Bilder sagen bekanntlich mehr als Tausend Worte, und so musste man sich nach dem Monaco-GP nur das Podium ansehen: Während Nico Rosberg den Jubel herausschrie und mit seinen Mechanikern feierte, schaute Lewis Hamilton drein als würde die Welt für ihn nur mehr aus Freitag dem 13. zu bestehen. Spätestens seit Samstag hat ein Keil die beiden Topfahrer gespalten. Ob dieses Ereignis das Äquivalent zu San Marino 1989 zwischen Ayrton Senna und Alain Prost wird oder sich Rosberg und Hamilton noch einmal aussprechen können, wird die Zukunft zeigen. Eines ist aber klar: Fürs Erste ist Druck auf dem Kessel. Und zwar gewaltig.

Mercedes versucht erst gar nicht mehr, die Ereignisse, die als "Krieg der Sterne" tituliert werden, herunterzuspielen: "Zwischen den Fahrern knistert es nicht ein bisschen, sondern heftig. Das treibt mich in den Wahnsinn, aber so ist Racing eben", sagte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche. Und goss sogar noch nach: "Es mag sein, dass Lewis auf eine Runde eine Zehntel schneller ist und es mag sein, dass Nico konstanter ist." Das wird keiner von beiden Fahrern gerne hören. Auch Toto Wolff machte sich keine Mühe, die Situation herunterzuspielen: "Der Kampf bleibt lebendig, die Emotionen sind intensiv. Hoffentlich wird es die ganze Saison so bleiben."

Hamilton beschwert sich im Teamfunk

Im Rennen war es zunächst aber gar nicht Nico Rosberg, gegen den sich der Zorn Hamiltons richtete. Das Rennen hat nicht gerade zu einer Besserung der Beziehung zwischen dem Engländer und seinem Rennstall beigetragen. Hamilton machte einen erstaunlich nervösen Eindruck am Funk, wies seinen Renningenieur barsch zurecht. Schon in Barcelona war dies zu beobachten, in Monaco beschwerte er sich, dass ihn das Team nicht zu dem von ihm bevorzugten Zeitpunkt vor der Safety-Car-Phase hereingeholt hat. "Das ist ganz normal, wir haben jedes Wochenende Rhetorik am Funk, die für manchen emotional klingt. Aber die Fahrer sitzen alleine im Auto und wissen nicht was passiert", so Wolff.

Manchmal sprechen Bilder Bände, Foto: Sutton
Manchmal sprechen Bilder Bände, Foto: Sutton

Als wäre die Situation noch nicht angespannt genug, bestätigte Niki Lauda, dass Hamilton in Barcelona ein höheres Motorprogramm als verordnet benutzt habe, um Rosberg hinter sich zu halten. Dieser hatte die Order befolgt. Zwischen den Boxencrews bestand bereits seitdem eine ausgeprägte Rivalität. Rosbergs Verbremser im Qualifying von Monaco hat die Situation weiter angeheizt.

Ob Hamilton und Rosberg überhaupt noch miteinander sprechen können? Die Antworten fallen unterschiedlich aus. "Natürlich!", sagte der Rennsieger, "Nein", antwortete Hamilton. Die Ereignisse des Qualifyings haben bei Hamilton Spuren hinterlassen. Die Entschuldigung von Rosberg akzeptierte er nicht, im Gegensatz zu Rosberg, der die Entschuldigung für das höhere Motorenprogramm in Barcelona annahm. Ob Hamilton jemals wieder bei ihm auf eine Frikadelle vorbeischauen würde? "Ich bezweifele das", so der 28-Jährige. Rosberg scheint derjenige zu sein, der versucht, zu beschwichtigen. "Ich sage es nur, wie es ist", entgegnete er.

Kein Einschreiten bis zum Crash

Lewis Hamilton beschwerte sich am Funk, Foto: Sutton
Lewis Hamilton beschwerte sich am Funk, Foto: Sutton

Hat Mercedes die Fahrer noch unter Kontrolle? Als Autoritätsperson sorgte bislang Niki Lauda dafür, dass die Emotionen nicht überkochen. Beide Fahrer haben großen Respekt vor dem dreimaligen Weltmeister und Mercedes-Aufsichtsrat. Er kann Verständnis für Hamilton aufbringen: "Ich wäre auch nicht glücklich wenn ich Zweiter wäre. Aber bei den Emotionen, die die Fahrer in einem Rennen erleben ist so eine Aussage ganz normal, daran ist nichts verkehrt. Er ist nicht unglücklicher als sonst. Er braucht ein bisschen Zeit und feiert hoffentlich eine schöne Party mit Nicole. Dann wird das wieder in Ordnung sein." Emotionen zwischen zwei rivalisierenden Fahrern seien normal, "man muss aber darauf achten, dass es nicht aus dem Ruder läuft."

Sowohl Lauda als auch Toto Wolff akzeptieren hartes Racing, doch der Mercedes-Motorsportchef wird eine Linie ziehen: "Sollte es zu einer Situation kommen, bei der man ganz klar sagen kann, dass einer beiden einen Unfall produziert hat, würde das heißen, dass unser System gescheitert wäre, beide frei fahren zu lassen. Dann würden wir intervenieren und die Sache langweiliger machen." Heißt im Klartext: Stallorder.

Allerdings ist sich der Wolff sicher, dass es gar nicht dazu kommen werde: "Wir sollten nicht so naiv sein, dass die Fahrer so agieren, dass die Rennkommissare einschreiten müssen. Es ist heute nicht mehr so wie zu Zeiten von Senna und Prost. Es wird ganz genau geschaut, was auf der Strecke passiert ist. Deshalb wurde Nicos Vorfall ja auch untersucht." Hamilton und Rosberg seien wie rivalisierende Teenager. "Und das meine ich absolut positiv. Es ist unsere Aufgabe, ihnen eine Umwelt zu geben, in der sie am besten arbeiten. Sie sind sehr verschiedene Charaktere."

Wie wird es also im Krieg der Sterne weitergehen? Für den Großen Preis von Kanada sich Lauda bereits eine Strategie zurechtgelegt, um das Verhältnis zwischen Lewis Hamilton und dem Team zu reparieren: "Ich werde einfach nach Montreal kommen, mich vorher mit den Fahrern treffen, Lewis fragen, wo das Problem liegt und ihm sagen, dass wir das ausräumen sollten." Zwischen Hamilton und Rosberg jedoch herrscht fürs Erste Eiszeit. Und der Mercedes-Führungsriege scheint das zu gefallen: "Wir wollen die Fahrer nicht glattschleifen, sie sollen bisschen für Gesprächsstoff sorgen." Wir freuen uns bereits auf die nächste Episode.