Es ist das Gesprächsthema in der Formel 1: der Zwist zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Zuletzt in Monaco erreichte das Mercedes-Stallduell seinen vorläufigen Höhepunkt. Von Rosbergs angeblicher Kurvenpark-Aktion bis hin zu Hamiltons verweigertem Handschlag - es knistert heftig bei den Silberpfeilen. Nun meldete sich der Leitwolf zu Wort. Und zwar deutlich. "Wir lassen die Jungs mit ihren Spielzeugen spielen, solange sie sie nicht kaputt machen", sagte Toto Wolff. "Natürlich kann es ziemlich angespannt werden, wenn sie so hart Rennen fahren. Die Fahrer wissen aber, dass wir keinen Zwischenfall tolerieren."

Racing: ja - Crash: niemals. So lautet das Motto beim brisantesten Duell des Jahres, das nächste Woche in Kanada seine Fortsetzung finden könnte. Wolff pochte erneut auf den Teamgedanken im bislang erfolgreichsten Jahr des Werksteams. "Beide wissen, dass sie nicht nur sich selbst repräsentieren, und auch nicht nur das Team, sondern vielmehr fast 300.000 Menschen, die weltweit für Mercedes-Benz arbeiten", so der Teamchef. "Unsere Priorität bei jedem Rennen lautet, dass ein Silberpfeil gewinnt - und nicht, welcher Fahrer gewinnt. Wir wollen harten, fairen Wettbewerb sehen, der dem Erfolg des Teams nicht schadet."

Wolff konnte gleichzeitig verstehen, dass sich Rosberg und Hamilton nichts schenken: "Es ist eine intensive Beziehung, aber das ist normal: Beide sind konkurrenzfähige Jungs und sie kämpfen um die Weltmeisterschaft. Sie haben ein konkurrenzfähiges Auto mit genau den gleichen Stärken und Schwächen, also müssen sie jederzeit um jeden kleinen Vorteil kämpfen."

Trotz der kleinen Eskapaden bleibt die Mercedes-Führung weiter ihrem Kurs treu. Eine Stallorder soll es nicht geben, versprach Wolff. "Es gab einige Vergleiche zu dem Senna/Prost-Szenario, was in gewisser Weise ein Kompliment sowohl für Lewis als auch für Nico ist", sagte er. "Bei uns ist die Situation allerdings anders. Die Rennsport-Philosophie von Mercedes-Benz lautet, dass wir unseren Fahrern erlauben, sich miteinander zu messen."

Nach den ersten sechs Rennen des Jahres könnte die Situation kaum delikater sein. Rosberg hat mit seinem zweiten Monaco-Sieg in Folge wieder die WM-Spitze zurückerobert. Sein Vorsprung auf Serien-Sieger Hamilton beträgt vier Punkte. Kein Geheimnis: Der Brite wird alles versuchen, um Rosberg wieder den Schneid abzukaufen. "Lewis hat eine fantastische Erfolgsbilanz in Kanada und Nico das Momentum von seinem Sieg in Monaco", so Wolff. "Wir freuen uns alle auf das nächste Kapitel in der Geschichte dieser Saison." Solange die Story nicht mit einem Crash endet...