vielleicht ein bisschen mehr daheim als die anderen. Aber das sind alles sehr gute Fahrer und es ist jetzt auch nicht so ein Riesenrätsel, die Strecke zu lernen."